Best Of 2011 - Unsere Bücher des Jahres

Liebe LeserInnen,

der Jahreswechsel steht kurz bevor, die letzten Partyvorbereitungen sind in vollem Gange und wir möchten euch für die kleinen Atempausen zwischendurch natürlich rechtzeitig vor dem Getümmel noch unseren großen Jahresrückblick präsentieren. Die Redakteure haben sich trotz aller Schwierigkeiten tatsächlich für ihre TOP-Bücher des Jahres 2011 entscheiden können – wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!



Angelika

Die vergangenen zwölf Monate bargen so manch positive Überraschung, doch müsste ich mich auf einen einzelnen Roman beschränken, der mein Leserherz erobern konnte, so fällt meine Wahl eindeutig aus. Und das, obwohl "Der Weg der Könige" von Brandon Sanderson durchaus auch Mankos besitzt, die den Spaß an der Freude trüben. Unterhaltsameres gelang eindeutig Joe Abercrombie mit seinen "Heldenklingen", doch dessen Ideen sind im Vergleich zum Auftakt der Stormlight-Reihe nicht halb so brilliant. Und nicht halb so gewichtig für das Fantasy-Genre. Die ureigene Faszination, der zahllose Leser bereits verfallen sind und die spätestens mit Tolkien ihren Anfang fand, wird von Brandon Sanderson durch Protagonisten wie Dalinar sowie der gezeigten Mittelalter-Epik wunderbar in Szene gesetzt und mit absolut unverbrauchten Ideen kombiniert. Magische Rüstungen, todbringende Schwerter, riesige Krustentiere, gefährliche Brücken und atemberaubende Intrigen - "Der Weg der Könige" unterhält auf höchstem Niveau und könnte schon in nicht allzu ferner Zukunft bereits als Klassiker gefeiert werden.

Dennis

Das Jahr 2011 war wieder einmal ein Jahr zahlreicher glanzvoller Neuerscheinungen, von denen etliche aus der Masse hervorstechen. Umso schwerer fällt es also diesmal, ein "Highlight" herauszupicken. Dennoch glaube ich, mit dem Auftakt der "Eiswolf-Saga" von Holger Weinbach, bestehend aus den Bänden "Brudermord" und "Irrwege", eine gute Wahl getroffen zu haben. Denn dieses Debüt, noch dazu erschienen in einem recht kleinen Verlag, verdient allemal Aufmerksamkeit und ist darüber hinaus eine nette Abwechslung im Historik-Genre. Dafür sorgt die vielseitige und fesselnde Handlung, die auch noch zum Ende des zweiten Bandes viele Rätsel offen lässt – eine Tatsache, die aufgrund der vielen Möglichkeiten, die sie bietet, angenehm positiv auffällt. Da auch sonst alles stimmt – Charaktere, Atmosphäre, Setting – sehe ich keinen Grund, warum die "Eiswolf-Saga" ein Geheimtipp bleiben sollte.

Eva

Für mich war 2011 ein Jahr des Mittelmaßes. Es gab wenig schlechtes, aber genauso dünn gesät waren auch die guten Bücher. Trotzdem konnten doch einige Autoren überzeugen, beispielsweise Nina Blazon, die mit "Ascheherz" und "Zweilicht" zwei wirklich spannende und überraschende Bücher auf den Markt gebracht hat. Aber mein absolutes Highlight war "Nachtlilien" von Siri Lindberg. Wunderschön detailreich beschreibt die Autorin eine magische Welt, rund um die Geschichte eines Mädchens, das kurz vor seiner Hochzeit erfährt, dass die Frauen seiner Familie dazu verflucht sind, die Männer, die sie wirklich lieben, zu verfluchen. Auf eigene Faust macht sich Jerusha auf den Weg, um den Fluch zu brechen, und begibt sich somit auf eine Reise, die viele Gefahren birgt, auf der sie aber auch die wahre Liebe findet. Mit starken Charakteren und der Quintessenz, dass es nicht nur Gut oder Böse gibt, zieht "Nachtlilien" den Leser so sehr in seinen Bann, dass man es gar nicht mehr aus der Hand legen will.

Jessica

Auch das Lesejahr 2011 hatte wieder zahlreiche Neuerscheinungen auf Lager, die alle zu lesen nicht im Geringsten möglich gewesen wäre. Neben vielen sich im guten Mittelfeld bewegenden Büchern war auch der eine oder andere Spitzentitel dabei und das Aussuchen des einen Top-Titels des Jahres fällt sichtlich schwer. Trotzdem gab es für mich in diesem Jahr kein allzu langes Hin- und Her-Überlegen, meine Entscheidung kristallisierte sich bereits im März heraus und die letztliche Wahl fiel ziemlich schnell auf "Das Lied der Träumerin" von Tanya Stewner. Das AllAge-Debüt der erfolgreichen Kinderbuchautorin beschreibt nicht nur die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Leben entgegen der Pläne ihrer Mutter selbst in die Hand nimmt, sondern setzt neben vielen weckenden Gedanken auch unheimlich viel positive Energie und Zuversicht frei. Wenn es ein Buch gibt, das rundum begeistert - mit Optik, mit Inhalt, mit Sprache, mit Tiefgang, mit Nachwirkung - und es verdient, zu meinem persönlichen Buch des Jahres gekürt zu werden, dann dieses Werk, dessen lange Entstehungszeit jede Minute wert ist. Sowohl in gebundener als auch in der Hörbuch-Fassung definitiv eine Empfehlung!

