Verlag: Blanvalet (Juli 2011)
Taschenbuch: 575 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3442268221
Genre: Fantasy
Klappentext
Das grösste Epos unserer Zeit
Drittes Buch:
Der Thron der sieben Königreiche
„Der amerikanische J.R.R. Tolkien.“
Time Magazin
Rezension
Wir säen nicht
Die sieben Königreiche sind in Aufruhr. Ein Bürgerkrieg überzieht das Land und keiner kann sich ihm entziehen. Im Norden kämpfen Lennisters und Starks um die Vorherrschaft und ebenso aus Rache. Robb Stark, neu ausgerufener König des Nordens, versucht seine Herrschaft zu festigen und keine schwerwiegenden Fehlentscheidungen zu treffen. Bisher hatte er dabei Glück, doch wird es immer schwerer das Richtige zu tun. Schließlich hält Joffrey Baratheon, unrechtmäßiger Herrscher in Königsmund, augenscheinlich noch seine beiden Schwestern gefangen. Einzig der Umstand, dass Jamie Lennister eine Geisel der Starks ist, scheint sie zunächst vor schlimmeren zu bewahren. Doch wie lange noch? Denn Joffrey ist unberechenbar. Aus diesem Grund wird Tyrion Lennister von seinem Vater nach Königsmund geschickt, um seinen Neffen und König zur Räson zu bringen. Öffentlich die rechte Hand des Königs, soll er dafür sorgen, dass Joffrey nicht noch weitere Katastrophen heraufbeschwört und ihn kontrollieren. Und Tyrion macht sich sofort an die Arbeit. Er hat viel zu tun.
Eins seiner größten Probleme sind die Brüder Robert Baratheons, Joffreys Vater. Keiner von Beiden will freiwillig auf die Krone verzichten und sie stellen Heere auf.
Während Stannis wohl einst ein guter Herrscher gewesen wäre, wenn auch nicht ein beliebter, macht er nun den Eindruck besessen von Gedanken auf den Thron zu sein. Er überwirft sich mit alten Traditionen und steht unter dem Einfluss der Priesterin einer neuen Religion.
Renly, der Jüngere der Beiden, mag zwar nicht so recht zum Regieren geeignet zu sein, aber er ist bei seinem Volk beliebt, was vieles einfacher machen würde.
Aber auch auf anderen Feldern tut sich viel.
Die Nachtwache zieht hinter die Mauer ins Land der Wildlinge und muss mehrere folgenschwere Entdeckungen machen. Was einst ein Rätsel für sie war, wird für die Männer mit den neu gewonnen Erfahrungen nun begreifbar. Mit dabei ist auch John Schnee, Eddard Starks Bastard, und diese Reise stellt mehr als nur eine Herausforderung für ihn, an der er wachsen muss und es auch tut.
Ebenso muss auch Arya Stark neue Erfahrungen auf der Suche nach einem Weg nach Winterfell machen. Sie zieht inkognito zusammen mit Rekruten für die Nachtwache durch ein vom Krieg verheertes Land und ihre Überlebenschancen stehen nicht gut.
Währendessen sammelt Daenerys Targaryen ein Heer um sich, um überzusetzen und die sieben Königreiche zu erobern.
Erst in der Zusammenfassung erkennt man wie vollgepackt auch Der Thron der sieben Königreiche aus der Welt des Lied von Eis und Feuer ist. Während des Lesens wird man förmlich hineingezogen in die Handlung, so dass die Zeit beim Lesen wie im Flug vergeht. Mit Sicherheit ist das auch ein Verdienst von George R.R. Martins lebendigen Schreibstil, der relativ schnörkellos ist und sich nicht zu sehr in Kleinigkeiten verliert. Wo andere Autoren zehn Seiten auf Umgebungsbeschreibungen verschwenden, reicht ihm eine. Ein damit meist einhergehender Verlust bei der Atmosphäre ist nicht zu spüren, im Gegenteil. Immer kann man sich beschriebene Orte genau vorstellen und die vorherrschende Stimmung spüren. Den bissigen Sarkasmus und Witz verliert der Autor glücklicherweise auch in diesem Roman nicht
George R.R. Martins große Stärke sind aber nach wie vor die handelnden Personen. Allen vorran natürlich wieder einmal Tyrion Lennister. Was der kleine Mann immer wieder auf die Beine stellt und wie er mit Problemen und gefährlichen Situationen umgeht ist einfach herrlich zu lesen. Niemals auf den Mund gefallen, weiß er doch immer, wie weit er gehen kann, ohne in besonders große Schwierigkeiten zu kommen. Dabei offenbart er, im Gegensatz zu seinen Geschwistern und seinem Vater, eine mitfühlende Seite, die er aber im harten Geschäft der Politik und des Krieges durchaus auch unterdrücken kann. Trotzdem weiß er, was richtig ist und handelt oft genug nach seinem Gewissen. Manches mag dabei auch von Vorurteilen und Standesdenken motiviert sein, aber dennoch ist er in seinem Vorgehen nicht völlig rücksichtslos und verfolgt seine eigene Art von Gerechtigkeit. Unter Umständen könnte man ihn als moralischsten unter allen anderen nennen, so seltsam es klingen mag.
