Das Wolkenvolk: Seide und Schwert Bd.2 - Mondkind (Yann Krehl, Ralf Schlüter, Kai Meyer u.a.)

wolkenvolk 2 mondkind

Verlag: Splitter (April 2009)
72 Seiten; Hardcover; 15,80 €
ISBN-13: 978-3939823957

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Wolkenvolk ist vom Untergang bedroht. Der rebellische Niccolo, der Junge mit den goldenen Augen, wird vom Herzog der hohen Lüfte ausgesandt, um eine rätselhafte Substanz zu finden, ohne die es auf den Wolken kein Leben geben kann – den Atem der verschollenen Drachen, den Aether.
Fliegende Schwertkämpfer, mächtige Drachen und unsterbliche Magier im Alten China.
Die atemberaubende Comicadaption des Bestsellers von Kai Meyer


Rezension

Mit Beginn des Kampfes von Mondkind gegen einen der Xian endete der erste Band Wisperwind des Wolkenvolkes und genau hier setzt Band 2 – Mondkind wieder ein. Das geheimnisvolle Mädchen bittet im Moment der höchsten Gefahr Niccolo und seine Gefährten um Hilfe, die er ihr gewährt. Sie nimmt einen Teil seines Chis, seiner Lebensenergie, in sich auf und schafft es den Angriff des Xian Gua Lao abzuwehren und ihn zu vertreiben. Doch dies hat Folgen für Niccolo. Durch den Austausch des Chis ist er nun für immer an Mondkind gebunden. Er ist dazu verurteilt sie zu lieben, genau wie sie ihn. Besonders für Nugua eine Tatsache, die schwer zu akzeptieren ist. Nachdem Mondkind Niccolo gestanden hat, dass sie auf Geheiß des Aethers versucht die Xian zu töten, verschwindet sie auch schon wieder und die Gefährten haben ein neues Ziel: Die Lavatürme, in denen sich die Schmiede der Götter befindet. Auf dem Weg dorthin machen die Freunde Bekanntschaft mit dem Mönch Li, der spontan entscheidet ihnen zu helfen. In der Schmiede der Götter treffen, die Hauptcharaktere am Ende aufeinander und es gibt noch so manche Überraschung. Die Ereignisse und Enthüllungen überschlagen sich.

Auch der zweite Band der Umsetzung von Kai Meyers Bestseller „Das Wolkenvolk“ weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Wieder hat man nicht den Eindruck, etwas am Inhalt sei während der Umsetzung ins Comicformat gekürzt oder verfälscht worden. Ganz im Gegenteil. Die Geschichte wird in einem Guss erzählt, ohne Lücken in Handlung oder Logik. Hin und wieder geht es vielleicht etwas schnell, aber das dürfte der Seitenzahl geschuldet sein, die trotzdem mit 66 Seiten ungewöhnlich hoch ist. Zudem muss von den Autoren des Comics relativ viel Handlung untergebracht werden. Viele verschiedene Schauplätze werden besucht, und nicht nur die Gruppe um Niccolo steht im Mittelpunkt. Mehr und mehr nehmen die Ereignisse auf der Wolkeninsel einen wichtigen Platz ein. Denn dort ist es, wo ein niederträchtiger und unerwarteter Verrat aufgedeckt wird und man kann erahnen, dass die Schwierigkeiten, denen sich Niccolo, Nugua, Wisperwind und Mondkind gegenüber sehen, hier ihren Ursprung haben. Und so kann man es kaum erwarten, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Die Wechsel der Handlungsfäden können dabei gar nicht schnell genug sein, denn beide Hauptlinien sind für sich spannend und tragen eine große Tragik in sich. Besonders das Beziehungsgeflecht von Niccolo, Mondkind und Nugua ist von diesem geprägt. Niccolo und Mondkind sind gezwungen sich zu lieben und damit muss der eine den anderen vielleicht ins Verderben reißen. Nugua bleibt dabei nichts anderes übrig, als hilflos daneben zu stehen und zu zusehen. Ohne die gute Ausarbeitung der Charaktere wäre diese ganze Dramatik vielleicht kitschig, aber Niccolo und Mondkind sind so gut gezeichnet, sowohl von ihren Taten her, als auch wirklich in Bild, dass dieser Handlungsstrang überzeugen kann. Und so mutet es auch nicht absonderlich an, wenn Niccolo sich dazu entschließt Mondkind aufzuhalten und zu retten und dafür sogar das Bestehen der Wolkeninsel aufs Spiel setzt. Aber auch alle anderen Charaktere, alte wie neue, können durch die Bank überzeugen. Wisperwind ist und bleibt die harte, kühle, mitunter berechnende Kämpferin mit großem Herz. Mit ihr hat Kai Meyer vielleicht die faszinierendste, weil geheimnisvollste, Person in dieser Geschichte geschaffen. Ihre Motive sind unklar. Sie wirkt distanziert und doch nimmt sie Anteil an Niccolos Schicksal und unterstützt ihn. Feiquing ist immer noch in seinem Drachenkostüm gefangen. So gesehen eine Witzfigur, ist er es, der immer wieder Weisheit offenbart. Ängstlich und besonnen zugleich. Neu hinzu kommt ein geheimnisvoller Mönch, der viel mehr über die Götter und ihre Helfer, die Xian, weiß, als man es eigentlich für möglich hält.Zusammen bilden all diese Charaktere eine Gruppe, deren verschiedenen Abenteuer man als Leser gerne verfolgt. Die ersten beiden Comicalben von Das Wolkenvolk, die somit den ersten Roman wiedergeben, machen definitiv Lust auf mehr und bilden eine sehr gute Einführung in die Welt Kai Meyers.

Nicht zuletzt sind es aber auch die Zeichnungen, die den Leser gebannt halten und zum Weiterlesen zwingen. Dabei gerät man gleichzeitig in ein Dilemma, denn einerseits ist der Drang schnell zu lesen sehr groß, andererseits ist es aber auch das Verlangen, Ralf Schlüters Zeichnungen genau zu betrachten. Ihm gelingt das Kunststück sämtliche noch so fantastisch anmutenden Orte wie die Wolkeninsel oder die Schmiede der Götter real wirken zu lassen. Die Charaktere sind ausdrucksstark und die Hintergründe sind immer detailliert. Ruhe und Dynamik wechseln sich in den Zeichnungen ab und halten sie so interessant. Die Farbgebung tut ihr übrigens, um die entsprechende Stimmung zu transportieren. Zeichnerisch also ein rundum gelungenes Werk.

Auch Das Wolkenvolk – Seide und Schwert – Mondkind ist wieder ein schickes Hardcover, indem sich so manches Bonusmaterial findet. Neben Skizzen und Entwürfen, liegt auch wieder ein Kunstdruck bei. Dieses Mal von Niccolo und Mondkind. Allein schon das Coverbild ist einfach schön anzusehen und rundet den Comic treffend ab.


Fazit

Auch der zweite Band von Kai Meyers Wolkenvolk zeigt, dass gute Comics nicht nur aus dem Ausland stammen müssen. Die Eigenproduktion von Splitter weiß in Wort und Zeichnungen mehr als nur zu überzeugen. Eine spannende Geschichte mit tollen Charakteren verbindet sich hier mit wundervollen Zeichnungen zu einem Comic, den man auf jeden Fall lesen sollte.


Pro & Contra

+ Ralf Schlüters Zeichnungen und Dirk Schulz Farbgebung
+ Mondkind und Niccolo
+ Ereignisse auf der Wolkeninsel versprechen mehr Spannung

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Kai Meyer