Carmen Underwater (ehemals SWiM) (20.03.2012)

Interview mit Carmen Underwater (ehemals SWiM)

Literatopia: Hey Carmen, wir freuen uns, dass Du etwas Zeit für ein paar neugierige Fragen findest. Stell Dich doch unseren Lesern kurz vor und erzähle ein bisschen was von der Person, die hinter Deinem (Künstler-)Namen steckt.

Carmen: Carmen Underwater ist ein Projekt um mich als Sängerin und Songschreiberin. Meinen Musikstil würde ich irgendwo zwischen Singer/Songwriter und Indiepop ansetzen. Meist begleite ich mich am Klavier und spiele/schreibe gerne auch mit anderen Musikern zusammen.

Literatopia: Völlig abseits von den Themen Musik und Literatur interessiert uns vorab erstmal brennend, was der ehemalige Bandname „SWiM“ bedeutet und weshalb es vor kurzem zu der Änderung in „Carmen Underwater“ kam. Was fasziniert Dich außerdem so am blauen Nass, dass Du diesem in Sachen Künstlernamen treu bleibst?

Carmen: SWiM war anfangs eine komplette Band mit 4 Musikern. Später hat sich das aufs Duo reduziert und am Ende war nur noch ich, als einzige Person der Urbesetzung. Alle anderen Musiker danach (ab 2010) wurden von mir dazu geholt und das auch nicht als feste Bandmitglieder. Das Songwriting hat sich verändert und demnach auch die Musik. Dadurch fühlte sich der Name SWiM für mich nicht mehr richtig an und ich hab mich für eine Namensänderung entschieden. Wasser hatte schon immer eine anziehende Wirkung auf mich. Naja, zuerst schwamm ich über Wasser und jetzt tauche ich tiefer ein.

Literatopia: Neben Deinem Musikprojekt unterrichtest Du auch musikalische Früherziehung. Was genau kann man sich darunter vorstellen und wie bringst Du das zeitlich unter einen Hut, wenn Du über mehrere Tage unterwegs bist, um Konzerte zu geben?

Carmen: Das ist natürlich wie für alle Freiberufler eine Frage des gut organisierten Terminplans :) Die Kinder unterrichte ich immer in einer bestimmten Zeit und weiß die Termine schon weit im Voraus. Dadurch lassen sich dann Touren gut drum herum planen. Es gibt auch viele Wochen, in denen ich die Kinder nicht habe. Dann bin ich natürlich mehr unterwegs mit der Musik. 

Literatopia: Spielte die Musik schon immer in Deinem Leben eine derart große Rolle, dass Du wusstest, Du willst später Dein Geld genau damit verdienen? Wie haben Deine Eltern auf diesen Wunsch reagiert?

Carmen: Mit fünf Jahren war mir das Geld egal. Da zählte die Leidenschaft zum Singen. Die hat sich durchgezogen und trotz guter Ausbildung zur Kauffrau, gutem Job später, hab ich mich für weniger Geld und die Leidenschaft entschieden. Mir war Musik als Hobby einfach zu wenig.

Literatopia: Gibt es musikalische Vorbilder, die Dich in Deiner Entwicklung stark beeinflusst haben und dies noch immer tun? Mit wem könntest Du Dir eine engere Zusammenarbeit vorstellen und wie würde dieses Projekt aussehen?

Carmen: Mein Traum seit Jahren ist es mit Sting einmal auf einer Bühne zu stehen und mit ihm zu singen. Vor allem reizt er mich als Person. Ich finde ihn und seine Geschichte rund um die Musik sehr interessant.

Literatopia: Du begleitest Dich beim Singen selbst mit dem Keyboard und dem Cajon, zusätzlich wirst Du von einer Akustik-Gitarre unterstützt. Spielst Du noch weitere Instrumente oder würdest gern noch eines lernen?

Carmen: Ja, ich bin immer offen, neue Instrumente zu lernen. Jedoch ist das auch eine Zeitfrage, da ich nach meiner Vorstellung noch nicht mal am Klavier dort angekommen bin, wo ich eigentlich gerne sein möchte. Für die Kinder musste ich Gitarre lernen und gerade bin ich auch dabei mich am Bass auszuprobieren. Das wird mit meinen kleinen Händen aber nicht so einfach werden.

Literatopia: Als Literaturportal kommen wir natürlich nicht umhin, Dir auch einige Fragen zur schriftlichen Sprache zu stellen. Wie passen Deiner Meinung nach Musik und Literatur zusammen? Teilst Du die Meinung, dass Musik ebenfalls eine Art Literatur, in Form von Poesie ist? Und wie entsteht ein Song tatsächlich: Schreibst Du erst die Melodie oder den Text?

