Coraline (Neil Gaiman)

Heyne (April 2009)
Seiten: 176 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-50376-2
€ 7,95 [D] € 8,20 [A]

Genre: Fantasy

(Anmerkung: Gelesen wurde die englische Originalausgabe. Abweichungen des Schreibstils in der deutschen Version werden nicht beachtet)


Inhalt

Coraline findet die Tür kurz nach ihrem Einzug in das neue Haus. Genervt vom gar nicht sommerlichen Wetter und gelangweilt vom Fernsehen tritt sie hindurch und findet sich in einer Welt wieder, die der ihren sehr ähnlich ist. Sie hat dort sogar eine „andere Mutter“ und einen „anderen Vater“, die sie sehr lieb haben und alles andere als wenig Zeit für sie haben. Säßen da nur nicht die schwarzen glänzenden Knöpfe an den Stellen, an denen eigentlich Augen sein sollten.
Als Coraline auch noch für immer da bleiben soll, merkt sie schnell, dass nichts so ist, wie es scheint, und sie fliehen sollte, bevor es zu spät ist.


Rezension

2009 kam die Verfilmung des 2003 erschienenen Kinderbuches Coraline in die amerikanischen Kinos und wird im Sommer dieses Jahres auch in Deutschland anlaufen. Grund genug für Heyne, eine Neuauflage herauszubringen, und für uns, sich diesem Buch zu widmen.

„Ich heiße Coraline. Nicht Caroline. Coraline“, sagte Coraline.
(Coraline)


Ein kleines Mädchen, das neugierig ist, aber ängstlich, und sich in eine Welt begibt, die sich hinter einer Tür verbirgt, ist nicht wirklich neu. Spätestens nach Disneys Interpretation von Lewis Carrolls Alice im Wunderland kennt diese Idee jedes Kind. Und sie wurde sehr, wirklich sehr oft zu etwas mehr oder weniger Neuem verarbeitet.
Die Kunst besteht also darin, dieses abgenutzte Thema zu nehmen und es zu etwas Einmaligem und Unvergesslichem zu formen.
Ohne Wenn und Aber kann man sagen, dass das Neil Gaiman wirklich gelungen ist.

Coraline erzählt von der entsetzlichsten Reise in eine andere Dimension, die die Welt der Kinderbücher je gesehen hat. Seit den Erzählungen der Gebrüder Grimm, die in den ursprünglichen Versionen oft grausam waren, gab es keine solchen Gruselgeschichten mehr.
Und so muss sich das Mädchen, das zu klein für ihr Alter ist, mit mächtigen Kräften anlegen, um nicht ihre Seele zu verlieren.

Coraline ist gespickt mit märchenhaften Gestalten, die von mondän, schrullig und liebenswert bis gerissen und entsetzlich furchterregend reichen. Bei einer Länge von unter 200 Seiten ist es bemerkenswert, dass die Figuren nicht flach und farblos bleiben, denn jede Gestalt wird gekonnt durch wenige Beschreibungen umrissen und bekommt Leben eingehaucht. Dabei gelingt es dem Autor, die „anderen“ Charaktere hinter der Tür noch um eine ganze Stufe kauziger zu machen, als sie es schon in der „richtigen“ Welt sind.

Entsprechend der Zielgruppe ist Coraline sehr einfach geschrieben und für jeden verständlich. Auf komplizierte Formulierungen wird verzichtet und die Geschichte, in der einiges passiert, wird recht flott erzählt. Länger hätte das Buch jedoch nicht sein dürfen, aber auch nicht kürzer. Es ist ein präzise abgestimmtes Werk, das einen dazu bringen wird, es seinen Kindern freiwillig immer und immer wieder vorzulesen, nur damit man es noch einmal genießen kann.

Leider gibt es in der deutschen Ausgabe von Coraline keine Illustrationen von Dave McKean. Schade, denn diese verleihen dem Ganzen eine noch düsterere Atmosphäre.


Fazit

Eine einmalig schaurige Reise in eine andere Welt. Coraline ist jetzt schon ein Klassiker.


Pro und Kontra

+ immer wieder lesbar
+ für alle Altersgruppen
+ gruselig
+ originell

o sehr einfach geschrieben

- Illustrationen fehlen in der dt. Version

Beurteilung:

Handlung 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5 


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