Genre: Historik
Klappentext
Kapitän Sven Larsson setzt die Segel für sein letztes großes Abenteuer
1782. Amerika ist endlich unabhängig. Für Kapitän Sven Larsson gilt es
nun, die junge Nation auf Erfolgskurs zu bringen. Sein Plan: nach
Ostindien zu segeln, um dort neue Handelsmärkte zu erschließen. Mit
seiner Familie an Bord sticht er in See. Doch die Überfahrt verläuft
alles andere als ruhig, denn in den fremden Gewässern wimmelt es nur so
von ruchlosen Piraten, Mördern und Entführern. Wird es Sven Larsson
gelingen, sich und seine Lieben sicher ans Ziel zu bringen?
Rezension
Sven Larsson ist stolzer Bürger der verheißungsvollen, neuen Nation
Amerika. Und als solcher hat er wirklich alle Hände voll zu tun, diese
„auf Kurs“ zu bringen. Denn auch wenn der Kampf um die Unabhängigkeit zu
Ende geht – die britischen Seeleute machen weiterhin die Gewässer der
Chesapeake Bay unsicher. Nicht genug damit gestaltet sich der Aufbruch
in die Unabhängigkeit für die junge Nation schwieriger als gedacht –
Individualinteressen der einzelnen Staaten stehen den „Vereinigten“
Staaten im Wege.
In diese spannende Ausgangssituation hinein legt Frank Adam seinen
letzten Roman und schafft so die Grundlage für eine Geschichte, die dem
Anspruch der „Historik“ durchaus in vielen Teilen gerecht wird und auch
Potential für Spannung bietet. All dies kann jedoch nicht darüber
hinwegtäuschen, was „Auf zu neuen Horizonten“ Tatsächlich ist; ein
Melodram nämlich, das selbst Rosamunde Pilcher zur Ehre gereichen würde.
Schade eigentlich, dass ein vom Ansatz her so vielversprechendes Buch
derartig nervtötende Auswüchse annehmen kann.
Da wäre zum einen Sven Larsson, der herzensgute Kapitän, der immer das
Richtige tut, seiner Zeit um Jahrzehnte voraus ist und eine reizende
Ehefrau mit entzückenden Kindern hat. Diese Familie nimmt er auch prompt
mit auf das große Abenteuer, das da heißt „Indien“. Und so kommt der
Leser das ganze Buch über in den zweifelhaften Genuss der hölzern
wirkenden Dialoge zwischen Larsson und seiner Frau, wenn sie erlebtes
rekapitulieren und erörtern, wie man sich am besten zu verhalten habe.
Dabei geht es oftmals so schmalzig zu – nicht nur zwischen den beiden -,
dass man die Charaktere am liebsten Packen möchte, um sie so lange zu
schütteln, bis sei einen geraden Satz zustande bringen. So aber strotzt
der gesamte Roman vor unauthentisch wirkenden Dialogen, in denen die
Charaktere ihre ach-so-heile Welt zelebrieren, sich „anständig“
verhalten, oder dem Gesprächspartner versichern, er verhalte sich
anständig.
Fast noch schlimmer sind jedoch die Antagonisten,
die wirklich dermaßen strunzdumm sind, dass von einem wechselseitigen
Handlungsaufbau zwischen Protagonisten und Gegenspielern wahrhaftig
keine Rede sein kann. Vielmehr läuft es auf das Schema „Kleinkarierter
Gauner und/oder unterbelichteter Pirat wollen Larsson und seiner Crew
Böses. Larsson bemerkt dies und vereitelt es gekonnt“. In dem seltenen
Fall, dass die Ganoven sich einmal geschickter anstellen, kommen sie
dennoch nicht viel weiter – der gnadenlosen Brillanz Svensons sei Dank.
Und hilft die nicht, dann ist da ja immer noch der gute alte Zufall.
Dabei ist die Handlung von der Idee her eigentlich spannend und hat
durchaus auch ihre gelungenen Momente. Denn bei all den Mängeln muss man
Adam zugutehalten: von Seeabenteuern versteht er etwas. Und so werden
Leser, die das Meer, Schiffe und den „Aufbruch in die Ferne“ lieben,
durchaus über weite Teile auf ihre Kosten kommen.
Denn was wäre besser geeignet, als eine Seereise von Amerika über
Südafrika bis in den indischen Ozean, um diesen Aufbruch und das
Abenteuer des offenen Meeres umzusetzen.
Hinzu kommen jede Menge tolle Schauplätze, die doch für die eine oder
andere Schwäche zu entschädigen vermögen – sei es die Chesapeake Bay, in
deren verzweigten Armen überall Gefahren lauern können, sei es das
offene Meer mit seinen Naturgewalten, oder sei es der indische Ozean, an
dessen Küste exotische Städte mit fremden Verführungen locken.
Fazit
Leider größtenteils mehr seichtes Melodram als packender Abenteuerroman,
kann „Auf zu neuen Horizonten“ dennoch mit dem Setting punkten. Über
Schwächen wie unglaubwürdige Charaktere, noch unglaubwürdigere
Antagonisten sowie hölzerne und bisweilen unerträglich schmalztriefende
Dialoge tröstet dieses aber nur zum Teil hinweg.
Pro & Kontra
+ geschichtlicher Hintergrund
+ schöne Schauplätze
+ „hält, was das Cover verspricht“
- melodramatische Züge
- Pro- und Antagonisten unglaubwürdig
- Dialoge wirken gestellt
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4/5