Theo Boone und der unsichtbare Zeuge (John Grisham)

Verlag Heyne, November 2010
Originaltitel: Theodore Boone – Kid Lawyer, übersetzt von Imke Walsh-Araya
Hardcover, 272 Seiten, 14,99 €
Sprecher Oliver Rohrbeck
Audible Download 11,95 €
ISBN: 9783453260009

Genre: Jugendthriller


Klappentext

Das neue Dreamteam im Kampf um Gerechtigkeit

Verbrecher aufgepasst – Theo Boone ermittelt! Theo Boone, Anwaltssohn mit ausgeprägtem Sinn für Recht und Gerechtigkeit, löst die schwierigsten Fälle – und er ist erst dreizehn! Als in seinem Heimatstädtchen im Süden der USA ein aufsehenerregendes Verbrechen geschieht, ist Theo wie elektrisiert – endlich kann er aus nächster Nähe einen großen Prozess verfolgen. Es scheint das perfekte Verbrechen zu sein, und schnell zeichnet sich ab, dass der Angeklagte seiner gerechten Strafe entkommen wird. Doch niemand hat mit Theo gerechnet: Er allein weiß, dass es einen Augenzeugen gibt …

Für den dreizehnjährigen Theodore Boone gibt es nichts Spannenderes als die Welt des Justizwesens. Wann immer er kann, ist er Zuschauer bei Gerichtsverhandlungen und eignet sich so ein erstaunliches Wissen über das Recht an. Seine Eltern, beide Anwälte, müssen ihn immer wieder daran erinnern, dass er auch noch zur Schule gehen muss. Theo jedoch träumt von dem Tag, an dem er selbst als Anwalt oder Richter für Gerechtigkeit sorgen kann. Bis dahin übt er schon fleißig, indem er seinen Mitschülern als findiger Rechtsberater aus der Patsche hilft.

Leider gibt es in der Kleinstadt Strattenburg nur wenige große Prozesse. Doch dann wird Pete Duffy des Mordes an seiner Frau angeklagt – für Theo der aufregendste Fall, den er je erlebt hat. Fasziniert verfolgt er die Verhandlung. Die Anklage kann allerdings nur Indizien vorweisen, die von Duffys Verteidiger schnell entkräftet werden. Und dann passiert das Unfassbare: Theo erfährt von einem Augenzeugen, der bestätigen kann, dass Duffy schuldig ist. Doch der Zeuge hat panische Angst vor den Behörden und verpflichtet Theo zum Stillschweigen. Da hat Theo eine so geniale wie gefährliche Idee.


Rezension

Wie auch schon Kathy Reichs und Elizabeth George ist ein weiterer renommierter Autor auf den Zug der Jugendliteratur aufgesprungen. John Grisham möchte mit Theo Boone, einem jungen Anwaltssohn, andere Jugendlichen auf unterhaltsame Art und Weise das Gerichtswesen nahe bringen. Dafür hat er sich einen dreizehnjährigen Helden ausgesucht, der das Idealbild verkörpert. Intelligent, smart, wohlerzogen, sportlich und allzeit hilfreich bemüht, seine Freunde auf jedwede Art zu unterstützen, ohne sie in Schwierigkeiten zu bringen. Durch seine Eltern ist er gut informiert über gerichtliche Angelegenheiten, das Gerichtsgebäude ist sein zweites Zuhause und mit vielen Richtern, Anwälten und Justizangestellten steht er auf gutem Fuß. Als ein großer Mordprozess anfängt, nutzt er seine Vorteile aus und sitzt dafür in der ersten Reihe. Pete Duffy ist des Mordes an seiner Frau angeklagt, aber leider sind es nur Indizien, die auf seine Schuld hinweisen. Theos Instinkt sagt ihm was anderes, aber erst geht es nach dem alten Spruch: Im Zweifel für den Angeklagten.

Einmal in der Woche hilft Theo im Obdachlosencenter mit seinen Eltern aus. Er gibt Nachhilfe und kümmert sich um zwei kleinere Kinder, deren Mutter sich um eine Aufenthaltsgenehmigung bemüht. Er liest ihnen vor und gibt dem Jungen, der auf seine Schule geht, Nachhilfe in Algebra. Deshalb wendet der sich auch vertrauensvoll an Theo, als sein Cousin mit einer haarsträubenden Geschichte aufwartet, die den Prozess auf den Kopf stellen könnte. Auf keinen Fall will er sich damit an die Polizei wenden, denn er ist illegal in Amerika, wie so viele. Nun ist es an Theo, zu zeigen, was in ihm steckt.

