Rezensionen im Februar (2012)

Liebe LeserInnen,

am meteorologischen Frühlingsanfang möchten wir euch einmal mehr unsere liebgewonnene Tradition zuteil werden lassen und euch eine kleine Auswahl der im Februar bei Literatopia besprochenen Bücher präsentieren. Mit 35 Rezensionen konnten wir das tolle Ergebnis aus dem Januar zwar nicht erreichen, doch da dem Redaktionsteam ja auch zwei Tage weniger zur Verfügung standen, sind wir trotzdem stolz auf diese Zahl.



Belletristik

"Ende" von David Monteagudo ist ein besonderes und mehrschichtiges Werk, das zu Recht hoch gelobt wird. Die Elemente sind nicht neu und Charaktere manchmal so nervig, dass man ihnen zusätzlich zu ihren Problemen die Pest an den Hals wünscht. Die äußeren Umstände ihres Verschwindens und die unendlichen Möglichkeiten an Begründungen fesseln einen aber erbarmungslos und nehmen den Leser mit auf eine einmalige Reise mit. Lesen und selbst überzeugen!

Detlef Dresslein bringt in "Türkisch für Anfänger" genau den skurrilen, überdrehten Humor der gleichnamigen Fernsehserie aufs Papier, der sicher nicht jedermanns Sache ist, aber dem, der sich darauf einlässt, ein paar umwerfend vergnügliche Stunden beschert.

Dark Fantasy

"Bis das Feuer die Nacht erhellt" von Becca Fitzpatrick kann nicht so sehr überzeugen wie sein Vorgängerband "Engel der Nacht". Das größte Manko liegt wohl an der unreifen Protagonistin Nora, die durch ihre naiven Handlungen unglaubwürdig wird. Trotzdem ist das Buch absolut lesenswert. Geschickt werden Informationen zusammengeflochten und überraschen den Leser das ein oder andere Mal. Viel Spannung, Humor und ein voluminöses Ende garantieren absoluten Lesespaß.

Fay Ellision hat sich mit ihrem Debüt "Liebhaber der Finsternis" keinen Gefallen getan. Zu sehr auf Erotik gepolt, weiß nicht einmal diese durch fehlende Emotion anzusprechen. Leser, die blanker und übermäßiger Fleischeslust etwas abgewinnen können, sind hier vielleicht richtig, werden sicherlich aber einige bessere Romane finden, die mehr Qualität bieten und somit um Längen besser unterhalten.

Fantasy

"Schwarzes Prisma" von Brent Weeks vereint düstere Fantasyelemente mit innovativen Ideen, ausgereiften Figuren und einer komplexen Handlung zu einem atemberaubenden Auftakt der "Licht"-Trilogie. Der Autor etabliert sich mit diesem Werk immer weiter auf den Stufen erfolgreicher Fantasyautoren und steht diesen in nichts nach. Für Fans komplexer Fantasygeschichten, Liebhabern toller Charakterzeichnungen und Lesern, die auf der Suche nach Spannung sind, ist dieser Roman genau das Richtige!

"Arkadien fällt" von Kai Meyer ist der krönende Abschluss einer unglaublich spannenden Trilogie, die den Leser kaum zu Atem kommen lässt. Gängige Mafiaklischees treffen auf originelle Ideen rund um den Mythos Arkadien, hinzukommen supersympathische Protagonisten, die auch mal moralische Bedenken aufkommen lassen. Ein cineastischer Lesespaß voll üppiger Effekte, dem es dennoch nicht an aufrichtigen Emotionen mangelt.

Horror / Mystery

Mit schiefgegangenen Genexperimenten und zumindest leicht angedeuteter Politik bezieht Patrick McGinley im dritten Band der House of Fear-Reihe geschickt aktuelle Themen in den "Angriff der Spinnenmutanten" ein. Ein weiterer leichtverdaulicher Horror-Lesehappen, der seine Wirkung vor allem am Ende und darüber hinaus entfaltet.

Science Fiction

Mit "Krieg der Seelen" zeigt Iain Banks, wie moderne Space-Opera aussehen muss; eine spannende Grundidee, die der Handlung einen sicheren Rahmen gibt, innerhalb dessen sich die klassischen Elemente dieses Genres voll entfalten können.