Judith

In diesem Jahr hatte ich das Vergnügen, gleich mehrere herausragende Bücher zu lesen - eines davon war der Auftaktband zu "Die Chroniken der Schattenwelt": "Nephilim". Wie kaum eine andere deutsche Autorin beherrscht Gesa Schwartz das Spiel mit Licht und Schatten und lässt ihre Charaktere in schillernden Graustufen erblühen. "Nephilim" ist ein emotionales Feuerwerk, in dem der innere Konflikt des Protagonisten Nando, des Teufelssohns, den Leser tief berührt und nachdenklich stimmt. Gut und Böse verschmelzen bei Gesa Schwartz zu einem schlichten Staunen über die Wunder, die sich in der Dunkelheit verbergen. Ihre poetische und dennoch leicht zu lesende Sprache transportiert eine überwältigende Leidenschaft für das Schreiben, die die Leser einfach mitreißt. Gesa Schwartz schreibt schlichtweg verdammt gut - magisch, emotional, spannend und zuweilen auch ekelerregend und grausam. "Nephilim" stellt dabei den vorläufigen Höhepunkt ihres noch jungen Schaffens dar - und er wird sicherlich nicht der letzte sein.

Lilach

Es gibt so vieles, was uns in dieser modernen Welt Unbehagen bereitet, uns ängstigt, besorgt, ratlos macht. Und so schwer ist es, genau den Finger darauf zu legen, woran es liegt; woher es kommt, dieses Gefühl, im "global village", wo jeder jeden kennt, allein auf dem leeren Marktplatz zu stehen. Gabor Steingart kennt das Gefühl nicht nur, er weiß auch, wodurch es verursacht wird. Die Menschen heute erleben "Das Ende der Normalität", den mal schleichenden, mal ruckhaften Abschied von (fast) allem, was Generationen vor uns geprägt hat: Sicherheit. Dauerhaftigkeit. Beständigkeit. Das Gefühl, einen Platz im Leben suchen und finden zu können, an dem man genau richtig ist. Auf nicht einmal 200 Seiten schafft Steingart es, diese moderne Haltlosigkeit nicht nur treffend zu beschreiben und fundiert herzuleiten - es gelingt ihm sogar noch, ein mutiges und mutmachendes Fazit zu ziehen. Im Wesentlichen lautet es: "Freiheit". Und was gibt es schon Schöneres - und Beängstigenderes ... Ein großartiges Buch, um ein neues Jahr damit zu beginnen.

Lukas

Das Jahr 2011 brachte für mich in erster Linie Enttäuschungen mit sich. Viele Bücher wurden beworben wie die steinernen Tafeln mit den 10 Geboten, neue Autoren mit den Koryphäen der Literatur verglichen und grandiose Cover kreiert, um Leser zu gewinnen. Unterm Strich hielt so ziemlich kein Buch, was es versprach. Zum Glück gab es dennoch einige Lichtblicke, nicht wenige davon waren Folgebände von tollen Bücherreihen, die im Gegensatz zu vielen Kinofilmen, durchaus die Erwartungen erfüllen konnten. Neben Alan Bradleys drittem "Flavia de Luce"-Band und Brandon Mulls drittem Teil von "Fabelheim" konnte erfreulicherweise Markus Heitz hervorstechen. Letztes Jahr mit "Judassohn" noch meine persönliche Enttäuschung des Jahres 2010, überzeugt der zweite Band der Albae-Reihe "Die Legenden der Albae – Vernichtender Hass" auf ganzer Linie. Direkt an den Vorgänger geknüpft offenbart Heitz ein weiteres Kapitel der dunkelsten aller Geschöpfe. Carmondai, seines Zeichens ein Meister des Wortes und der Zeichenkunst, muss sich unverhofft als Kämpfer und Kriegsstratege beweisen. Und auch die anderen Kinder Samusins können schonungslos wie nie zuvor, ihren grausamen Gelüsten freien Lauf lassen. Dank nie endender Spannung und komplexer Geschichte mit Abstand mein Favorit im Jahresrückblick.

