Skinwalker - Feindesland (Faith Hunter)

Egmont Lyx (September 2011)
Originaltitel: Jane Yellowrock 01 – Skinwalker
Paperback, kartoniert mit Klappe
448 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-8025-8387-2

Genre: Dark / Urban Fantasy


Klappentext

SIE IST DIE LETZTE IHRER ART …

Jane Yellowrock ist eine Gestaltwandlerin mit indianischen Wurzeln und eine Vampirjägerin. Ihr Auftrag: Sie soll in New Orleans einen mächtigen Blutsauger zur Strecke bringen, der gegen die Gesetze der Unsterblichen verstoßen hat und Vampire und Menschen grausam tötet. Bei ihren Ermittlungen begegnet Jane dem attraktiven Biker Rick LaFleur, der eine merkwürdige Anziehungskraft auf sie ausübt. Doch Rick scheint seine eigenen, undurchsichtigen Ziele zu verfolgen …


Rezension

Jane Yellowrock kann sich damit rühmen, eine ganze Blutsfamilie der Rogues, verwilderten und gewaltbereiten Vampiren, ausgelöscht zu haben. Dass sie dabei nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen ist, muss sie auf ihrer Website ja nicht erwähnen. Aufgrund ihres Erfolgs als Vampirjägerin erhält sie in New Orleans den Auftrag, einen einzelnen Rogue zur Strecke zu bringen, der seine Opfer nicht nur leersaugt, sondern auch ihre Organe frisst. Merkwürdig ist außerdem, dass Jane von Vampiren beauftragt wird, den Rogue zu eliminieren. Ganz wohl ist ihr nicht dabei, in die Höhle des Löwen zu treten, doch den Vamps, wie sie die Vampire scherzhaft nennt, will sie keine Schwäche zeigen. Jane macht sich eher einen Spaß daraus, ihre blutsaugenden Auftraggeber zu provozieren – und sie weiß, dass ihr Spiel gefährlich ist. Gefährlicher wäre es jedoch, sich wie eine Beute zu verhalten …

„Skinwalker – Feindesland“ ist ein actionreicher Reihenauftakt, der ein wenig an die Romane von Ilona Andrews erinnert. Jane gibt sich knallhart, fährt ein aufgemotztes Motorrad und verfügt über ein beeindruckendes Waffenarsenal. Ihre schärfste Waffe ist jedoch sie selbst: Sie teilt sich den Körper mit der Seele der Raubkatze Beast und kann beliebig ihre Gestalt wandeln, bevorzugt in die eines Pumas. Einige Passagen sind direkt aus der Sicht von Beast geschrieben, wobei Faith Hunter versucht hat, aus der Sicht eines Tieres zu schreiben. Zunächst liest sich das ungewöhnlich, jedoch meist passend und stimmungsvoll. Beasts stark ausgeprägter Geruchssinn verrät ihr (und Jane) nicht nur, wo Kameras angebracht wurden, sondern vor allem, wer sich wo aufgehalten und sogar, wer mit wem Sex hatte. Doch Beast ist nicht einfach zu kontrollieren und für Jane ist jede Wandlung schmerzhaft. Ein wenig mutet sie wie die weibliche Version von Blade an – mit dem Unterschied, dass sie keine Daywalkerin, sondern eine Gestaltwandlerin, ein sogenannter Skinwalker ist. Jane scheint die letzte ihrer Art zu sein und ist sehr darauf bedacht, ihre wahre Natur vor den Menschen und Vampiren zu verbergen.