Auch mit dem zweiten Roman ihrer Reihe weiß Caragh O´Brien jugendliche, oder aber weniger actionverliebte Leser zu überzeugen. "Das Land der verlorenen Träume" ist ein Roman voll von gesellschaftlichen Problemen, die gelöst werden müssen und bedient sich einem guten Mittelmaß zwischen Vorankommen und emotionaler Besinnlichkeit. Die bisher so liebgewonnen Charaktere enttäuschen nicht und lassen auf eine baldige Fortsetzung warten, die Gaias Kampf um Gerechtigkeit und Glück hoffentlich etwas liebevoller abrunden wird.

"Das Schiff" von Greg Bear packt den Leser mit seiner unheimlichen Atmosphäre, die unter die Haut geht. Greg Bear beeindruckt abermals mit seinen originellen Ideen, die über etwaige Längen in der ersten Hälfte schnell hinwegtrösten. Ein Roman, der gleichermaßen unterhält wie nachdenklich stimmt und der Geschichte mit vielen Wendungen immer wieder einen ganz neuen Sinn verleiht.

Thriller

Mit ihrem Erwachsenen-Debüt beweist Ursula Poznanski ohne Probleme, dass sie nicht nur in der Jugendliteratur für Spannung sorgen kann. "Fünf" blutige, sogenannte Stages führen den Leser gemeinsam mit der authentischen Protagonistin in die Hintergründe einer späten Rache und wecken dabei Lust auf den abwechslungsreichen Aktiv-Sport – begeisterte Geocacher sollten sich jedoch im Klaren darüber sein, hier kein direktes Geocaching-Buch, sondern einen Thriller mit allen Schikanen in der Hand zu halten.

Nicht das beste Buch aus der Pendergast - Reihe, doch bieten Douglas Preston und Lincoln Child mit "Fever - Schatten der Vergangenheit" solide und spannende Unterhaltung in ihrem unverwechselbaren Stil. Ein Muß für alle Pendergast-Fans, die wissen wollen, wie es mit dem exzentrischen Agenten weitergeht.

Krimi

"Null-Null-Siebzig Operation Eaglehurst" ist ein Krimi der alten Schule. Ganz nach Manier von "Mord ist ihr Hobby" wird der Leser an der Nase herumgeführt, dabei aber köstlich mit trockenem Humor und skurrilen Figuren unterhalten. Marlies Ferber hat einen betagten James Bond an den Rollator gehängt – und man muss sagen, dieser steht ihm ausgesprochen gut.

Anthony Horowitz erweist sich nicht nur als legitimer Nachlassverwalter des Holmes-Kosmos, sondern entwickelt ihn mit "Das Geheimnis des weißen Bandes" auf konsistente und faszinierende Weise weiter. Er verbindet zudem Conan Doyle mit Dickens und erzählt von einer an den sozialen Rand gedrängten und missbrauchten Jugend, die keinesfalls nur ein Phänomen der Vergangenheit ist.

Sachbuch

Physiker und ihre Gedanken anschaulich, unterhaltsam und voller Humor dargestellt. Genau das bietet "Eine kleine Nachtphysik" von Wolfgang Rößler. Jeder, der etwas Physik und viel über die Menschen dahinter lernen möchte, sollte unbedingt zugreifen. Denn wenn man auch nur eine Erkenntnis aus diesem Buch ziehen kann, dann die, dass Physik nicht trocken ist, sondern hoch interessant und voller Humor steckt. Kaufen und lesen!

Sonstiges

Mädchenherzen werden schmelzen, wenn sie in "Jinx - Der verfluchte Liebeszauber" zusammen mit der Protagonistin leiden und lieben. Zach ist himmlisch und Tory mit allen Wassern gewaschen, sie zeigt, wie hinter der Fassade eines Engels ein wahrer Teufel lauert. Meg Cabot trifft wieder einmal genau den Geschmack der Jugendlichen, ob nun Magie wirklich eine Rolle spielt.

Auch in Versform gelingt es Tim Burton eine makabre und höchst skurrile Atmosphäre zu kreieren, die seinen Animationsfilmen in nichts nachsteht. Seiner Lyrik in "Das traurige Ende des Austernjungen und andere Geschichten" wohnt eine tragische Komik inne, die sich ebenso in den bizarren Zeichnungen spiegelt. Für Fans von Tim Burton ein Muss!



Mit Spannung blicken wir nun dem März entgegen, denn auch in den kommenden 31 Tagen erwarten den geneigten Leser zahlreiche Neuerscheinungen und natürlich hat sich das Team auch die eine oder andere Verlagsempfehlung zur Besprechung gesichert. Bis zum nächsten Rezensions-Rückblick kann sich die Zeit wie immer in unserer Übersicht vertrieben werden.

Einen zauberhaften Start in den Frühling,
euer Literatopia-Team