Maria

Das vergangene Jahr hatte auch auf dem Science-Fiction-Sektor eine Menge zu bieten. Ein wirkliches Highlight bietet "Die Stadt"von Andreas Brandhorst, eine wunderbar gelungene Mischung aus Science Fiction und Fantasy, deren Handlung im Jenseits angesiedelt ist. Die Frage, wie es nach dem Tod weitergeht, dürfte jeden Menschen beschäftigen. Dass man sich aber in einer äußerst seltsamen Stadt wiederfindet, hätte auch Benjamin Hartmann nicht erwartet, der zunächst nicht einmal weiß, was ihm eigentlich passiert ist. Doch seine Neugierde wird schnell geweckt, denn der eigenartige Ort mit seinen genauso eigenartigen Bewohnern liefert mehr Fragen als Antworten. Unglücklicherweise ist es alles andere als erwünscht, den Geheimnissen auf den Grund zu gehen, und Benjamin muss sehr schnell feststellen, dass auch das Jenseits eine überaus gefährliche Angelegenheit sein kann. Die Story überzeugt mit durchgängiger Hochspannung, originellen Ideen, wunderbaren Charakteren und einem sehr ansprechenden Schreibstil. Dass Science Fiction viel mehr sein kann als fremde Planeten und Raumschlachten, hat der Autor hier sehr eindrucksvoll bewiesen. Leser, die sich in diesem Genre auch einmal ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade bewegen wollen, werden an diesem Buch ihre Freude haben.

Markus

Von vielen Enttäuschungen wurde ich zwar dieses Jahr verschont, allerdings fand trotzdem so manches Buch seinen Weg in mein Regal, welches viel mehr versprach, als es letztendlich hielt. Wodurch man als Leser, dann doch wieder vorsichtiger wird und vielleicht zu bewährten greift. Eins dieser Dinge, die bleiben, ist mit Sicherheit George R.R. Martins Lied von Eis und Feuer. Durch die Verfilmung als Fernsehserie wieder mehr in den Focus der Leser gerückt und neuen Schwung durch die Veröffentlichung eines neuen Romans, fanden auch "Die Herren von Winterfell" und seine Nachfolger in neuer Übersetzung und absolut passender, stimmungsvoller Aufmachung seinen Weg zu mir. Und ich wurde nicht enttäuscht. Eine komplexe Geschichte trifft auf starke Charaktere, die alle ihre grauen Schattierungen besitzen und wie reale Menschen reagieren und nicht wie übergroße Helden. Sie unterliegen Zwängen, taumeln sehend in einen Abgrund, aus dem sie nicht entkommen können und versuchen doch nur, zurecht zu kommen. Selten ist Fantasy wirklich so gut, wie der Klappentext es verspricht. Hier ist es der Fall.

Patricia

P.C. Cast kann es auch alleine. Die Mutter des Erfolgsduos mit ihrer "House of Night"-Serie hat eine neu Serie gestartet, die in dem Fantasy Land Parthalon spielt, "Ausersehen". Shannon wird aus der heutigen Zeit in dieses Land katapultiert, in dem alle noch in vergangenen Zeiten wohnen, es kein Internet oder Klopapier gibt, dafür aber eine Vielzahl von magischen Wesen, allen voran die Zentauer. Und die sind es auch, die neben dem herrlichen Sarkasmus dem Buch die gewisse Würze verleihen. Clan Fintan und die Jungs sind absolut göttlich, sie sind nett, gutaussehend und haben einen unglaublichen Charme. Shannon verliert nie ihren Humor, auch wenn ihre Anspielungen oft nicht verstanden werden, meistert sie die ungewohnte Situation mit Charme, Sarkasmus und Ironie - zu lesen ist es einfach herrlich.

Shtrojera

2011, ein Jahr, welches lesetechnisch vor allem im Sommer mit vielen tollen Titeln aufgewartet hat. Zwischen Romantic und High Fantasy, Science Fiction, historischen Romanen, Fun-Büchern und auch Klassikern gab es so einige, die sich einen Platz in meinem Herzen erkämpft haben. Eine Überraschung des Jahres war vor allem die deutsche Autorin Jennifer Benkau mit ihrer (noch) unvollständigen Nybbas-Trilogie. Auch einige Autoren wie Kresley Cole, Jacquelyn Frank oder Bernd Perplies konnten mit leidenschaftlichen und spannenden Romanen aufwarten. Besonders überrascht hat mich das phantastische Debüt Christoph Lodes um seine "Pandaemonia"-Trilogie, welche mit wunderschönen Covern, einer tollen Idee und wunderbarer Detailarbeit glänzt. Politisch aktuell und voller sympathischer Charaktere zieht der Roman einen in seinen Bann. Eine absolute Empfehlung für Fans des Genres sowie solche, die es im Moment entdecken!



Mit über 450 Rezensionen in den verschiedensten Genres blicken wir auf ein erfolg- und abwechslungsreiches Jahr zurück. Unser Redaktionsteam hat tollen Nachwuchs bekommen und Literatopia ist durch verschiedene Aktionen weiter gewachsen. Wir verabschieden uns von 2011 und freuen uns, euch auch in 2012 immer wieder begrüßen und mit allerlei News rund um die Literatur informieren zu dürfen.

Euch einen guten Rutsch in ein tolles neues Jahr,
euer Literatopia-Team