Rezensionen im Dezember (2011)

Liebe LeserInnen,

bereits fünf Tage ist das neue Jahr alt - die ersten Vorsätze sind in Angriff genommen, andere hingegen schon wieder verworfen. Wir halten an unserer inzwischen be- und geliebten Tradition fest und präsentieren euch nach dem Best Of 2011 natürlich auch für den Dezember wieder eine kleine, aber feine Auswahl der vom Redaktionsteam gelesenen Titel. Viel Spaß!



Belletristik

Was passiert, wenn das Neugeborene offensichtlich anders aussieht als die Eltern? Wie wird man mit dieser Vertrauenskrise fertig, da der Mann ja nicht immer sicher sein kann, auch der Vater zu sein? "Vertrau nur meiner Liebe" von Barbara Delinsky ist ein Buch, das ein heikles Thema nicht nur anpackt, sondern auch befriedigend löst, Partnerproblematik inklusive. Dazu noch ein paar Ausflüge in den Strickladen und die Probleme ein paar weiterer Protagonisten - hier ist keine Seite langweilig.

Wurscht ist immer gut – so das Fazit des kleinen Herkules nach den ganzen Turbulenzen in seinem jungen Leben, von dem in "Dackelblick" erzählt wird. Eine heitere Geschichte von Frauke Scheunemann aus der Sicht eines kleinen Hundes, leicht und unbeschwert beschert es den Lesern eine völlig neue Sichtweise und zaubert ein beständiges Grinsen ins Gesicht.

Historik

"Juliregen" ist ein Buch mit wunderschönem Titel, aber praktisch ohne nennenswerten Inhalt. Die Geschichte plätschert oberflächlich und belanglos vor sich hin, Konflikte lösen sich auf, noch bevor sie wirklich entstanden sind, und die "Guten", Lore und Fridolin von Trettin samt ihren Freunden, siegen immer und auf ganzer Linie. Von einem so erfahrenen Autorenduo wie Iny Lorentz war wirklich mehr zu erwarten. Als Abschluss der Trettin-Trilogie lesbar, ansonsten leider überflüssig.

"Der Purpurhimmel" ist genau das richtige Buch für lange, faule, verträumte Lesetage. Einen Liegestuhl auf den Balkon gestellt – den altmodischen Strohhut aufgesetzt und einen Fruchtcocktail in Reichweite platziert – schon werden sie sich dazu gesellen, all die eigenwilligen, interessanten, lebensbunten Gestalten, die Laila El-Omari aus der Vergangenheit herbei zaubert. Am besten gleich eine Decke mitnehmen – die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man am Abend auch noch lesend da sitzen wird.

Dark Fantasy

"Schattenwandler V - Noah" kann leider nicht vollständig überzeugen. Zu viele Nebenstränge der Geschichte bremsen den Lesefluss und führen zu einigen Informationslücken. Jacquelyn Frank konnte so das Potential ihrer Protagonisten nicht vollständig nutzen. Trotzdem bietet der fünfte Band einen leichten Lesegenuss mit viel Romantik, Erotik und Spannung.

Der Auftakt zu Kim Landers "Blutengel"-Reihe bietet nicht wirklich einen Lesegenuss. Denn es finden sich einfach zu viele schlechte Klischees, flache und unausgegorene Charaktere sowie zahlreiche Fehler in der Handlungsabfolge, die sich bis zum Finale ziehen. Dies sorgt dafür, dass selbst die Liebesgeschichte nicht überzeugen kann. Selbst für Fans des Genres daher nicht zu empfehlen.

Fantasy

"Arkadien erwacht" überzeugt mit starken Protagonisten, die die Leserherzen im Sturm erobern. Rosa und Alessandro haben unglaublich viele Eigenheiten, die sie interessant machen. Dazu bekommt man eine spannungsgeladene Story mit phantastischen Elementen und Mafia-Flair geboten, die von Kai Meyer mit gekonnten Wendungen und extrem atmosphärisch umgesetzt wurde.

Mit "Die Krieger der Königin – Falkenherz" setzt L.J. McDonald ihren Reihenauftakt sehr gekonnt sowie spannend fort. Für Neueinsteiger der Reihe ebenso zu verstehen, zeigt sich die Handlung noch spannender, die Charaktere ebenso überzeugend und der Lesegenuss schon nach wenigen Seiten in bester Form. Leser – jung wie alt –, die liebend gerne Erzählungen über wahre Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinschaft lesen, sind hier immer noch richtig und dürfen sich auf eine Fortsetzung im August 2012 freuen!

