Genre: Fantasy
Innerer Klappentext
>>Ein Hexer muss sterben!<<
Darüber lässt das heilige Buch von Eador keinen Zweifel. Grausam
verfolgt die Kirche all diejenigen, die bei der Ausübung von Magie
erwischt werten. Doch dann geschieht das Unfassbare: Der junge Gair,
eben noch auf seine Verurteilung als Hexer wartend, kann mithilfe eines
mysteriösen Fremden fliehen. Auf der weiten Reise zu den Westinseln
erfährt Gair, dass er eine besondere Gabe besitzt: Er kann den magischen
Schleier, der die Welt vor dem Chaos und der Zerstörung dämonischer
Wesen bewahrt, weben. Gairs unbekannter Retter entpuppt sich als Hüter
des Schleiers und als Lehrer an der Akademie, an der Gair lernen wird,
seine Gabe zu nutzen. Doch viel zu früh werden auch Gairs Feinde auf ihn
aufmerksam und treffen ihn dort, wo er am verletzlichsten ist: bei
seiner großen Liebe, der charismatischen Aysha. Als der Schleier zu
zerreißen droht und ein unerbittlicher Kampf zwischen den Welten
entbrennt, trifft Gair eine schicksalshafte Entscheidung …
Rezension
Magie, ein junger Mann, der seine Gabe gerade erst begreift, ein
geheimnisvoller Fremder, der ihn in der Magie unterweist und ihm
eröffnet, dass er der einzige ist, der den Untergang der Welt verhindern
kann – Fantasykennern, denen das alles irgendwie merkwürdig vertraut
vorkommt, sei hiermit bestätigt: Ja, es ist die alte Leier. Dennoch, der Auftakt zu Elspeth Coopers neuer Fantasy-Serie „The Wild Hunt“ (engl.: „Die wilde Jagd“, Serientitel wurde nicht in deutsche Übersetzung übernommen) ist solide geschrieben und trotz reichlichen Gebrauchs gängiger
Klischees eigenständig genug, um daraus eine eigene Daseinsberechtigung
abzuleiten.
Denn trotz wirklich zahlreicher bekannter Grundmuster: Die Umsetzung ist
gekonnt und lässt einen schnell vergessen, dass man da eigentlich
nichts „Neues“ vor der Nase hat. Denn Gairs Schicksal, das in einem
Kerker beginnt und in einer Art „Magierschule“ endet – eine Reise, die
einen nicht unbeträchtlichen Teil des Romans ausmacht und quer durch
Coopers Fantasy-Welt führt -, ist spannend und unterhaltsam. Diese Welt
ist dabei gut beschrieben und bietet schöne Schauplätze, die dem
High-Fantasy-Anspruch Rechnung tragen. Verwunderlich hierbei ist
allerdings der Verzicht des Verlags auf eine Karte, wie man sie bei
einem Buch solcher Aufmachung – zumal es die Klappbroschur förmlich
anbietet – eigentlich erwartet und nicht selten während der Geschichte
auch benötigt hätte.
Schrittweise lernt der Leser immer mehr über das Magie-Konzept, über die
Welt und die Lage, in der diese sich momentan befindet – ganz so, wie
es sich für eine ordentliche Reise in einem Fantasy-Roman gehört. Ebenso
wie die Tatsache, dass es um diese Welt gerade nicht zum Besten steht -
droht doch der „Schleier“ zu zerreißen, eine magische Schutzbarriere,
die die Welt vor einer unaussprechlichen Gefahr schützen soll.
Durch verschiedene Point-of-View-Charaktere beleuchtet Cooper diese
Gefahr und die Situation, in der ihre Welt steckt, sodass sich dem Leser
ein genaues Bild präsentiert – und nicht zuletzt wird hierdurch auch
weitere Spannung generiert, denn diese Nebencharaktere sind geschickt
positioniert und stehen dem Haupthandlungsstrang folglich in Sachen
Spannung in nichts nach.
Und so erfährt man beispielsweise direkt aus erster Hand – nämlich aus
der Perspektive eines der „Hüter“ des Schleiers, den man auf seinen
Patrouillen begleitet -, wie ernst die Situation bereits ist. Auch die
anderen Blickwinkel ergänzen die Handlung und runden diese angenehm ab,
nicht zuletzt durch ihre durchdachten Nebencharaktere, die sich in
Punkto Authentizität durchaus mit den Hauptcharakteren messen lassen
können. Denn: Der Protagonist – Gair - ist zwar ein sympathischer
Charakter, den man gerne durch das Buch begleitet – dabei entspricht er
jedoch so genau den gängigen Klischees eines High-Fantasy-Protagonisten
(Waisenjunge, der mit besonderer Begabung dazu ausersehen ist, die Welt
zu retten und so fort), dass er trotz allem stets austauschbar wirkt.
Teilweise abgemildert wird dieser Effekt durch die Tatsache, dass Cooper
immer wieder versucht, Gair dem Leser etwas näher zu bringen –
beispielsweise dadurch, dass sie seine Kindheit beleuchtet und erzählt,
wie er die magischen Kräfte in sich „entdeckt“ hat. Diese unterscheiden
sich im Wesentlichen nicht von anderen Magie-Konzepten, wie man sie
etwa von Canavan oder zahllosen anderen Autoren kennt. In dieser
Hinsicht ist es wohl auch nicht sonderlich originell, dass Gair einer
der ganz wenigen Magier ist, die die Gabe haben, sich in Tiere
verwandeln zu können. Doch auch hier gilt, wie so oft in diesem Buch:
Eine nicht neue Idee wurde trotzdem gut umgesetzt und bietet so trotz
allem ausreichend Lesespaß. Denn Gairs besondere Gabe etwa verknüpft
Cooper gekonnt mit einer Liebesgeschichte, die dem Roman etwas
zusätzliche Würze verleiht.
Fazit
Bar jeder Innovation bietet Cooper ein dennoch solide geschriebenes und
spannendes Fantasy-Abenteuer. Fans klassischer High-Fantasy können
bedenkenlos zugreifen. Wer das Ausgefallene sucht, sollte sich hingegen
anderweitig umschauen.
Pro & Kontra
+ meist spannend
+ gut umgesetzt
+ schöne Schauplätze
+ gute POV-Nebencharaktere
- Protagonist „klassischer“ Fantasyheld, der dadurch austauschbar wirkt
- nahezu jedes gängige Fantasy-Klischee wird bedient
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5