Verlag Lyx, März 2012
Originaltitel: Spell bound, übersetzt von Michaela Link
Klappbroschur, 299 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3802582417
Genre: Dark Jugendfantasy
Klappentext
Sophie Mercers Ferien in England haben sich zu einem wahren Albtraum entwickelt. Gerade erst hatte sie sich damit abgefunden, dass sie eine Dämonin ist, da nimmt ihr der Rat der Prodigien auch schon ihre magischen Kräfte. Sophie muss allein aus England fliehen und ihre Freunde zurücklassen. Ihr Verlobter Cal hat ihr nur gesagt, sie solle zur Familie Brannick gehen, wo sie auch ihre Mutter finden würde. Die Sache hat allerdings einen Haken: Die Brannicks sind eine berühmt-berüchtigte Familie von Monsterjägern, die Prodigien wie Sophie normalerweise zur Strecke bringen. Daher ist sie mehr als überrascht, dass sie nicht nur am Leben gelassen wird, sondern dort auch tatsächlich ihre Mutter wiedertrifft. Doch dann stellt sich heraus, dass bei Sophies Flucht durch das magische Portal etwas schiefgegangen sein muss - sie war mehr als zwei Wochen wie vom Erdboden verschluckt, kann sich aber an nichts erinnern. Keiner weiß, ob ihr Vater und ihre Freunde am Leben sind. Und dann erfährt Sophie auch noch, dass nur sie allein einen magischen Krieg verhindern kann, den dunkle Mächte angezettelt haben. Allerdings muss sie dafür ihre Kräfte wiedererlangen...
Die Autorin
Rachel Hawkins wurde in Virginia geboren und ist in Alabama aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Englischlehrerin und begann 2007 zu schreiben. Hex Hall ist ihr Debüt als Fantasy Autorin.
Rezension
Achtung - absolute Suchtgefahr, sobald man das Buch in die Hand nimmt, ist man gefangen und gefesselt, man wird in eine Welt hineinkatapultiert, die man gar nicht gerne wieder verlassen möchte. Doch irgendwann ist auch die schönste Geschichte zu Ende, tränenreich müssen wir Abschied nehmen und mit einem geseufzten Hauch das Buch wieder zuklappen und hoffen, dass Rachel Hawkins noch eine Menge weiterer Geschichten auf Lager hat. In diesem Buch fährt sie eine Menge mächtiger Geschütze auf, um im letzten Band ein wirklich fulminantes Finale zu starten. Es gibt nicht eine langweilige Stelle, man hetzt durch das Buch von einem emotionalen und actionreichen Ereignis zum nächsten. Wie auch schon in den beiden Bänden vorher gibt es soviele unerwartete Wendungen, dass die Geschichte zu keiner Zeit auch nur irgendwie vorhersehbar wäre. Wenn man überhaupt irgendwann auch nur Luft und Zeit hätte, darüber nachzudenken. Eigentlich will man nur wissen, wie es weitergeht und wann man endlich Antworten auf all seine Fragen bekommt - und vor allem, von wem sie kommen. Die Handlung an sich ist hier fast schon nebensächlich, zu aller Freude geht es aber doch noch einmal zum Ursprungsort Hex Hall zurück und auch die Unterwelt spielt eine große Rolle. Dort werden die Protagonisten mit ihren schlimmsten Erlebnissen konfrontiert, verblüffend, was dort alles zu Tage kommt, einige Rätsel werden auf schmerzliche Weise gelöst.
Wir könnten zum Lough Brealach gehen, warf Aislinn ein.
Ist das ein Ort, oder hast du nur geröchelt?
Seite 103
Einerseits ist es ja schon traurig, wenn man an die ganze Arbeit einer Autorin denkt und man selbst das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlingt. Andererseits ist es wiederum ein großes Kompliment an einen Autor, wenn man bei der Lektüre nägelkauend die Umwelt vergisst, das Buch überhaupt nicht aus der Hand legen mag, nur um es am Ende tränenüberströmt zuzuklappen und eine gewisse Zeit braucht, um sich wieder zu sammeln und ins Hier und Jetzt zurück zu finden. Wer das mit einer Geschichte schafft, der versteht sein Handwerk bravourös. Rachel Hawkins hat einen wahnsinnig fesselnden Stil, sie reißt einen förmlich in die Geschichte hinein, in der man das komplette Spektrum menschlicher Gefühle durchlebt. Cal oder Archer - wie wird sich Sophie entscheiden, wenn sie denn überhaupt eine Chance zur Entscheidung hat. Die Gefühle des Lesers sind sowas von ausgewogen - mal tendiert man mehr zu dem einen, dann doch lieber der andere. Die Autorin löst die Zwickmühle charmant -aber mit vielen Tränen begleitet.
Dann haben wir also gar keine Pläne?
Jenna runzelte die Stirn „Außer uns für eine Weile in Fötushaltung zu wiegen?“
“Genau, und ich dachte, ich hocke mich unter der Dusche angezogen in die Ecke und weine“, schlug Archer vor.
Ich konnte nicht anders, als vor Lachen zu schnauben.
“Klasse, also kriegen wir jetzt erst mal alle unseren Nervenzusammenbruch, und dann werden wir uns irgendwie aus dieser Lage befreien.“
Seite 127
Dämonen gegen Prodigien, die Autorin wirft noch einmal alles ins Feld, was sie vorher erschaffen hat. Die Brannicks, die Frauen in der Familie der Dämonenjäger, spielen eine große Rolle, das Auge mischt natürlich auch mit. Das Ende ist durchaus logisch, nachvollziehbar und fürchterlich dramatisch. Lediglich ganz zuletzt trägt sie etwas dick auf - das war übertrieben und unnötig. Aber ansonsten hat Rachel Hawkins eine wunderbare Geschichte gezaubert, die unheimlich abwechslungsreich, unvorhersehbar und sehr emotional ist. Durchdrungen von einem genialen Humor, der immer wieder bei Sophie durchblitzt, schafft sie es auch noch, wahre Heiterkeitsausbrüche auszulösen. Mit ihrem knochentrockenen Humor trifft Sophie jedes Mal den Nagel auf den Kopf. Leider bleibt am Ende noch der ein oder andere Charakter auf der Strecke, zumindest Torin hätte noch mehr Aufmerksamkeit verdient. Ansonsten fügt sich aber alles ineinander - und hoffentlich hört die Autorin nicht mit dem Schreiben auf, eine Möglichkeit, die Geschichte fortzuführen, findet sich immer.
Fazit
Ein fulminantes Finale, atemberaubende Kämpfe und hochemotionale Begegnungen – Rachel Hawkins wirft alles in eine Waagschale, um dem Leser außergewöhnlichen Lesespaß zu garantieren. Herzzerreißend wunderschön ist die Geschichte, tränenüberströmt klappt man das Buch zu, um Abschied von liebgewonnenen Charakteren zu nehmen, die man gerne durch eine abwechslungsreiche und spannende Fahrt begleitet hat.
Pro und Contra
+ fesselnder Erzählstil mit sarkastischem Unterton
+ Spannungsbogen ungebrochen
+ interessante und unergründliche Charaktere
+ stimmige Lokalitäten mit besonderen Eigenarten
+ herzzerreißend wunderschön
+ auch für Erwachsene geeignet
+ unvorhersehbare Ereignisse und Wendungen
+ fulminantes Finale
- das Ende doch ein bisschen zu übertrieben
Wertung
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5