Revenge – eiskalte Täuschung (Douglas Preston, Lincoln Child)

Verlag: Droemer (Dezember 2011)
Hardcover: 480 Seiten,  € 19,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Cold Vengeance
ISBN-13 978-3426198995

Genre: Thriller


Klappentext

Der Schock trifft Pendergast ohne jede Vorbereitung: Seine Frau Helen, deren mysteriösen Tod er aufzuklären versucht, lebt! Aber wer liegt dann in ihrem Grab, und warum setzt Helens Bruder Judson Esterhazy alles daran, seinen Schwager auszuschalten? Pendergast beginnt unter Hochdruck zu ermitteln. Dabei kommt er einer skrupellosen Bruderschaft auf die Spur, die ihre dunklen Machenschaften seit langer Zeit erfolgreich verbirgt. Um Pendergast in die Knie zu zwingen, ist ihr jedes Mittel recht – und zum ersten Mal droht der sonst stets kühl kalkulierende Ermittler die Kontrolle zu verlieren …


Rezension

Das Drama um Pendergasts Ehefrau Helen geht in die zweite Runde: Sie wurde nicht ermordet, sondern ist vielmehr noch am Leben. Doch was ist mit ihr geschehen? Und wer steckt dahinter? Auf der Suche nach Antworten stößt der Special Agent auf eine so geheime wie skrupellose Vereinigung, deren Mitglieder alles dransetzen, den unbequemen Pendergast endgültig zum Schweigen zu bringen ...

Nach einem furiosen Start steckt Pendergast  binnen kürzester Zeit wieder einmal bis zum Hals in übelsten Schwierigkeiten, doch daran ist die Leserschaft nach zehn vorangegangenen Romanen längst gewöhnt. Genauso bekannt ist die Tatsache, dass die Lösung einer Misere bei Preston/Child gerne etwas unkonventionell ausfällt; solange es halbwegs nachvollziehbar oder auch originell präsentiert wird, wird das auch akzeptiert. Leider trifft hier weder das eine noch das andere zu, die Erklärung, wie Pendergast eine eigentlich tödliche Angelegenheit übersteht, liest sich so lahm wie unglaubwürdig.

Als weiteres Ärgernis darf der Leser feststellen, dass das mittlerweile restlos abgedroschene Thema der bösen Nazis nun schlussendlich auch im Pendergast - Universum  angekommen ist. Selbst dieser Fakt wäre zu verschmerzen gewesen, wenn sich der Plot nicht so dermaßen dünn und klischeebeladen präsentieren würde. Auch die Charaktere, normalerweise eine der klaren Stärken der Autoren, sind beinahe schon lieblos angelegt, statt differenzierter Persönlichkeiten bekommt man eine Ansammlung von Stereotypen, die hölzern, unglaubwürdig und – was fast am schlimmsten ist - vorhersehbar handeln.
Wenig homogen wirkt die Handlung, die sich in mehrere Nebenstränge auffasert, deren Sinn und Zweck sich manchmal nicht so richtig erschließen will. Ebenso verhält es sich mit einigen Figuren, die, entweder neu in die Story eingeführt oder auch bereits bekannt, mehr als Lückenfüller denn als echte Bereicherung dienen.

Zumindest hat der gewohnt ansprechende Schreibstil den Niedergang überlebt, genauso wird das Tempo kontinuierlich hoch gehalten. Dennoch wirkt die Story insgesamt mager und uninspiriert, hat keine Höhepunkte und dafür jede Menge Leerlauf, als ob den Autoren die Ideen ausgegangen wären. Alles verfügt zwar durchaus über eine gewisse Spannung und vermag zu unterhalten, doch die aus dieser Reihe gewohnt atemberaubenden Wendungen und echte Überraschungsmomente sucht man leider vergebens. Der Roman liest sich wie ein durchschnittlicher Actionthriller, bei dem das wichtigste Markenzeichen des Autorenduos, nämlich die akribische Kriminalistik gepaart mit einem mehr oder weniger stark gruselig angehauchten Mystery-Faktor, kaum noch zu finden ist. Auf diese Weise nimmt Aloysius Pendergast im Thriller-Genre keine Ausnahmeposition mehr ein, sondern muß sich im weiten Feld der Mittelmäßigkeit einsortieren lassen.

Das Buch endet in einem Cliffhanger von beinahe schon aufdringlichen Ausmaßen, als ob der Leser noch einmal ausdrücklich daran erinnert werden soll, dass er sich im Mittelteil einer Trilogie befindet und keinesfalls den dritten Band versäumen darf. Auch ist es unbedingt erforderlich, den ersten Teil, ‚Fever’, vorher zu lesen, da anderenfalls zu viele Zusammenhänge fehlen. Ein Erscheinungstermin für den dritten Band der deutschen Ausgabe liegt derzeit noch nicht vor.


Fazit

Der bisher schwächste Pendergast-Roman, der weit hinter den Fähigkeiten des Autorenduos zurückbleibt. Preston & Child können hier dank diverser ausgezeichneter Vorgängerbände noch von ihrem Bonus zehren, sollte die Qualität allerdings noch weiter in die Mittelmäßigkeit abgleiten, wird die Leserschaft das nicht mehr verzeihen.


Pro & Kontra

+ spannender Beginn
+ ansprechender Schreibstil
+ viel Action

- Pendergast mutiert zu sehr zum Superhelden
- Story kommt nur schleppend voran und hat keine wirklichen Höhepunkte
- Plot unoriginell, zu stark konstruiert und verworren
- sehr klischeebeladen
- unelegant
- Gegenspieler zu stereotyp
- Nebencharaktere hölzern
- erweckt den Eindruck eines Lückenfüllers
- ein Lesebändchen wäre auch hier schön gewesen

Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere 2,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 3/5


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