Maria sucht Josef (Nicole Joens)

Verlag Piper, Oktober 2010
Taschenbuch, 352 Seiten, 8,95 €
ISBN: 9783492259583

Genre: Belletristik


Klappentext

Mit zweieinhalb Kindern im Schlepptau, abgebrannt bis auf den letzten Cent, steht die hochschwangere Miriam auf dem Christkindlmarkt. Ein göttliches Zeichen wäre jetzt nett, irgendein verdammter Wegweiser, wie sie ohne Geld hier im teuren München bitte ein halbwegs passables Weihnachten hinbekommen soll! Seit fast einem Jahr, seit ihre Schwester und ihr Schwager tödlich verunglückt sind, geht es bei Miriam bergab – so rein privat und beruflich gesehen. Nur ihre kleine Nichte und ihr Neffe sind ihr Sonnenstreif am Horizont. In einer Stunde muss sie bei der Hebamme sein, die sie netterweise umsonst behandelt. Nur, wie soll sie dort hinkommen – so ganz ohne Geld? In diesem Moment hält ein Oldtimer Taxi am Bordstein, ein Fahrgast steigt laut fluchend aus, Country-Musik dröhnt aus dem Wagen. Miriams Herz beginnt zu klopfen. Könnte dieses verlockend warme Taxi das göttliche Zeichen sein, auf das sie wartet? Auch Taxifahrer Joe hat die Hochschwangere mit Anhang entdeckt und ist gar nicht begeistert, als sich die drei zu ihm ins Taxi quetschen.

Eine herzerwärmende Geschichte über einen Taxifahrer, der wider Willen zum rettenden Engel in größter Not wird.


Die Autorin

Nicole Joens, geboren 1961 in München, wanderte nach dem Abitur ohne einen Penny für sieben Lehrjahre nach New York aus und kehrte 1990 zurück, um in ihrer Muttersprache zu schreiben, zunächst viele Drehbücher. Ab 1995 glückliche Mutter von Zwillingen, aber unglückliche Ehefrau, danach viel zu lange allein erziehend, doch seit 2006 endlich glücklich verheiratet und entspannt erziehend. Innerlich liegt sie deshalb jedem Josef dieser Welt zu Füßen. Sie lebt und schreibt in München und dem Chiemgau. „Maria sucht Josef“ ist ihr erster Roman.


Rezension

Miriam ist am Ende. Hochschwanger, zusammen mit ihrer fünfjährigen Nichte Anna-Sophie und ihrem zehnjährigen Neffen Bene, ohne einen Cent in der Tasche und auf dem Konto steht sie mitten in München und weiß einfach nicht mehr weiter. Seit ihre Schwester mit ihrem Mann bei einem Unfall starb, ist ihre Welt komplett aus den Fugen geraten, finanziell, emotional und überhaupt alles. In Dresden hatte sie als freischaffende Künstlerin noch einen Job, aber die Kinder, die sie aufgenommen hat, fühlten sich dort nicht wohl und wollten lieber wieder in ihre gewohnte Umgebung nach München. Und dort geht einfach alles schief, die Ämter wollen die Kinder lieber in eine Pflegefamilie bringen und zahlen keinen Unterhalt, solange sie keine Wohnung und keinen Job hat. Denn ohne Geld können sie die Wohnung auch nicht mehr halten, aber ohne Wohnung gibt es keinen Job und keine Kinderbetreuung. Alle sind an der Misere schuld – nur Miriam natürlich nicht, die versucht, für die Kinder da zu sein und irgendwie einen Retter sucht, der sie aus der Misere bringt. Ein Mann muss her – aber sofort. Pech für Joe, dass er so nett ist und sein Taxi gerade da hält, wo Miriam und die Kinder grade eine Mitfahrgelegenheit suchen. Und schon ist Joe die Rolle des ultimativen Retters zugefallen, bevor er überhaupt bemerkt, in was er da eigentlich gestolpert ist.

