Rezensionen im November 2011

Liebe LeserInnen,

der letzte Monat des Jahres ist eingeläutet und ihr dürft heute nicht nur das erste Türchen am Adventskalender aufmachen, sondern euch auch über den letzten Monatsrückblick im Jahr 2011 freuen. Stammbesucher wissen jedoch, dass dies nicht der letzte Rückblick des Jahres im Allgemeinen bleiben wird, es gibt also keinen Grund zum Traurigsein – wir haben noch einiges für euch parat. Für den Moment gibt es jedoch erst einmal "nur" die Highlights des Novembers - in dem wir ganz heimlich die 1300 Rezensionen überschritten haben!



Belletristik

Ein spannendes, anrührendes, dramatisches Schauspiel, dieser "Tanz unter Sternen", den Titus Müller die Figuren in seinem Titanic-Roman aufführen lässt. Man kann nicht anders, als ihnen gebannt Stunde um Stunde zuzusehen, wie sie über die Seiten wirbeln – lebendig, vielschichtig, hin- und hergerissen zwischen tausend Wünschen, beinahe atemlos von dem Versuch, mit dem Tempo der Weltgeschichte mitzuhalten. Benahe atemlos taucht man am Ende auch selbst wieder auf, sieht sich mit ganz fremden Augen um und muss sich erst wieder einfinden in das Heute, das Jetzt. Eine zarte und wilde, herrliche Reise – kauft Eintrittskarten, bevor das Schiff ohne euch ablegt!

Erstaunlich, wie ein so kleines, eher an ein Notizbuch erinnerndes Büchlein eine solch große und vereinnahmende Wirkung entfalten kann. Trotz Vorhersehbarkeit weiß Lisa Schroeders Debüt "In Liebe, Brooklyn" in vollem Maße zu überzeugen. Romantisch, poetisch und wunderschön – ein Buch über Liebe und Verlust, Trauer und Hoffnung, Grenzüberwindungen und die Wege des Lebens.

"Die Löwin von Kilima" ist ein flott geschriebener Romantikschmöker vor exotischer Kulisse. Ein Urlaubsbuch, in dem sich ärgerliche Klischees und überraschend andere Töne ungefähr die Waage halten. Die Geschichte ist spannend erzählt, aber so effektbeladen, dass sie den Blick auf das Eigentliche meistens verstellt: auf Kenia selbst, das in diesem Buch leider viel zu kurz kommt. Ein von Ellen Alpsten ordentlich gemachter Roman, der mehr hätte werden können.

Historik

"Das Schwert und die Lämmer" von Claudia Kern ist ein sehr gelungener Roman, der sich überaus gut mit der Thematik des Kinderkreuzzuges befasst. Nicht immer völlig unterhaltsam, dennoch aber informativ sowie glaubhaft dargestellt, beweist die Autorin mit dieser Neuerscheinung ihr Talent für lesenswerte Historik. Prädikat: empfehlenswert!

Fantasy

Spätestens seit dem Elfenzyklus, der im März 2009 mit Elfenlied seinen Abschluss fand, dürfte der Name Bernhard Hennen jedem Fantasy-Leser ein Begriff sein. Nun, zwei Jahre später führt Hennen die Leser in "Drachenelfen" erneut nach Albenmark, Gaia und Nangog. In eine Zeit als die Drachen als Stellvertreter der Alben herrschen und die Devanthar an ihrem Thron rütteln. Der Auftakt zum neuen Elfen-Epos bietet neue interessante Charaktere, Abwechslung und eine spannende Geschichte. Vorwissen ist zwar nicht unbedingt nötig, aber durchaus von Vorteil, da die detailreichen Welten mit ihren Figuren und Legenden mitunter verwirren können.

Britta Strauss schafft es, mit ihrem Roman "Meeresblau" eine unglaublich einfühlsame Geschichte zu erzählen, die auf der schmalen Gradlinie zwischen Melancholie, sowie Freude, Hoffnung und Liebe, den Leser in eine faszinierend poetische Geschichte entführt. Sozialkritische Themen werden angesprochen, welche zum Nachdenken anregen. Man wird mit einem Gefühl absoluter Vollkommenheit angesichts der Geschichte zurückgelassen und erinnert sich gerne an die Charaktere zurück. Für Liebhaber detailreicher Geschichten um das Thema Meer ein Muss!

"Die Insel der besonderen Kinder" lebt von seinen großartigen Illustrationen, durch welche Ransom Riggs' mittelmäßige Story einen Hauch von Außergewöhnlichkeit verliehen bekommt. Auch wenn es kein reiner Lesegenuss ist, die kraftvollen, beinahe schon hypnotisch wirkenden Fotos machen vieles wieder wett und sind auf jeden Fall einen Blick wert.

"Traumsplitter" changiert zwischen sommerlicher Kleinstadtatmosphäre und gleichermaßen faszinierenden wie bedrohlichen Traumwelten. Ella und Gabriel sind ein schönes Paar, das allerhand Widrigkeiten erdulden muss. Ein klein wenig mehr Phantastik hätte man sich von Tanja Heitmann gewünscht – nichtsdestotrotz ein sprichwörtlich traumhafter Roman, der bestens unterhält, kreative Ideen bietet und emotional mitreißt!

Dark Fantasy

"Ruht das Licht" von Maggie Stiefvater konnte in allen Punkten voll überzeugen und schlägt den Vorgängerband Nach dem Sommer. Durch vielschichtige Charaktere, einen beeindruckend schönen Schreibstil und das Vermögen der Autorin, Stimmungen zu erzeugen, wird man als Leser sofort in die Geschichte hineingezogen, die absolut zum Mitfiebern einlädt.

