Das Herz des Jägers (Lara Adrian)

Egmont Lyx (Dezember2011)
kartoniert, Klappbroschur
Seiten: 394, 9,99 EUR [D]
ISBN: 978-3-8025-8519-5

Genre: Romantic Fantasy / Historik


Klappentext

England, 1275: Die junge Ariana of Clairmont will ihren Bruder Kenrick befreien. Dieser wurde entführt, weil er nach dem mächtigen Drachenkelch suchte, der seinem Besitzer unvorstellbare Kräfte verleiht. Als Ariana auf ihrem Weg nach Frankreich in Lebensgefahr gerät, rettet ihr der verwegene Breadon le Chasseur das Leben und bietet ihr seine Hilfe an. Ariana ist fasziniert von dem düsteren, schweigsamen Ritter. Doch kann sie ihm wirklich trauen, oder trachtet auch er nur nach der Macht des Kelchs?


Rezension

Bestseller Autorin Lara Adrian hat schon so manches Leserherz dazu verführt, ihre Romanreihen zu verfolgen. Vor allem hier zu Lande bekannt geworden durch ihre düstere Dark Fantasy Reihe, präsentiert sie unter dem Pseudonym Tina St. John zumeist historische Geschichten voller Leidenschaft und Abenteuer. „Der Kelch von Anavrin - Das Herz des Jägers“ ist der Beginn einer mehrteiligen Reihe um ein sagenumwobenes Gefäß, das großen Reichtum und ewiges Leben verspricht.

>> Arianas warme Stimme, die seine Sinne wie eine Liebkosung umfing, holte ihn zurück in die Gegenwart. Braedon hob den Kopf und wandte sich zu ihr um. Sie hatten ihren schweren Mantel abgelegt und stand vor dem Kamin. Die Silhouette ihrer zierlichen Gestalt hob sich vor den orangeroten Flammen des Feuers ab, das in dem Rost brannte … <<

Phantastisch, historisch und leidenschaftlich soll sie sein, die Neuerscheinung aus dem Hause Egmont Lyx und der Feder von Lara Adrian. Ein Roman, der sicherlich schon von vielen Fans erwartet wurde und den Leser nun endlich ins raue England im Jahr 1275 entführt. Im Zentrum der Handlung: Lady Ariana of Clairmont, die ihren älteren Bruder verzweifelt versucht aus den Händen seiner Entführer zu befreien. Ohne wirklich zu wissen, warum er festgehalten wird, nimmt sie jede Entbehrung in Kauf und begibt sich auf eine gefährliche Reise, gemeinsam mit einem ihrer treusten Ritter. Ein betager Mann; mutig und bereit für seine Lady den Heldentod zu sterben und tatsächlich scheint noch vor der Überfahrt nach Frankreich ihre aus blanker Verzweiflung entsprungenes Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Ihr Begleiter wird ermordet und nur der schweigsame und mysteriöse Braedon Le Chasseur scheint ist gewillt, Ariana zu helfen. Doch der Preis für seinen Beistand ist hoch und die Gefahr, aufgehalten zu werden, immer zu gegeben. Etwas, dass sich die blutjunge Protagonistin nicht leisten kann, denn jeder Tag ist kostbar und Stolz allzu schnell zu entbehren. Ohne wirklich zu wissen, was sie tut, bietet sie sich Le Chasseur an, der seinerseits eigene Spielchen treibt. Schnell wird klar, Lara Adrian ist auch mit „Das Herz des Jägers“ in ihrem für sie typisch gewordenen Element: das des typisch verträumten Liebesromans. Dementsprechend schreibt sie flüssig, der simplen Handlung vollauf gewachsen und ständig bemüht, Romantik aber auch Gefahr an den Leser heranzutragen. Das größte Augenmerk liegt hierbei auf das Darstellen des Hauptcharakters Breadon, der innerlich wie äußerlich tiefe Narben trägt und sich von Beginn an zu Ariana hingezogen fühlt. Ein Mann von Ehre, dennoch aber auch voller Verwegenheit – ganz so wie es sein muss, um den genreverwöhnten Leser zu gefallen. Leider ebenso unstet ist auch die Protagonistin. Ein Wesen mit Herz, Verstand, weiblicher Schwäche und ganz schön viel Ungeschicklichkeit. Grund genug für Breadon seine Angebetete mehrmalig beschützen aber auch retten zu müssen. Misstrauen und Furcht werden hierbei romantisch abgebaut, dramaturgische Schlüsselszenen in den Mittelpunkt gerückt und just nach der leidenschaftlichen Verführung folgt das, was natürlich nicht geschehen sollte: ein unbeabsichtigter Vertrauensbruch, der es notwendig macht, dass beide Charaktere – nun endlich beim Du angekommen – erneut an sich sowie ihrer heißblütigen Beziehung arbeiten müssen. Natürlich nun umso amüsanter. Zumindest für den Leser, der das Geplänkel eher amüsiert als ergriffen verfolgt. Zu wenig fühlt er sich mitgerissen, zu schwach ist die Chemie des Liebespaares, die erst zum Ende hin wirklich zu überzeugen versteht.

Bis dahin verfolgt der Leser interessiert das Geschehen, lächelt immer wieder und sucht vergeblich nach dem historischen Anteil des Romans. Schenken werden stimmig beschrieben, Umgebungen genauso ausgemalt wie die abenteuerliche Schifffahrt und ihr Tücken, dennoch fehlt vieles in dieser Hinsicht. Dafür ist die Handlung und deren Bescheibung zu sehr auf das eigentliche Abenteuer gepolt, das überraschend mystische Hintergründe besitzt: ein zerbrochener Kelch, ein verdammtes Volk und jede Menge Gestaltwandler heizen hierbei das Setting gehört auf, ohne sich unangenehm in den Vordergrund zu drängen. Manches bleibt nur angedeutet, anderes wird gut erklärt und in die mangelhaft vorhandene „Historik“ integriert. Gesamt gesehen ist „Das Herz des Jägers“ von jedem Element ein bisschen etwas, von nichts zu viel und doch – was die letzte Überzeugung betrifft – von allem zu wenig.


Fazit

„Das Herz des Jägers“ von Lara Adrian, alias Tina St. John, ist eine nicht immer ganz gelungene Mischung aus Romantic Fantasy und Historik. Besonders Fans des letztgenannten Genres werden eine Enttäuschung erleben, dennoch aber mit großer Wahrscheinlichkeit Gefallen finden an einer sehr abwechslungsreichen Story, die zum Ende hin auch in Liebesdingen notwendigerweise überzeugen kann.


Pro und Kontra

+ gut durchwachsene Handlung
+ interessante Mystik
+ abenteuerlich
+ unterhaltsamer Stil

- nicht immer überzeugend
- Protagonisten zu unstet

Bewertung:

Handlung: 4 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 3 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5