Vertrau mir nicht (Brooke Morgan)

Verlag Wunderlich, Januar 2012
Originaltitel: Trapped, übersetzt von Sophie Zeitz
Klappbroschur, 378 Seiten, € 14,95
ISBN 978-3805250320

Genre: Psychothriller


Klappentext

Als ihr Mann Charlie sie betrügt, beschließt Ellie, sich endlich auf eigene Füße zu stellen. Sie lässt sich scheiden und zieht mit ihrem fünfzehnjährigen Sohn Tim von Boston nach Bourne auf Cape Cod. Dort, in einem wunderschönen Cottage mit Meerblick, will sie einen Neuanfang wagen. Die ersten Wochen sind vielversprechend. Mit ihrer Nachbarin Louisa, die so erfrischend unkonventionell ist, freundet sie sich schnell an. Tim findet sich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch zurecht, und sogar in Sachen Liebe gibt es einen Silberstreif am Horizont. Aber dann wird ihr Haus bei einem Einbruch verwüstet. Gestohlen wird nichts, dennoch ist Ellie erschüttert. Doch der Einbruch ist erst der Anfang: anonyme Briefe, Drohungen am Telefon – irgendjemand scheint es auf Ellie abgesehen zu haben. Jemand, der genau weiß, was vor fünfzehn Jahren passierte, an jenem Tag, an dem Ellie eine Schuld auf sich lud, die sie bis heute verfolgt...


Die Autorin

Brooke Morgan wurde in den USA geboren und lebt heute mit ihrem Mann und fünf Kindern in London. „Befleckt“, ihr erster Roman, wurde von der Presse hoch gelobt.


Rezension

Ellie versucht einen Neuanfang auf Cape Cod. Ihr Mann Charlie, den sie sehr früh und nach kurzer Bekanntschaft geheiratet hat, betrügt sie mit einer steinreichen High Society Schönheit. Eine schnelle Scheidung, und schon ist sie mit ihrem Sohn auf dem Weg nach Cape Cod, wo sie als Jugendliche mal einen traumhaften Urlaub erlebt hat. Glücklicherweise bekommt sie genau dort ein Cottage, wo auch sie zwei traumhafte Wochen erlebt hat, mit Blick auf ein ungewöhnliches Haus, dem Hexenhaus, welches aussieht, als hätte es einen Hexenhut auf. Dieses Haus ist leider auch so ziemlich das Einzige, was ihrem Sohn gefällt, ansonsten ist er gar nicht glücklich, aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen zu werden. Mit Louisa, der Bewohnerin des Hauses, freunden beide sich sehr schnell an, für beide wird sie bald zur besten Freundin und unersetzlich. Ihrem Sohn Joe fällt es schon schwerer, unverfänglich mit den neuen Nachbarn umzugehen, immerhin wohnen sie in dem Häuschen, in dem er mal mit seiner verstorbenen Frau sehr glücklich war. Zumindest mit Tim befreundet er sich und greift ihm verstärkend unter die Arme.

Kurz vor ihrem Umzug trifft Ellie noch bei einem Blind Date den Arzt Daniel, den sie zwar nett, aber nicht als zukünftigen Mann in ihrem Leben sehen würde. Außerdem steht auch er kurz vor dem Aufbruch nach London, wo er erst einmal für zwei Jahre eine Stelle antritt. Aus welchen Gründen beide noch so kurz vor dem Auszug aus Boston sich noch für ein Blind Date verabreden, bleibt der Autorin überlassen, realistisch ist es irgendwie nicht. Beim Abschied tauschen sie noch ihre Addys aus, wobei Ellie der Freundschaft keine große Chance gibt. Sehr zu ihrem Erstaunen erhält sie schon bald nach ihrem Umzug eine E-Mail von Daniel und es entwickelt sich ein reger Gedankenaustausch zwischen den beiden. Immer wichtiger wird Daniel für sie, seine Aufmunterungen geben ihr Kraft, die beunruhigenden Ereignisse zu überstehen, die sie auf einmal überrollen. In ihr Haus wird eingebrochen, ihr Strand wird mit Müll übersät und Gegenstände tauchen auf, die sie an ein schreckliches Ereignis in ihrer Vergangenheit erinnern, was sie lange verdrängt hat.

Brooke Morgan hat wieder einmal einen sehr ruhigen, leisen und einfühlsamen Thriller geschrieben. Die Charaktere wirken authentisch, besonders Tim, der Schwierigkeiten mit den Erwachsenen hat. Niemand fragt ihn, ständig wird er vor vollendete Tatsachen gestellt. Für einen Jugendlichen, der schon fast erwachsen ist, eine schwierige Situation. Ellie ist da aber auch wieder viel zu überbehütend, sie weiß zwar, dass er erwachsen wird, aber andererseits ist er für sie immer noch der kleine Junge, der geführt werden muss. Auch mit ihrer Beziehung zu Daniel, die lediglich in Emails besteht, wirkt sie sehr unbedarft, Hals über Kopf schlittert sie in etwas, was sie später nicht mehr wirklich kontrollieren kann. Kennt man sein Gegenüber wirklich? Reichen ein paar Gedankenaustausche für eine wirkliche Beziehung? Genauso gut kann man aber auch noch völlig unbekannte Seiten an jemanden feststellen, den man schon ewig lange kennt. Wieder einmal zeigt sich, dass ein gesundes Bauchgefühl sehr viel wert sein kann, genauso, wie über unangenehme Dinge zu reden. Die Autorin versteht es sehr geschickt, Andeutungen zu streuen und es völlig offen zu lassen, wer es denn nun auf Ellie abgesehen hat.


Fazit

Brooke Morgan beweist einfühlsam, wie wichtig es ist, auch über unangenehme Ereignisse zu reden. Verdrängen funktioniert auf Dauer nicht, irgendwann kommt alles an die Oberfläche. Richtig spannend wird das Buch dadurch aber leider nicht, gemächlich plätschert es so vor sich hin und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich nach langer Ehe in neuer Umgebung ein neues Leben aufbaut. Die fehlende Lebenserfahrung wird ihr dabei zum Verhängnis.


Pro und Contra

+ Idyllische Umgebung
+ angenehme Personen
+ unblutig
+ ständige unterschwellige Spannung
+ unterschiedliche Erzählperspektive

- langatmig
- Ellie zu naiv
- alles wirkt zu überzogen

Wertung

Handlung:3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5