Flammenmond (Rebekka Pax)

Ullstein Taschenbuch (17. Februar 2012)
Paperback, 464 Seiten, 8,99 EUR
ISBN: 978-3548282497

Genre: Romantic / Dark Fantasy


Klappentext:

In einem Kino in Los Angeles lebt einer der letzten Vampirclans der Stadt. Als ein Mitglied auf einer Reise nach Arizona entführt wird, bricht Vampirjäger Julius Lawhead auf, den Freund zu retten. Doch der Entführer, der mächtige Vampirmeister Nathaniel Coe, fordert ein anderes Clanmitglied zum Tausch. Julius willigt ein und setzt mit seinem schrecklichen Versprechen alles aufs Spiel — sogar seine große Liebe ...


Die Autorin

Rebekka Pax, 1978 geboren, war nach Abschluss eines Studiums der Skandinavistik und Archäologie mehrere Jahre sowohl in Amerika als auch in Deutschland beim Film tätig. Heute lebt sie zusammen mit ihren zwei Katzen in ihrer Geburtsstadt und arbeitet, wenn sie nicht gerade schreibt, als archäologische Zeichnerin.


Rezension

„Flammenmond“ ist die Fortsetzung um den Vampir Julius Lawhead und seinem Clan. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und man muss den vorigen Roman (Septemberblut) nicht gelesen haben, um einzusteigen und den Inhalt zu verstehen. Der Roman wurde in 44 Kapitel unterteilt und ist aus Julius Sicht in Form des Ich-Erzählers und teilweise in Form eines auktorialen Erzählers (aus Brandons und Ambers Point of view) verfasst.

Flammenmond ist kein reiner Vampir-Liebesroman, auch wenn das Buch nicht ganz ohne Liebe daher kommt. Im Zentrum steht die rasante Rettungsaktion von Julius Diener und Freund Brandon, den man in „Septemberblut“ von seiner ungemütlichen Seite kennen lernte (allerdings hat die Verbundenheit zwischen Julius als Meister und Brandon als Diener Brandons Charakter verändert.). Auch die Geschichte um die Beziehung zwischen Amber und Julius umhüllt stets eine düstere Atmosphäre, die zwischen Zerrissenheit und tiefes Vertrauen hin und her pendelt. Immer schwebt die Frage im Raum, ob Amber Julius liebt oder ob sie sich aufgrund der Siegel zu ihm hingezogen fühlt. Siegel durch Blutmagie, die Julius ihr ohne ihre ausdrückliche Zustimmung aufgezwängt hatte.

Der Roman ist definitiv nichts für zarte Gemüter, denn es gibt einige Stellen mit gewalttätigem Inhalt. Vergewaltigungen, Folter und eine nicht unerhebliche Menge an Blut, jedoch werden die meisten dieser Themen nur angeschnitten und nicht in allen Einzelheiten beschrieben, sodass man als Leser nicht allzu hart im Nehmen sein muss. Allerdings sollte man trotzdem nicht sensibel sein. Pax' Vampire erinnern an diesem Punkt an Anne Rice, denn Julius und seine Leute zählen nicht zu den Vampiren, die ihre Konserven beim Roten Kreuz beziehen oder Tiere killen.

Was Frau Pax besonders am Herzen zu liegen scheint, ist die charakterliche Authentizität ihrer Figuren, denn alle Vampire sind Kinder ihrer Zeit. Ob wie Courtis aus dem Mittelalter mit Tendenz zu strengen Regeln, Loyalität bis in den Tod und Unterwürfigkeit seines Meisters gegenüber oder der 19. Jahrhundert Byronic Hero wie Julius (mit Schwermut und Melancholie). Jeder Vampir spiegelt den Zeitgeist, in dem er lebte und starb, wider. Julius‘ Charakter wächst in Flammenmond an seinen Aufgaben und trifft harte, schmerzliche Entscheidungen, bei denen er im ersten Teil noch viel länger mit sich und den Kosequenzen gehadert hätte.

Im Fortgang des Romans hatte ich jedoch teilweise das Gefühl, dass die weiblichen Charaktere wie Amber und Christina nicht gut wegkommen. Sie sind, trotz ihrer Rollen als Freundin und Dienerin, eher farblose Nebenfiguren, die manchmal etwas unstet wirken. Fast so, als hätte die Autorin etwas Größeres mit ihnen geplant, ist aber dann nicht zum Zuge gekommen. Auch Nathaniel Coe kommt wie ein Abziehbild für Bösewicht daher, den alle Leser vom Grunde ihres Herzens hassen sollen. Coe bleibt deswegen etwas platt und wie ein Archetyp seiner Gattung, was mich nicht sonderlich stört, aber dennoch bin ich kein großer Freund von „Held gegen Bösewicht“. Mir hätte es an dieser Stelle gefallen, wenn die Autorin den Grund für Coes Bösartigkeit etwas mehr beleuchtet hätte.

Sehr gut gefallen hat mir dagegen die Einbettung der Kultur der Navajo und der Lakota. Man merkt, dass die Autorin sehr viel Herzblut in die Recherche und die Beschreibung gesteckt hatte und dem Leser die Geschichte um Wounded Knee und die Hintergründe um die – immer noch anhaltende – Diskriminierung der Indianer in der Gesellschaft nahe bringen möchte. Flammenmond ist eine interessant aufgebaute Geschichte, die die Gesellschaft der Vampire als organisiertes System darstellt, mit vielen Territorien, Regeln und teils erbarmungslosen Strafen.


Fazit

Rebekka Pax‘ "Flammenmond" ist eine Vampirgeschichte, die sich von dem romantischen Einheitsbrei abhebt und durch eine actiongeladene Handlung mit Liebe zum Detail und Logik überzeugt. Die Vampire werden nicht als verweichlichte Blutkonservensauger dargestellt, sonder als das, was sie seit Bram Stokers Dracula sind: Raubtiere.


Pro und Contra

+ angenehmer, flüssiger Stil
+ sympathische und interessante Charaktere
+ für Freunde von Action und der indianischen Kultur
+ stimmige/düstere Atmosphäre
+ angenehme Umgebungsbeschreibungen

- stellenweise langatmig
- Julius ist eine Heulsuse von Vampir
- Hintergründe für das Verhalten des Antagonist hätten stärker beleuchtet werden können.

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


Dies ist eine Gastrezension von Stefanie Mühlsteph, vielen Dank!

Tags: Vampire