Im Vergleich zu Reihen wie „Stadt der Finsternis“ ist „Skinwalker“ etwas weniger brutal, enthält jedoch ebenso blutige Szenen, die zartbesaiteten Lesern kaum schmecken dürften. Faith Hunter geht nicht gerade zimperlich mit ihrer Protagonistin um und ihre Gestaltwandlerfähigkeiten tragen dazu bei, dass Jane mehr und schlimmere Verletzungen ertragen kann als ein gewöhnlicher Mensch. Doch selbst gefährliche Situationen nimmt Jane mit viel schwarzem Humor, der sie manchmal fast den Kragen kostet. Der Leser hat allerdings Spaß daran und kommt in den Genuss explosiver Dialoge, die eine besondere Spannung in die Geschichte bringen. Auch die Suche nach dem Rogue zehrt an den Nerven des Lesers und hält bis zum Ende überraschende Wendungen parat. Einziges Manko: Manchmal geht Faith Hunter zu sehr ins Detail, wodurch kleine Längen entstehen. Zwar demonstriert sie damit ihre tolle Recherchearbeit, doch wer wenig Interesse an Motorrädern hat, wird sich bei seitenlangen Beschreibungen der Technik sicherlich langweilen. Wiederum äußerst gelungen ist die dichte Atmosphäre des Romans, die von der schwülen Glut von New Orleans getragen wird. Die Stadt ist das perfekte Setting und wird von Faith Hunter wunderbar in Szene gesetzt.

Jane als Protagonistin ist durch ihr vorlautes Mundwerk unheimlich sympathisch, doch außer bissigen Sprüchen hat sie auch eine sehr herzliche und aufrichtige Art zu bieten. Die Beziehung zu ihrer besten Freundin Molly und deren Familie wird nur angedeutet, doch es zeichnet sich schon ab, dass hier zwei außergewöhnlichen Frauen zueinandergefunden haben. Auch der Biker Rick LaFleur, den Jane gleich zu Beginn des Romans kennenlernt, ist interessant – und undurchsichtig. Man weiß nicht recht, was man von diesem Kerl halten soll. Zwischenzeitlich zweifelt man ernsthaft an seinen Motiven und Faith Hunter lässt andere Männer in den Vordergrund treten, die ebenso an Jane interessiert sind. Einer davon ist der Vampirlord Leo, der Jane mit seinem feudalistischen Verhalten zur Weißglut treibt. Gleichzeitig übt er eine düstere Faszination auf sie aus und beweist im entscheidenden Moment, dass ihm Begriffe wie Ehre und Mut nicht fremd zu sein scheinen. Trotz potentieller Gefährten bleibt „Skinwalker“ in erotischer Hinsicht recht zahm. Über intensive Flirts kommen die Charaktere nicht hinaus – was sich im Folgeband „Fluch des Blutes“ ändern könnte.

Egmont Lyx präsentiert „Skinwalker“ als günstiges Mini-Paperback, das wie gewohnt qualitativ einwandfrei ist. Das Cover passt hervorragend zur schwülen und düsteren Atmosphäre New Orleans und Janes Cherokee-Herkunft. Leider wird auch hier vieles nur angedeutet und die Bekanntschaft mit einer Schamanin wird in der zweiten Hälfte des Romans fast gänzlich außer Acht gelassen. Dabei würde man gerne mehr über Janes Vergangenheit und die Mythen der Indianer erfahren. Doch „Feindesland“ ist letztlich „nur“ ein Auftaktband - da kann also noch viel kommen. Es bleibt zu hoffen, dass Faith Hunter das Potential ihrer Reihe ausbaut, denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass „Skinwalker“ ein Leckerbissen für Urban Fantasy-Fans werden könnte.


Fazit

„Skinwalker – Feindesland“ ist ein herrlich bissiger Reihenauftakt, der jede Menge Action und Spannung bietet. Hin und wieder driftet Faith Hunter in unwichtige Details ab, doch insgesamt überzeugt sie mit ihrer faszinierenden Protagonistin, die ebenso herzlich wie geheimnisvoll ist. Blutig, sinnlich und unheimlich atmosphärisch!


Pro & Contra

+ bissige und sympathische Protagonistin
+ faszinierende Raubkatzenseele „Beast“
+ schwüle Atmosphäre von New Orleans
+ interessante Nebencharaktere
+ actionreich und spannend
+ schwarzer Humor / spritzige Dialoge

o relativ brutal und blutig

- manchmal zu detailverliebt

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5

Tags: Gestaltwandler, Vampire