Mit Theo hat Grisham eine Figur erschaffen, der privilegiert ist und ein bisschen zu brav. Über ihn erklärt er die Grundzüge des Gerichtswesens, irgendjemand fragt etwas Banales und Theo fängt an zu dozieren. Die Sprache ist klar, einfach, in kurzen Sätzen und der Sachverhalt deutlich zu verstehen. Damit es auch der letzte Depp versteht, sind die Erklärungen manchmal auch recht ausführlich. Dadurch wird die Geschichte ein bisschen lahm, aber es ist ja der Einführungsband, mit dem Theo eingeführt wird. Sein Charakter ist ziemlich glatt, von Nebencharakteren erfährt man wenig tiefergehendes. Einzig von seiner Freundin April erfährt man etwas Näheres, ihre Eltern stecken in einem Scheidungskampf und sie ist das gequälte Kind, was sich nun entscheiden muss, bei welchem Elternteil sie in Zukunft leben soll. Sie darf zwar ihre Meinung sagen, aber der Richter entscheidet. Theo steht ihr so gut er kann zur Seite, ihre Gefühle gehen im nahe. Genauso hilft er mal eben einem Mitschüler, dessen Eltern ihre Jobs verloren haben und sie in Gefahr laufen, ihr Haus zu verlieren. Einen interessanten Einblick in das Tiergericht gibt es durch einen entlaufenen Hund, schon witzig, was Amerika alles zu bieten hat. Trotzdem bleiben alle anderen nur Randfiguren, eindeutig steht Theo im Fokus.

Relativ gut gelungen ist Grisham damit der Ausflug in den Jugendsektor, die Idee ist interessant und die Charaktere ausbaufähig. Da es eine Serie ist, schwächelt der Einführungsband natürlich etwas, er ist etwas langatmig und sprüht sprachlich nicht allzu geistreich. Aber ein Grund ist gelegt, Theo wirkt glaubhaft und realistisch, ein Junge, wie ihn jeder gerne zuhause hätte. Die Geschichte ist abwechslungsreich durch die anderen Fälle, in denen Theo seinen Mitschülern hilft. Nebenbei erfährt man dann noch, wie es im Gericht zugeht, wie ein Prozess aufgebaut ist und wer welche Rolle spielt. Hintergründe und Ausflüge in andere Gerichte runden das Ganze ab. Jetzt noch ein paar mehr menschliche Verstrickungen, die die Spannung erhöhen, dann kann es nur noch besser werden. Und nur ein bisschen fühlte man sich an die Sendung mit der Maus erinnert, wenn es mal wieder einfache Erklärungen hagelt. Dies ist der Richtertisch, da sitzt der Richter. Aber wirklich nur ein bisschen.

Der Download von Audible ist wie immer problemlos und einfach, ein toller Komfort wird hier geliefert. Oliver Rohrbeck als Sprecher macht seine Sache ausgezeichnet, er versteht es meisterhaft, die verschiedenen Personen auch stimmlich zu unterscheiden. Emotionen wirken glaubhaft und Kraft seiner Stimme vermag er es, Spannung aufzubauen. Das Zuhören wird zur wahren Freude.


Fazit

Ein mäßig gelungener Auftakt einer neuen Jugendserie, die vom Altmeister Grisham auf den Weg gebracht wurde. Ein einfacher Stil, mit jugendgerechter Sprache und Einführungen in das Justizwesen sorgen für abwechslungsreiche Fälle, bei denen Jugendlichen verschiedene Aspekte erklärt werden. Theo ist zwar ein bisschen zu brav und glatt, aber seine Ecken und Kanten kann er sich in Folgebänden ja noch verdienen.


Pro und Contra

+ einfacher Stil
+ netter, wohlerzogener Charakter
+ interessante Ausflüge in die amerikanische Gerichtsbarkeit
+ entwicklungsfähige, bodenständige Nebencharaktere
+ glaubhaft und realistisch

o erinnert manchmal an die Sendung mit der Maus

- etwas langatmig
- Charakter zu glatt, Nebencharaktere nebensächlich
- Hauptfall zu durchschaubar

Bewertung

Hörgenuss: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Handlung: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
Sprecher: 4/5