Erlösung (Jussi Adler-Olsen)

Verlag dtv, Juli 2011
Übersetzt von Hannes Thiess
Taschenbuch, 592 Seiten, € 14,90
ISBN 978-3423248525
Hörbuch Download bei Audible € 15,95
Sprecher: Wolfram Koch

Genre: Thriller


Klappentext

Der Hilfeschrei im Inneren einer verwitterten Flaschenpost blieb jahrelang unentdeckt. Dann landet die Botschaft im Sonderdezernat Q für unaufgeklärte Fälle. Ihre mühsame Entzifferung führt Carl Mørck und seinen Assistenten Assad auf die Spur eines entsetzlichen Verbrechens: Der Hilfeschrei, mit menschlichem Blut geschrieben, ist offenbar das letzte Lebenszeichen zweier Jungen, die Jahre zuvor entführt worden waren. Doch wer sind diese Jungen? Warum haben ihre Eltern nie eine Vermisstenanzeige aufgegeben? Sind sie womöglich noch am Leben? Bald steht fest: der Täter läuft noch immer frei herum.


Der Autor

Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film und arbeitete in vielen verschiedenen Berufen. 1997 erschien sein erster Roman ‚Alfabethuset`, der nach Schweden, Holland und Finnland, Spanien, Südamerika und Norwegen verkauft wurde. Dann folgten die Kriminalromane ‚Firmaknuseren' (2003) und ‚Washington Dekretet' (2006), bevor Adler-Olsen 2007 mit „Erbarmen“, dem ersten Fall für Carl Mørck vom Sonderdezernat Q, einen Riesenerfolg hatte. 2008 stürmte er auch mit „Schändung“, dem zweiten Fall für Carl Mørck, die Bestsellerlisten und gilt seither als bestverkaufter dänischer Krimiautor. Jussi Adler-Olsen ist verheiratet und Vater eines Sohnes.


Rezension

Da findet ein Streifenpolizist in Schottland eine Flaschenpost am Strand und – öffnet sie einfach nicht. Seiner Meinung nach bringt eine Flaschenpost nur unnötigen Ärger, die Absender hätten gerne eine Rückmeldung, wozu er aber keine Lust hat. Also stellt er die Flasche in seiner Wache auf ein Fensterbrett, damit die Schrift so richtig schön verblassen kann. Selbst nach seinem Weggang zeigt niemand Interesse, die Flasche zu öffnen um die Nachricht zu lesen. Erst zehn Jahre später sieht eine Wissenschaftlerin zufällig die Flasche und erkennt auf einen Blick, womit die Nachricht geschrieben wurde – mit Blut. Eine erschütternde Nachricht, von der leider nur noch höchstens die Hälfte lesbar ist. Sie landet in Carl Morcks Dezernat der ungelösten Fälle, wobei Morck dem Fall auch wenige Chancen einräumt, gelöst zu werden. Immerhin ist die Nachricht schon sehr alt und von entführten Kindern ist ihm nichts bekannt. Sowieso möchte er doch wirklich nur die Füße hochlegen und seine Tage am Schreibtisch schlafend verbringen. Aber Rose und Assad geben nicht auf, die Botschaft zu entziffern, sie gehen jedem noch so kleinen Hinweis nach und stoßen tatsächlich schon bald auf eine Spur.

Recht früh wird der Täter ersichtlich, die Durchführung seiner Taten ist perfide geplant. Diesmal geht es um Großfamilien in sogenannten Religionsgemeinschaften, durch eine für ihn geniale Idee bekommt der Täter viel Geld und es dauert lange Zeit, bis überhaupt mal seine Taten das Tageslicht sehen und Zusammenhänge erstellt werden. Dadurch erfährt man aber auch viel über seine Motive für die Untaten, außerdem auch seine Gefühle und Gedanken. Eiskalt ist da noch viel zu warm für ihn. Erschütternd, wie er mit Familien und deren Zusammenhalt umgeht, ohne Gewissensbisse zerstört er Leben und baut in den Familien einen riesigen psychischen Druck auf – davon erholt sich keiner mehr. Bei seinem letzten Coup geht allerdings einiges schief, und Assad und Carl sind ihm schon bald auf den Fersen.

Kopfschütteln lösen allerdings so einige Handlungsweisen aus, nicht nur Carl und Assad benehmen sich selten dämlich und begeben sich bewusst in Gefahr. Einfach ohne nachzudenken stürzen sich Menschen in Gefahr, wo sie es doch wirklich besser wissen sollten. Die Handlungen sind manchmal so haarsträubend, dass sie nur noch hilfloses Kopfschütteln auslösen. Den entführten Kindern nutzt es doch gar nichts, wenn die Mutter sich auf halsbrecherische Weise bewusst in Lebensgefahr bringt. Einem Mann, den man gerade erst kennengelernt hat, droht man auch nicht, niemand weiß, was sich hinter attraktiven Köpfen verbirgt. Dazu kommt noch die Scharade, die Rose mit ihrer Zwillingsschwester Yrsa aufführt, was etwas lächerlich und bisher ziemlich überflüssig anmutet. Es gibt ja noch ein paar Bände, dann erschließt sich vielleicht auch die Motivation, die der Autor mit dieser Person bezweckt. Assad bleibt auch relativ blass in diesem Band, über ihn erfährt man nichts Neues. Trotzdem nimmt das Buch ziemlich an Fahrt auf, ärgerlich, wie oft Assad und Carl den Täter lediglich um Haaresbreite verpassen. Obwohl der Täter so früh bekannt ist, sind doch seine Planungen und Durchführungen der Taten höchst spannend und interessant, ständig erwartet man seine Entdeckung und dass irgendjemand mal genauer hinter die Fassade schaut.

Das Hörbuch wird von Wolfram Koch gelesen, der seine Sache recht gut über die Bühne bringt. Seiner angenehmen Stimme lauscht man gerne, allerdings sollte er es sich in Zukunft verkneifen, wie ein kleines Kind sprechen zu wollen. Das war wahre Qual für die Ohren. Ansonsten moduliert er die einzelnen Personen gut heraus und vermag es den Hörer durchaus zu fesseln.


Fazit

Durch die durchtriebenen und perfiden Handlungen des Täters bekommt das Buch eine ganz eigene Dynamik. Anfangs recht zäh, durch die lange Zeitspanne vom Auffinden der Flaschenpost bis zu ihren Entschlüsselungsversuchen, nimmt es doch schnell an Fahrt auf, nachdem sich die ersten Hinweise herauskristallisieren. Die frühe Kenntnis des Täters schadet nicht, es nervt lediglich das Verwirrspiel um Yrsa und Rose. Unüberlegte Handlungen einzelner Personen wirken lächerlich übertrieben, sie stehlen dem Roman die Glaubwürdigkeit. Einige Kinder überraschen dafür, ihre Logik und ihr Mut sorgen für den nötigen Drive.


Pro und Contra

+ ungewöhnlicher Tathergang
+ perfide Einblicke in die Gedanken des Täters
+ ein ungewohnter Fall
+ wechselnde Erzählperspektiven
+ angenehmer Sprecher

- Handlungen einiger Personen unglaubwürdig und übertrieben
- die Scharade von Rose und Yrsa
- erschreckende Gleichgültigkeit gegenüber den alten Fällen
- Morck und Assad handeln oft skurril und unüberlegt
- der Versuch des Sprechers, wie ein kleines Kind zu klingen

Wertung

Handlung:3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5
Sprecher: 4/5