Als Protagonistin ist Miriam unmöglich, sie ist verantwortungslos, leichtsinnig und unfähig, dem Leben die Stirn zu bieten. Natürlich liebt sie die Kinder ihrer Schwester und versucht, für sie das Beste zu tun, aber sie sieht nicht, was das Beste für die Kinder wirklich ist. Bestimmt nicht, hungrig und obdachlos sich Essen und Fortbewegungsmöglichkeiten zu erbetteln. Dazu noch eine Hebamme, die mit den Ungeborenen reden kann, Nicole Joens trägt wirklich dick auf. Alle drei sind musisch sehr begabt, allerdings auch überheblich gegenüber ihrer Meinung nach schlechter Musik. Joe bekommt es direkt zu spüren, als seine Country Cover Band nicht direkt den Zuspruch bekommt, den er sich erhofft hat. Es tut richtig gut, als einer seiner Bandmitglieder Miriam mal von ihrem hohen Ross herunterstößt und ihr zeigt, dass auch angeblich ungebildete, einfache Schrammelmusiker etwas davon verstehen. Ihre Handlungen sind einfach unpassend ihrer Situation gegenüber, kaum hat sie Joe getroffen, fühlt sie sich von ihm angezogen und will ihn vernaschen, trotz ihrer Schwangerschaft. Zusätzlich drängt sie ihn in die Rolle des Retters, kaum bei ihm eingestiegen, erwartet sie von ihm, alle ihre Probleme zu lösen. Sie benimmt sich wie ein kleines Kind, aber nicht wie eine erwachsene Frau mit Verantwortung.

Nicole Joens hat einen merkwürdigen Schreibstil gewählt, man bekommt die Geschichte erzählt, ist leider nie mittendrin. Deshalb bleiben die Protagonisten auch alle fremd, man kann sich nicht in sie hineinfinden, obwohl ständig die Perspektiven wechseln und alle zu Wort kommen und ihre Gefühle offenbaren. Denn auch Joe hat sein Päckchen zu tragen, nach einem traumatischen Erlebnis hat er sich ein bisschen von der Welt zurückgezogen. Er scheut vor Beziehungen und will für niemanden mehr verantwortlich sein. Er fühlt sich von Miriam und den Kindern überrumpelt, tritt allerdings immer wieder für sie ein. Obwohl er sie gerade erst kennen gelernt hat, besucht er mit Anna-Sophie ihre Aufführung im Kindergarten und rettet ihr die Hauptrolle. Genau wie Mariam fassen die Kinder sofort Vertrauen und sehen auch in ihm ihren Retter vor der Armut. Warum sich alle ausgerechnet auf ihn und ausgerechnet jetzt so auf Joe versteifen, ist mehr als merkwürdig, wahrscheinlich war er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Schade für ihn, eigentlich war er ein netter Kerl und verdient die Geschichte einfach nicht, die die Autorin ihm auf den Leib schreibt. Der Plot wäre interessant gewesen, nur leider schaffen es die Protagonisten zu keiner Zeit, sich in die Herzen der Leser zu schleichen.


Fazit

Eine gute Idee, nur leider mangelhaft umgesetzt. Unsympathische und überhebliche Protagonisten verleiden den Lesespaß, der Schreibstil trägt ein Übriges dazu bei. Nicht wirklich dazu geeignet, die Personen nahe zu bringen, dümpelt dazu die Story vor sich hin, ständig durch Flashbacks unterbrochen. Die erzählen zwar Näheres über einzelne Personen, trotzdem fühlt man nicht mit ihnen. Als Weihnachtsgeschichte ungeeignet, der Funke Magie springt einfach nicht über.


Pro und Contra


+ Joe ist ganz nett

° Ungewöhnlicher, aber nicht grade angenehmer Stil

- Unsympathische Charaktere
- Nicht sehr realistisch
- Weltfremde Ansichten
- Versuchte Magie fehl am Platz
- München kommt schlecht weg
- Überhöhte Anforderungen der handelnden Personen

Wertung

Charaktere: 2/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis / Leistung: 2/5