Kleines Rezeptbuch der historischen Tinten (Nicolaus Equiamicus)

Bohmeier Verlag 2009
47 Seiten, Heftbindung
ISBN 978-3-89094-593-4
Preis: € 7,90 (D) 

Genre: Sachbuch

 

Aus der Beschreibung:

Welcher Kalligraph oder Sammler von antiken Briefen und anderen Schriftstücken aus vergangenen Jahrhunderten liebt nicht die schönen scharfen Federzüge, die man mit den damals gebräuchlichen Schreibtinten erzeugte. Das nie verblassende Tiefschwarz der Eisengallus-Tinten oder die leuchtenden Farben der mittelalterlichen Inkunablen haben zweifellos in Qualität und Optik den so genannten "modernen Tinten" noch viel voraus. […]

Das vorliegende Büchlein ist […] kein trockenes Werk über antike Schreibstoffe, sondern es richtet sich an diejenigen, die sich ausschließlich und ohne viel Drumherum dafür interessieren, wie man Tinte selbst herstellen kann.

Rezension

Mit diesem Heftchen hat der Autor Interessierten die Arbeit abgenommen, sich durch alte Tintenrezepte – mit den unterschiedlichsten, oft obsoleten Gewichtsangaben – zu arbeiten und offenbar auch jedes Rezept selbst ausprobiert. So sind bei den unterschiedlichsten Tinten – geordnet nach Hauptbestandteilen (Gallustinten, Alizarintinten, Schellacktinten) bzw. Farben (Rot, Blau, Grün, Purpur, Gold, Silber) – großteils Kommentare bezüglich Wirkung auf Papier oder Besonderheiten bei der Herstellung zu finden.

Zusätzlich zu den "normalen" Schreibtinten hat der Autor auch allerlei ausgefallene Rezepte zusammengetragen: So finden sich neben Tintenpulver für unterwegs auch unzerstörbare Tinte, Geheim-, Leucht- und Kopiertinte sowie ein Rezept für orientalische Tinten.

Was Hobbykalligraphen und Interessierte besonders freuen dürfte: Ein eigener Abschnitt widmet sich dem Schreiben zu Großvaters Zeiten (Herstellung von Federkielen und Faltbriefen) sowie der Herstellung und Verarbeitung von Siegellacken in verschiedenen Farben (rot, blau, grün, schwarz, braun). Rezeptadressen für die nicht immer einfach zu bekommenden Zutaten und nützliche Links schließen das Büchlein ab.

Schade, dass der Verlag hier nicht mehr investiert hat. Mit einer anderen Bindung, einem Cover, das dem Inhalt gerechter wird, einer kleinen Einführung über das Schreiben und über historische Schreibmaterialien, womöglich mit Bildern und schließlich mit Schriftproben, geschrieben in den jeweiligen Tinten, hätte man hier trotz höherem Verkaufspreis wohl ein breiteres Publikum angesprochen bzw. auch die Arbeit des Verfassers durch mehr Seriosität gewürdigt, ohne zu viel ungewolltes "Drumherum" beifügen zu müssen.

Fazit

Nicht vom äußeren Erscheinungsbild auf den Inhalt schließen: Trotz des wenig gelungenen Covers, das den Inhalt in eine Richtung charakterisieren will, die er nicht hat, ein wirklich brauchbares Heftchen für interessierte (Hobby-)Kalligraphen, die den Zeitaufwand und die Mühe, ihre Tuschen und Tinten selbst herzustellen, nicht scheuen und experimentierfreudig sind.

Bewertung:

Aktualität: 5/5
Verständlichkeit: 5/5
Lesespaß: 3/5 (Kriterium hier schwer anwendbar ... vergleichbar mit dem "Lesespaß" eines Kochbuches - Rezepte eben)
Preis/Leistung: 4/5