Krieg der Seelen (Iain Banks)



Heyne Verlag (Dezember 2011)
Taschenbuch, 800 Seiten, EUR 15,99
ISBN: 978-3-453-52871-0


Genre: Science-Fiction


Klappentext

Wenn der Tod nicht mehr das Ende ist, weil jedes Bewusstsein digital aufbewahrt wird …
Wenn die gigantischen Computerspeicher von Himmel und Hölle zum Angriff rüsten …
Wenn eine junge Frau für ihre Rache die Grenze zwischen Raum und Zeit überwindet und nur ein Mann allein die größte aller Katastrophen verhindern kann … Dann entbrennt ein Krieg, wie es ihn in der Galaxis noch nie gegeben hat!


Rezension

Auch wenn die Existenz von einem Gott, Göttern oder einer anders gearteten höheren Macht in der Galaxis längst einmütig als Unfug abgetan wird, ist das Konzept von Himmel und Hölle greifbarer denn je: Kurzerhand haben sich jene Völker, die die Existenz von Höllen als sinnvoll erachten selber welche geschaffen. Virtuelle Höllen, die indes überaus reales Grauen bieten.
Denn in Banks Zukunftsszenario ist es möglich, die Persönlichkeiten von Menschen maschinell auszulesen, Backups anzufertigen, sie in virtuelle Realitäten hochzuladen …
Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass der größte Konflikt innerhalb des Universums sich genau um das Thema der Höllen dreht: Die Pro-Höllen-Fraktion und die Kontra-Höllen-Fraktion haben sich darauf geeinigt, dass eine sogenannte „Konfliktion“, also ein virtueller Krieg, darüber entscheiden soll, ob alle Höllen abgeschafft werden, oder ob die Pro-Höllen-Fraktion ihre behalten darf.

In diese Gesamtsituation bettet Banks nun ganz unterschiedliche Handlungsstränge gekonnt ein, Handlungsstränge von so unterschiedlichen Charakteren, dass es schwer fällt, anfänglich den Zusammenhang zu sehen.
Doch nach und nach stellt sich heraus, dass all diese Handlungsstränge Teile eines großen Mosaiks sind, aus dem Banks das Gesamtkonzept seines Romans schafft. Denn alle dieser unterschiedlichen Charaktere beleuchten einen unterschiedlichen Aspekt dieses essentiellen Problems:
Darf man Verbrecher in eine selbst erschaffene Hölle werfen und sie dort leiden lassen?
Sehr anschaulich und dabei größtenteils spannend und temporeich strikt Banks nun um besagte Einzelschicksale herum seine komplexe und groß angelegte Space-Opera. All diese Charaktere sind dabei höchst eigenwillige Kreationen, deren Reiz im Ungewohnten liegt – sei es eine Sklavin, der auf höchst eigenwillige Weise die Flucht vor ihrem Herren gelingt, seien es die exzentrischen Entitäten von Raumschiffen, die ihr ganz eigenes Spiel spielen. Gar die virtuellen Verkörperungen von Soldaten, die in besagter Konfliktion kämpfen oder idealistische Aliens, die es auf sich nehmen, selber in einer virtuellen Hölle gepeinigt zu werden, um dort Beweise für die Abscheulichkeit dieses Konzepts zu sammeln. Diese und so manch weiterer Charakter sind angesichts ihrer Anzahl überraschend plastisch und überzeugend dargestellt.

Und auch wenn das Thema und dessen recht komplexe Umsetzung auf den ersten Blick schwerfällig und sperrig anmuten mag: „Krieg der Seelen“ ist und bleibt eine Space-Opera, mit allem, was dazu gehört – gigantische Raumschiffe, Reisen durch die Galaxis, Raumschlachten, abgedrehte und irrwitzige Ideen – all dies und vieles Weitere muss der treue Anhänger dieses Subgenres nicht missen. Und auch die phantastischen Settings tragen ihren Teil zur Atmosphäre bei. Ob an Bord eines Raumschiffes oder in einer virtuellen Realität, die virtuellen Höllen eingeschlossen – bildhaft schildert Banks ein Universum voller faszinierender Technologien, opulenter Schauplätze, bizarrer Aliens, merkwürdiger Traditionen – kurzum: mit allem, was dazu gehört.
Einen Wermutstropfen hat die gefühlte Komplexität – hervorgerufen durch die wirklich vielen Handlungsstränge – dann aber doch: Teilweise geht der Überblick über die Gesamthandlung verloren, weiß man Ereignisse nicht mehr richtig einzuordnen und Handlungsstränge zu verknüpfen. Vielleicht wäre es hier besser gewesen, das Gesamtkonzept etwas schlanker zu gestalten, um dem Leser die eine oder andere Verwirrung zu ersparen.


Fazit

Mit „Krieg der Seelen“ zeigt Iain Banks, wie moderne Space-Opera aussehen muss; eine spannende Grundidee, die der Handlung einen sicheren Rahmen gibt, innerhalb dessen sich die klassischen Elemente dieses Genres voll entfalten können.


Pro & Kontra

+ spannende Grundidee
+ kaum „Längen“ trotz relativ großem Umfang
+ gute (viele) Charaktere, deren Handlungen „Mosaikstücke“ der Gesamthandlung bilden
+ schöne Schauplätze

- teilweise verwirrend
- nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten

Wertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5

Tags: Space Opera