Rezensionen im Januar (2012)

Liebe LeserInnen,

mit eisigen Klauen hat uns der Winter nun doch noch eiskalt erwischt - Grund genug für das Redaktionsteam, es sich mit einer kuscheligen Decke und einer Kanne heißen Lieblingstees auf der Couch oder vor der Heizung (in Ermangelung eines Kamins) gemütlich zu machen und für euch jede Menge Bücher zu lesen. So konnten wir mit ganzen 45 Rezensionen bereits neun Prozent unseres geplanten Jahresziels erreichen - eine kleine Auswahl der im Januar gelesenen und rezensierten Titel findet ihn nun hier in unserem Rückblick. Viel Spaß!



Belletristik

"Gute Geister" ist eines der Bücher, was in einem leicht zu lesenden Stil ernste, tiefgründige Themen behandelt, eines der Bücher, die man weiterempfehlen muss, die gar nicht genug Menschen lesen können. "Gute Geister" ist nicht nur gut, sondern grandios – ein Buch was packt, fesselt, den Leser zum Weinen und vor allem zum Nachdenken bringt - für ihren Erstling hat Kathryn Stockett eine wahre Meisterleistung vollbracht.

"Junkgirl" von Anna Kuschnarowa ist ein schonungsloses Jugenddrama über die Sehnsucht nach Leben und Liebe und den unaufhaltsamen Absturz eines weltfremden Mädchens. Gängige Drogenklischees bleiben einem dabei leider nicht erspart, doch viele Szenen sind authentisch und stimmungsvoll umgesetzt, sodass sich das Buch vor allem für junge Leser lohnt!

Historik

"Der Traum der Hebamme" von Sabine Ebert hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Die Geschichten um Thomas und Clara, die Kinder der Hebamme Marthe, sind spannend und einfühlsam geschrieben; die Kämpfe mit dem bösartigen Markgrafen Albrecht dagegen allzu vorsehbar und einseitig. Weil die Autorin insgesamt sehr flüssig und gekonnt erzählt, kann man über diese Schwachstellen – die allerdings ziemlich ausgedehnt sind – noch hinwegsehen und mit dem Abschlussband der "Hebammen"-Reihe insgesamt recht kurzweilige Stunden verbringen.

"Rebell der Krone" bietet ein hochwertiges, historisches Portrait, das sicherlich nicht viele Autoren hätten besser zeichnen können. Leser, die vielfältig eingebrachte, historische Fakten, ausgedehnte Recherchen und einen sehr bildreichen Stil zu schätzen wissen, greifen hier auf Gold. Unterhaltungsliebhaber des gemütlichen, weniger anstrengenden Schmökerns werden jedoch richtig unglücklich mit diesem Genre-Juwel sein und sollten unbedingt auf Romane greifen, deren Fokus auf mitreißende, ausgekügelte Handlungen liegt. Hier wird von Robyn Young vorwiegend Anspruch geboten!

Dark Fantasy

"Nightfall - Schwingen der Nacht" ist ein packender, zutiefst düsterer Psychothriller mit mystischem Hintergrund. Mit glaubwürdigen und sehr interessanten Charakteren, einem Netz aus Intrigen und Abscheulichkeiten gelingt Lara Adrian ein spannender Auftakt zu einer Trilogie, die hoffentlich ebenso weitergeht.

"Skinwalker – Feindesland" ist ein herrlich bissiger Reihenauftakt, der jede Menge Action und Spannung bietet. Hin und wieder driftet Faith Hunter in unwichtige Details ab, doch insgesamt überzeugt sie mit ihrer faszinierenden Protagonistin, die ebenso herzlich wie geheimnisvoll ist. Blutig, sinnlich und unheimlich atmosphärisch!

Fantasy

"Göttlich verdammt" von Josephine Angelini bietet einen spannenden Jugendroman mit genretypischen Klischees. Die leichte Lektüre lockt mit Spannung und Neugierde beim Leser, welche jedoch durch fehlende Hintergrundinformationen und Details im Bezug auf die mythologischen Aspekte für einen Mangel an Kontur und Authenzität innerhalb der Geschichte sorgen. Für Fans der "Bis(s)"-Reihe von Stephanie Meyer sicherlich eine tolle Lektüre, doch auch für Leser des Genres durchaus zu empfehlen!

Mit "Heldenwinter" beweist Jonas Wolf sich als starker, lesenswerter Autor klassischer Fantasy in altehrwürdiger Tradition. Interessante Protagonisten, magische Völker, frische Ideen sowie liebevoll gestaltete Details begeistern und runden das Gesamtbild ab. Auch der Stil passt; ein nächster Roman wird mit Spannung erwartet. – Für Liebhaber des Genres, die nicht gänzlich Neues erwarten, in jedem Fall ein Muss!

"Die Zeitwanderer" bieten einen sehr gut gelungenen Auftakt von Stephen R. Lawheads fünfteiliger Saga "Die schimmernden Reiche", die sich viel vorgenommen und definitiv den Leseappetit geweckt hat. Die Fortsetzung darf mit Spannung erwartet werden.