"Die Seelen der Nacht" besticht durch eine vielfältige Welt und eine schöne, verzwickte Liebesgeschichte, die über die vorhandenen Längen hinwegsehen lässt. Besonders für ältere Leser des DarkFantasy-Genres, die pubertierende Protagonisten leid sind, ist der wendungsreiche und spannende Auftakt zur Trilogie von Deborah Harkness sehr gut geeignet.

Science Fiction

Als "ein typischer Eschbach" lässt sich "Herr aller Dinge" zweifellos beschreiben; wer "Eine Billion Dollar" oder "Ausgebrannt" mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Allerdings geht er diesmal an vielen Stellen noch einen kleinen Schritt weiter, was manche mögen werden und andere wiederum nicht. Dabei entpuppen sich scheinbare Schwächen als – sofern man sich ein wenig auf einige ungewöhnliche, jedoch durchaus gelungene Aspekte einlässt – Stärken des Romans. "It’s not a bug, it’s a feature", könnte man sagen: Zufälle und "glückliche Fügungen" werden so zu Spannungserzeugern, langsame Passagen zu Gestaltungsmöglichkeiten für Charaktere. Überflüssig zu erwähnen, dass diese bei der ihnen zuteil werdenden Sorgfalt sehr gut gelingen.

"0.4 – Eine perfekte neue Welt" leidet ein wenig unter den Erwartungen, die die Aufmachung und der aktuelle Trend zur Dystopie im Jugendbuchsegment hervorrufen. Mike Lancasters Roman ist keine Dystopie, sondern ein Genremix aus Mystery-Thriller und Science Fiction, der sich der Frage nach der Wirklichkeit widmet. Ein kurzweiliger Lesespaß, der Spannung und einen originellen Aufbau bietet, jedoch in den Details zu seicht geraten ist.

Thriller

Unabhängig vom Vorgänger gelesen ist "Der Augenjäger" ein recht hastig gestaltetes, dadurch jedoch nicht weniger spannendes Abenteuer um die blinde Physiotherapeutin Alina. Empfehlenswert ist es allerdings, den Augensammler vorher zu lesen, um der Geschichte vollends folgen zu können - und die hat es wahrlich in sich. Ein weiteres Meisterwerk aus der Feder des Berliner Psychothriller-Meisters Sebastian Fitzek!

Ein kleiner Hundewelpe ist der heimliche Hauptdarsteller dieses etwas missglückten Thrillers von Nora Roberts. Ruhig plätschert es in "Im Schatten der Wälder" vor sich hin, man lernt eine Menge über Hundeerziehung und verbringt mit den etwas kauzigen, aber sehr humorigen Protagonisten einige vergnügliche Lesestunden. Nebenher gibt es auch noch ein bisschen Spannung - aber die vielen unterschiedlichen Hunde sind eindeutig im Fokus der Geschichte.

Krimi

Vier erwachsene Männer aus völlig unterschiedlichen Berufen werden bedroht - und ermordet. Was haben die vier gemeinsam? Liegt es an der Herkunft aus Fjälbacka, einem kleinen Ort, an dem auch zufällig das Ermittlerpaar Patrik und Erica leben? Beiden gelingt es durch ihre unterschiedlichen Fähigkeiten, zur Aufklärung des Falles "Meerjungfrau" entscheidend beizutragen. Camilla Läckberg vergisst dabei aber auch nie das Privatleben ihrer Protagonisten, bei dem sich einiges tut, inklusive eines ganz gemeinen Cliffhangers.

Comic / Manga

Blut, Gewalt, nackte Haut und ein sagenumwobener Schatz - die Geschichte von Jérémy und Jean Dufaux um Blackdog und seine Mannen hat alles, was ein richtiges Piratenabenteuer ausmacht - und mehr. Versehen mit einer fesselnden Geschichte und gut ausgearbeiteten Charakteren ist "Barracuda" mehr als nur ein würdiger Vertreter des Genres. Lesenswert!

"The Goon" geht in die vierte Runde und verbreitet wieder Angst und Schrecken unter den Zombiesoldaten des Zombiepriesters und anderen finsteren Kreaturen. Zwar ist die zweite Hälfte nicht so gewohnt überragend wie bisher, dafür bietet Band 4 von Eric Powell eine echte Perle unter den Episoden, für die allein sich ein Kauf schon lohnt.

Sachbuch

Ein Buch voller unterschiedlich einfachen, aber auch vielseitigen Personen. Voller Leben, voller Vergangenheit und Meinungen – für Fans von Sepp Dreissinger ein Muss und für all jene, die Thomas Bernhard als Menschen und Schriftsteller näher kennenlernen wollen, ist "Was reden die Leute: 58 Begegnungen mit Thomas Bernhard" wärmstens zu empfehlen!



Ihr seht, auch der November war wieder vielseitig, was sicher auch sehr stark an unseren fleißigen neuen Redaktionsmitgliedern Nicole und Shtrojera liegen mag. Sämtliche Rezensionen findet ihr natürlich wie immer auch in unserer Übersicht und ganz besondere Highlights aus dem zu Ende gehenden Jahr gibt es außerdem in unseren ersten Geschenktipps 2011 zu entdecken.

Wir wünschen euch eine tolle Adventszeit,
euer Literatopia-Team