Science Fiction

Mit "Flashback" liefert Dan Simmons das verstörendste Zukunftsszenario seit Langem ab - und mit diesem ein Setting, das sicherlich nicht jedem gefallen wird. Dennoch ist Simmons‘ erzählerisches Talent unverkennbar, mit dem er auch diesmal eine - zwar nicht neue – Idee umso gelungener und atmosphärischer umsetzt.

Auch der zweite Band der Jackalian-Reihe "Das Königreich jenseits der Wellen" besticht durch Sorgfalt und Liebe zum Detail, glücklicherweise hat sich Stephen Hunt diesmal in allem etwas zurückgehalten und dadurch eine runde, in sich stimmige Story abgeliefert. Steampunk bildet hier zusammen mit Elementen der Fantasy eine gelungene, für Freunde des Genres sehr empfehlenswerte Mischung.

Thriller

Leider kann "Saeculum" nicht so sehr überzeugen wie sein Vorgänger. Zu ausschweifend sind hier die Beschreibungen der Umgebung gestaltet, zu stereotyp die Charaktere, zu erzählerisch die Geschichte an sich. Trotzdem ist die etwas andere Sichtweise des Rollenspiels das Lesen auf jeden Fall wert - denn was das Gänsehautfeeling angeht, hat Ursula Poznanski einen einfach unvergleichlichen Stil.

"Hollywood Gossip: Mörderische Schlagzeilen" ist ein interessanter Auftakt mit vielversprechenden Charakteren, der in der Glamourwelt der Reichen und Möchtegernstars spielt. Der Anfang der Serie ist Gemma Halliday schon mal gelungen, die Charaktere sind sympathisch und interessant, die Geschichten noch nicht ganz abgeschlossen. Der Erotikfaktor ist sehr gering, dafür gibt es aber immer ungeahnte Wendungen und einen überraschenden Täter.

Krimi

Der dritte Band und Fall für Flavia de Luce "Halunken, Tod & Teufel" bietet wieder alles, was seine Vorgänger so lesenswert gemacht hat. Die Protagonistin ist wie immer ein Genuss, die Sprache von Alan Bradley schlichtweg makellos und der Mordfall realitätsnah und gut durchdacht. Ein Buch für alle Altersklassen und ein Geschenktipp, mit dem man nichts falsch machen kann.

Von den angekündigten "spannenden Weihnachten" ist leider während des Lesens nicht viel zu merken und auch nach der letzten Seite fragt man sich, nach welchen Kriterien die Geschichten in "Alle Morde wieder" aufgenommen wurden. Wirklich überzeugen kann maximal ein Drittel der von Uta Rupprecht (Hrsg.) ausgewählten Geschichten, der Rest bietet leider nur seichte und völlig unspannende Unterhaltung. Beim nächsten Versuch vielleicht doch beiden Geschlechtern die Chance geben - der Markt bietet so großartige männliche Krimi-Autoren!

Comic

"Annas Paradies Bd.1 - Von Dieben und Schmugglern" von Daniel Schreiber ist ein weiteres Juwel aus dem Splitterprogramm. Geschichte, Charaktere, Hintergrund und Zeichnungen – alles greift mühelos ineinander und unterhält einfach gut.

"Bone: Rose" ist eine tolle und ideale Ergänzung zu dem großen Bone-Zyklus von Jeff Smith und Charles Vess. Neueinsteiger sollten sich allerdings darüber im Klarem sein, dass ihnen viel Lesespaß verloren geht, wenn sie Bone: Rose zuerst lesen. Fans müssen einfach zu greifen.

Sonstiges

"Unversehrt" von Mirjam Müntefering ist kein Liebesroman. Es ist eine Biographie über eine Frau, die in einer ungewöhnlichen, aber liebevollen Familie aufwächst, die Liebe zarte zu einer Frau für sich entdeckt und dann als Teenager aus Übermut, den Tod eines Menschen verschuldet und darüber fast den Lebensmut verliert. Es ist eine Geschichte über das Leben mit Schuld, den täglichen Kampf zurück ins Leben. Aber auch eine Geschichte über Familienbande, Freundschaft und Liebe. Verpackt in wunderschöne Bilder und gezeichnet durch Charaktere, die so real wirken, als wären sie aus dem Leben gegriffen.



Und das soll es für 2011 auch schon gewesen sein - Schluss mit der Nostalgie und stattdessen mit frischer Kraft an neue Ziele. Das Redaktionsteam hat sich zum Ziel gemacht, die Zahlen vom letzten Jahr noch zu steigern und euch im Jahr 2012 mindesten ganze 500 Rezensionen zu liefern. Wie immer bunt gemischt aus bekannten und neuen Autoren, sämtlichen Genres und für (fast) alle Altersklassen - wir sind gespannt und genau das dürft ihr auch sein!

Ein erfolgreiches und aufregendes Lesejahr 2012 wünscht
euer Literatopia-Team