Theon Graufreud hingegen wird zu einer zwiespältigen Figur für den Leser. Bisher nur das Anhängsel der Starks, als dessen Geisel er aufgewachsen ist, zeigt er nun auch andere als nur seine netten Seiten. Dies ist auch dringend nötig, will er gegen seinen Vater und seine Schwester bestehen. Außerdem stellt sich die Frage nach seiner Loyalität.
John Schnee hingegen scheint immer mehr auf die Rolle des Kommandanten der Nachtwache vorbereitet zu werden und offenbart Führungsqualitäten, die man ihm so im ersten Buch vielleicht noch nicht zugetraut hätte. Zusammen mit Robb ist John am meisten von allen Stark Brüdern an seinen Aufgaben gewachsen. Er hinterfragt sich, und dennoch tritt er selbstsicher auf, wenn es notwendig ist. Mehr und mehr scheint er, später noch eine entscheidende Rolle im Handlungsstrang um die Nachtwache zu spielen.
Zuletzt sei Arya erwähnt, die vielleicht den beschwerlichsten Weg in Der Thron der sieben Königreiche gehen muss. Auf ihrer Reise durchs Land, zieht sie an Not und Elend der einfachen Bevölkerung vorbei, ständig in der Angst entdeckt zu werden. Sicher nimmt sie es mit, gleichzeitig offenbart sie aber eine Kraft, die ihr in diesem Maße nicht unbedingt zuzutrauen war.
Jeden Charakter des Romans jetzt aufzuzählen wär eindeutig zuviel, aber jeder einzelne, der in die Handlung eingreift, bekommt eine weitere Facette hinzugefügt, die aus seinem Handeln entsteht. Ihre Persönlichkeiten bestimmen ihre Denken und was sie tun. Selbst die neu hinzugefügten Personen, sind für den Leser sofort verständlich und nachvollziehbar. - Behalten aber trotzdem noch genug für sich, um auch zukünftig interessant und überraschend zu bleiben. Wie gesagt, George R.R. Martins große Stärke ist die Verflechtung der Handlung mit den Überzeugungen der Charaktere. Im Gegensatz zu manch anderem Roman sind sie nicht so einfach bereit, ihre Werte über Bord zu werfen. Bevor sie dies tun, gehen sie mitunter lieber bewusst ins Feuer. In einer Welt, die auseinanderzubrechen scheint, durchaus verständlich.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es dann dennoch. Und zwar die Anzahl der Charaktere. Noch ist sie übersichtlich, das könnte sich aber schnell ändern, wenn George R.R. Martin, weiterhin in einem solchen Tempo neue Charaktere einführt. Auch dürfte die Anzahl der Handlungsstränge bald an ihre Grenzen stoßen. Noch kann man allen problemlos folgen, die Gefahr des Verzettelns besteht aber. Hoffentlich tappt der Autor nicht in die gleiche Falle, wie Robert Jordan mit seinem Rad der Zeit vor ihm. Dieser hat sich zwar später wieder gefangen und seine Reihe angefangen in ruhigere, sichere Gewässer zu führen, aber es wäre schade, wenn Das Lied von Eis und Feuer ebenso später einmal Füllbände aufweisen würde, die die Handlung nicht wirklich vorran bringen, da die Anzahl der Protagonisten zu hoch geworden ist.
Fazit
Der Thron der sieben Königreiche führt neue Charaktere ein, lässt alte neue Erfahrungen machen und wirft den Leser ins Chaos des Krieges und der Intrigen. George R.R. Martin hat wieder alles richtig gemacht. Die Mischung aus großartigen Charaktermomenten, politischen Intrigen und dem herrschenden Krieg mit seinen Folgen ist sehr gut ausbalanciert, so dass der Roman von der ersten bis zur letzten Seite einfach spannend und unterhaltsam ist.
Pro & Contra
+ wieder einmal Tyrion Lennisters
+ Arya Stark
+ die Nachtwache hinter der Mauer
+ Gerechtigkeit für Ned Stark
o die Anzahl der Protagonisten nimmt immer weiter zu
Bewertung:
Charaktere: 5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5
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