Carmen: Auf jeden Fall gehört beides zusammen. Klar kann man Melodien auf lalala singen und man kann das Wort auch nur sprechen. Da aber unsere Stimme nicht zum Sprechen, sondern eigentlich zum Singen gedacht ist (oder welche Laute hörst du beim Baby als erstes?), sollte die Musik dem Wort die Stimmung geben und das Wort in seiner Bedeutung unterstützen. Was bei mir zuerst kommt, ist von Song zu Song unterschiedlich. Meistens aber die Melodie. Wörter und Textideen fliegen mir im Alltag zu und meist gibt es auch eine Grundstimmung, die Musik und Wort dann, aus mir selbst manchmal unerklärlichen Gründen, zusammenbringt.

Literatopia: Jedes Lied hat eine bestimmte Bedeutung für den Musiker. Welche Songs liegen Dir ganz besonders am Herzen und warum? Und bei welchem Lied wünschst Du Dir manchmal, dass Dir die Idee dazu gekommen wäre?

Carmen: Es gibt zu viele Lieder, die ich toll finde und bei denen ich sagen würde, das ist genau der bestimmte Moment mit dieser Geschichte und dem Gefühl.

Literatopia: Woher beziehst Du die meiste Inspiration für neue Lieder? Und was unternimmst Du, wenn Dich die Muse einmal nicht küssen will oder Du bestimmte Ideen im Kopf hast, sie aber nicht so festhalten kannst, dass es sich richtig anfühlt?

Carmen: Meine Inspiration bekomme ich, indem ich viel andere Musik höre, viel lese und Geschichten, die um mich herum passieren, versuche in Worte zu fassen. Wenn die Muse mich nicht küsst, bleibt nur die Disziplin. Wer dran bleibt, bekommt auch irgendwann eine Idee. Manchmal muss man Ideen auch liegen lassen. Sie entwickeln sich dann später weiter. Ich habe diese Woche einen Song fertig geschrieben, den ich ein halbes Jahr vorher angefangen hatte.

Literatopia: In welchem Umfeld befindest Du Dich normalerweise, wenn Du an Songs arbeitest? Gehörst Du zu den Menschen, die immer ein Notizbuch bei sich tragen, um jederzeit Ideenschnipsel aufschreiben zu können, oder bist Du eher jemand, der Servietten und Kassenzettel sammelt?

Carmen: Die moderne Welt bietet mir das Iphone :) Damit kann ich Notizen machen und Sprachmemos aufnehmen. Super praktisch und für mich gar nicht mehr anders denkbar. Ideen passieren überall, aber die Ausarbeitung der Songs und das tatsächliche Komponieren passiert bei mir zu Hause am Klavier.

Literatopia: Musik selbst kann ebenfalls sehr inspirierend wirken. Hast Du schon mal Feedback in Form von Geschichten oder auf Deine Texte aufbauenden Gedichten erhalten? Falls ja, was war das für ein Gefühl? Und falls nein, wie würdest Du das finden?

Carmen: Das hab ich noch nicht erlebt. Aber ich fände es großartig. Jeder hat beim Hören von Texten und Geschichten ja auch seine eigenen Bilder im Kopf. Somit wird aus meiner Erzählung eine weiterführende oder komplett neue Geschichte. Spannend!

Literatopia: Wie sieht Dein Alltag eigentlich aus, wenn Du nicht grad über neuen Songs brütest, Kinder unterrichtest oder auf Konzertreise bist? Hat „normale“ Literatur Platz in Deinem Leben, und welches Genre bietet Dir am ehesten die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen? Gibt es Lieblingsautoren oder -bücher, die in Deiner Kindheit wichtig waren und es bis heute sind?

Carmen: Immer noch sehr fasziniert bin ich von dem Buch „Melodien“ von Helmut Krausser. Ich hab das in einer Zeit gelesen, als ich mich mit Melodiebildung beschäftigt habe und war irgendwie total angefixt von dieser Besessenheit, Faszination, Brutalität und Abhängigkeit die in diesem Buch beschrieben wurde. Eigentlich wollte ich das nochmal lesen, was ich selten mit einem Buch mache, aber die Zeit lässt es gerade nicht zu, mich hinter dicken Schmökern zu vermummeln. Ach so und ich liebe es, durch Bücherläden zu laufen und diesen besonderen Duft aufzusaugen. Voll gaga, aber geil! :)

Literatopia: Abschließend natürlich noch die Frage, welche Projekte in der nächsten Zeit anstehen und was Du längerfristig noch so geplant hast. Worauf dürfen sich die Fans Deiner Musik freuen?

Carmen: Im Moment schreibe ich mit dem Gitarristen Stefan Henning an einer EP mit vier Songs. Record Release wird voraussichtlich Mai/Juni sein. Längerfristig eine neue CD, weiterträumen und am Ball bleiben.

Literatopia: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten, das interessante Interview und Deine Zeit. Wir wünschen Dir viel Erfolg für weitere Projekte!


Dieses Interview wurde von Jessica Idczak geführt.
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