Flavia de Luce - Halunken, Tod und Teufel (Alan Bradley)

Penhaligon (Oktober 2011)
Broschiert, 352 Seiten
ISBN-13: 978-3764530266
€ 19,99 [D]

Genre: Krimi


Klappentext

Mord ist ihr größtes Vergnügen!

Eigentlich wollte Flavia nur ein paar schöne Stunden auf dem Jahrmarkt von Bishop’s Lacey verbringen, doch dann steckt sie aus Versehen das Zelt der Wahrsagerin Fenella in Brand. Und kaum hat sich die arme Schaustellerin vom ersten Schreck erholt, wird sie auch noch bezichtigt, vor Jahren einen Säugling entführt und so eine Familie zerstört zu haben.
Geplagt von Schuldgefühlen, aber auch getrieben von ihrer unstillbaren detektivischen Neugier, setzt Flavia alles daran, Fenella von diesem schlimmen Vorwurf reinzuwaschen. doch die Zeit drängt, denn irgendjemand scheint wegen des angeblichen Kidnappings blutige Rache an der alten Wahrsagerin nehmen zu wollen …


Rezension

Übersinnliches spielt sich vor Flavias Augen ab, als sie bei einer Jahrmarktswahrsagerin im Zelt sitzt und diese ihr von ihrer verstorbenen Mutter erzählt. Erschrocken über die Künste der Frau wirft sie eine Kerze um und schon steht das Zelt in Flammen. Um ihr Missgeschick wieder Gut zu machen, lädt sie die Zigeunerin ins „Gehölz“ ein, eine abgelegene Waldlichtung unweit von Buckshaw, Flavias Elternhaus. Irgendjemand hat es auf die Zigeunerin abgesehen und verübt einen Anschlag, der ihr beinahe das Leben aushaucht. Im Koma liegend kann sie Flavia nicht berichten, wer ihr Attentäter war, doch Flavia wäre nicht Flavia, wenn sie sich davon abhalten ließe. Mit ihrem Drahtesel, Gladys, ermittelt sie ihren dritten und wohl schwersten Fall.

Im scheinbar behaglichen Bishop’s Lacey geht es wieder mörderisch zu und Alan Bradley lässt seine neunmalkluge und neugierige Flavia de Luce auf das Dorf los. Dank ihrem koketten Auftreten, als könne sie kein Wässerchen trüben, und der eigentlich frustrierenden Tatsache, dass sie als 11 jährigen Mädchen kaum ernst genommen wird, stellt sie den Bewohnern Fragen, die sie immer näher an die Lösung bringen. Allerdings birgt der dritte Fall, mit dem Flavia konfrontiert wird und den sie vor der Polizei lösen möchte, mehr Rätsel denn je. Wie bereits in den Vorgängern ist die Lösung nicht ganz einfach zu durchschauen, auch wenn man Manches doch schnell erkennt. Trotzdem bleibt die Story stets realitätsnah, denn statt eines hochintelligenten Bösewichts, der Finsteres im Sinne hat, oder übernatürliche Wesen, sind die Übeltäter dieser Krimis die menschlichen Abgründe. Eine Verstrickung von Trauer, Liebe, Habsucht und Schmerz, die letztlich in dramatischen Resultaten münden. Auch im dritten Band gelingt es Alan Bradley, Flavia zu fordern, aber nicht zu überfordern. Man hat nie das Gefühl, dass die Sache für ein so junges Mädchen zu übertrieben wäre. Auch wenn es die Schnüfflerin dieses Mal zu vielen Glücksgriffen und Zufällen zu verdanken hat, auf die richtige Spur gekommen zu sein. Die meisten Indizien fallen ihr in den Schoß und haben wenig mit ihrem Instinkt oder Können zu tun. Dafür braucht „Halunken, Tod & Teufel“ nicht so lange wie sein Vorgänger in Gang zu kommen.

Aber letztlich sind die Ermittlungen auch nur ein zweitrangiger Teil der Geschichte. Der Star ist und bleibt Flavia de Luce. Was sie auch macht, wo sie sich auch herumtreibt und wem sie in das Wohnzimmer durchs Fenster linst, es ist einfach wundervoll jeden Schritt mit ihr zu machen. Sie ist ein intelligentes Mädchen mit einer morbiden Ader für Giftmischerei. Sie kann kombinieren und Schlüsse ziehen und ihre Neugierde ist stärker als ihre Angst. Gleichzeitig ist sie sensibel, besonders wenn ihre Schwestern sie quälen und ihr erzählen, sie sei in Wahrheit ein Wechselbalg. Außerdem zieht sich die Schlinge immer enger um den Hals ihrer Familie, der die Enteignung ihres Heims droht. Obwohl immer bedacht ihre Tränen nicht zu zeigen, kann sie ihre Gefühle nicht immer verheimlichen. Menschlicher kann eine Romanfigur nicht sein. Besonders da Alan Bradley in der Ich-Perspektive erzählt, erlaubt er es dem Leser, tief in ihre Psyche vorzudringen und über ihre bissigen Gedanken zu lachen. Auch wenn die Nebenrollen entsprechend weniger Facetten bekommen, sind sie spätestens nach dem dritten Roman durch ihre Macken und Liebenswürdigkeiten ans Herz gewachsen. Besonders Dogger, der Kriegsveteran, dessen Erinnerungen sporadisch zurückkommen, um sich im nächsten Moment wieder zu verabschieden, kann in den lichten Augenblicken wichtige Informationen liefern. Einen größeren Redefluss bekommt Flavia bei ihrer Köchin, die den Löffel nebenbei schwingt und grausame Kreationen entwirft. Aus all dem Tratsch muss Flavia zwar erst die wichtigen Hinweise herausfiltern, dennoch ist sie eine unabdingbare Informationsquelle. Flavias ältere Schwestern sind zwar gemein zu ihr, dafür nimmt Flavia regelmäßig Rache an ihnen. Inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Bücherreihe und überaus amüsant.

Komplett macht Alan Bradley den tollen Roman mit seiner Sprache. Wie es immer wieder - besonders bei den Briten - der Fall ist, ist die Erzählweise sehr ruhig. Das Tempo wird nur sehr selten angezogen, was aber hier gar nicht stört. Im Gegenteil. Einem Märchenonkel gleich verzaubert Bradley den Leser uns zieht ihn tief in die Geschichte bis zur letzten Seite. Um die Balance zwischen düster und freundlich zu halten, gibt es immer wieder humorvolle Augenblicke, meistens in Form von Flavias Gedanken und Handlungen.


Fazit

Der dritte Band und Fall für Flavia de Luce bietet wieder alles, was seine Vorgänger so lesenswert gemacht hat. Die Protagonistin ist wie immer ein Genuss, die Sprache schlichtweg makellos und der Mordfall realitätsnah und gut durchdacht. Ein Buch für alle Altersklassen und ein Geschenktipp, mit dem man nichts falsch machen kann.


Pro und Kontra

+ Flavia de Luce
+ fabelhafte Sprache
+ durchdachter Kriminalfall
+ erneut ein grandioses Cover

- deutscher Titel
Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet (1)

Rezension zu Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel (2)

Rezension zu Flavia de Luce - Vorhang auf für eine Leiche (4)

Rezension zu Flavia de Luce - Schlussakkord für einen Mord (5)

Rezension zu Flavia de Luce - Tote Vögel singen nicht (6)

Rezension zu Flavia de Luce - Eine Leiche wirbelt Staub auf (7)

Rezension zu Flavia de Luce - Mord ist nicht das letzte Wort (8)

Rezension zu Flavia de Luce - Der Tod sitzt mit im Boot (9)