Horror / Mystery

Bildreich und bis oben hin voll mit pikantem Detailreichtum gehörte "Wolfskinder" definitiv zu den Highlights der Buchveröffentlichungen im Jahr 2011. Die fesselnde Geschichte zweier Mädchen, die sich nirgends wirklich dazugehörig fühlen – eben Wolfskinder sind – und deshalb ihre eigene "Familie" gründen, weiß mit der richtigen Dosis an Horror und Blut zu überzeugen. Ein voller Erfolg für John Ajvide Lindqvist und ein Muss für jeden Horror-Fan, der nicht auf abgrundtiefes Grauen und pures Gänsehautfeeling verzichten möchte!

"Nacht" von Elena Melodia bietet dem Leser eine spannende Mysterygeschichte, welche einen sofort in seinen Bahn zieht. Durch den besonderen Schreibstil sticht dieser Roman wohltuend aus dem sonstigen Mainstreamfluss heraus und strahlt durch klare Worte und präzise Handlungen. Die Vorhersehbarkeit der Ereignisse schmälert keinesfalls die Spannung innerhalb der Geschichte, obwohl dort etwas verzwicktere Handlungsstränge potenziell die Spannung noch gesteigert hätten. Für vagemutige Leser, doch auch für solche geeignet, die bei einer spannenden Geschichte nicht Nein sagen können!

Science Fiction

Völlig zu Recht ist "Die Bestimmung" schon vor Erscheinen auf dem deutschen Buchmarkt in aller Munde - mit typischen Dystopie-Merkmalen, aber auch zahlreichen Eigenheiten sowie einem ganz besonderen Schreibstil schafft Veronica Roth es, sich mit einer kurzweiligen und doch spannenden Geschichte im Jugend-Dystopie-Genre abzuheben.

Thriller

Welche Auswirkungen Liebeswahn haben kann und dass es kein Patentrezept dagegen gibt, beweist Wulf Dorns dritter Psychothriller "Dunkler Wahn" auf ganzer Linie. Eine klare Entwicklung in Sachen Verdichtung und erneut überzeugendes Hintergrundwissen aus der Psychologie machen auch dieses - bisher Dorns bestes - Buch zu einem Lesegenuss und neugierig auf weitere Romane des Ulmer Autoren.

"Nachtprinzessin" ist kein gewöhnlicher Thriller, sondern ein Buch angefüllt mit Personen, die im Privaten oder auch beruflich ins Schlingern geraten sind, und in dieser Hinsicht erschreckend realistisch und ehrlich. Sabine Thiesler gelingt es auch, die verschiedenen Ebenen gekonnt und flüssig zu verknüpfen. Allerdings leidet die eigentliche Geschichte unter dem Mangel des Genre-typischen Spiels zwischen Jäger und Gejagtem.

Krimi

Viele falsche Fährten, mehrere Verdächtige, die es auch bis zum Ende bleiben – Peter James hat mit "Du sollst nicht sterben" wieder mal einen spannenden Fall mit Roy Grace geschrieben. Im Privatleben des Ermittlers geht es leider so gar nicht voran, was allerdings auch heißt, dass noch weitere Bände folgen werden. Durch Rückblicke erfährt man mehr über den früheren Grace und seine Frau Sandy, was viel zum Verständnis des Ermittlers führt. Leider werden nicht alle Fragen ausreichend beantwortet, auch die Nebencharaktere bleiben blass. Man kann das Buch auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen, der ungewöhnliche Fall spricht für sich.

Manga / Comic

"Sukkubus" widmet sich einem Part der Geschichte, der oftmals vergessen wird, aber ohne den die Demokratie, wie sie in Mitteleuropa heute vorherrscht, kaum denkbar wäre. Die Französische Revolution wird von Mosdi neu erzählt, packend und realitätsnah, aber auch mit einem Hauch von Mystik, wenn es um die zwei geheimnisvolle Gruppen geht, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Der Zeichner Paturaud verleiht dem Ganzen ein dreckiges, aber toll anzusehendes Gewand, das das Drama um die Revolution perfekt betont, aber auch die Erotik mit attraktiven Frauen angemessen.

Lange Zeit waren Calvin und Hobbes ohne würdigen Nachfolger. Mit Alberto Varandas "Benjamin" ist er nun eindeutig gefunden. So philosophisch, melancholisch und gleichzeitig humor- und hoffnungsvoll ist ein Comicstrip selten. "Benjamin ... angelt sich den Mond" ist voller Poesie. Bleibt zu hoffen, dass er und die Schnecke uns noch möglichst lange erhalten bleiben.

Sonstiges

"Wo die verlorenen Worte sind“ bietet originelle und düster-poetische Novellen und Kurzgeschichten mit homoerotischem Flair, denen man deshalb jedoch keinesfalls ihre literarische Qualität absprechen kann. Peter Nathschläger hat in jeder seiner Erzählungen außergewöhnliche Protagonisten geschaffen, deren Emotionen und Gedanken so einfühlsam geschildert werden, dass man von nahezu jeder Geschichte berührt wird. Ein besonderes Leseerlebnis für all jene, die kreative Ideen schätzen und sich aufrichtig mit tragischen Schicksalen auseinandersetzen möchten.



Der Januar war bunt gemischt und auch der Februar verspricht mit seinen zahlreichen Neuerscheinungen sehr vielfältig zu werden. Bis zum nächsten Monatsrückblick lädt euch wie immer unsere Rezensions-Übersicht herzlich zum Stöbern ein.

Wir freuen uns auf und wünschen euch einen kalten, aber sonnigen und lesereichen Februar,
euer Literatopia-Team