Der Königsschlüssel (Boris Koch und Kathleen Weise)

Heyne (4. Mai 2009)
Gebundene Ausgabe: 399 Seiten
ISBN-10: 3453525345
Preis: (D) 13,00 €

Genre: Fantasy


Klappentext

Wer den Königsschlüssel besitzt, entscheidet über das Schicksal der Welt

Seit vielen Jahrhunderten herrscht der Mechanische König in der Stadt Marinth. Jedes Jahr wird er bei einer feierlichen Zeremonie mit dem mächtigen Königsschlüssel aufgezogen, um für ein weiteres Jahr regieren zu können. Doch dieses Mal ist alles anders: Der Königsschlüssel wird geraubt – und für die temperamentvolle Vela, die Tochter des Königsmechanikers, beginnt ein Abenteuer, wie sie es sich nie hätte träumen lassen.


Rezension

Auch wenn nur der Name Boris Koch auf das Cover gefunden hat, wurde Der Königsschlüssel in Zusammenarbeit mit Kathleen Weise verfasst.

Man hat sich viel Mühe damit gegeben, das Buch als etwas Besonderes hervorzuheben. Es kommt im Hardcover daher und das zu einem Schnäppchenpreis von 13 €. Außerdem ist das Coverbild ungemein gut gelungen und besonders erwähnenswert sind die Illustrationen im Inneren des Buches. Diese Bilder sind das Highlight von Der Königsschlüssel. Alles erinnert an Puppenfilme von Tim Burton (Nightmare before Christmas; Hochzeit mit einer Leiche) und Potential hätte das Buch auch gehabt.

Es beginnt bei einer Feier in einem Land, das sich wahrlich von unserem Mittelalter unterscheidet, es gibt sogar schon Taschenuhren! Aber die größte Besonderheit ist und bleibt der Mechanische König, der, wie jedes Jahr, während einer großen Feier aufgezogen werden soll, damit der netteste Monarch im ganzen Land ein weiteres Jahr regieren kann. Allerdings wird der Schlüssel geraubt und der Königsmechaniker, als Verantwortlicher, in den Kerker geworfen. Vela, die Tochter des Mechanikers, kann nicht verstehen, wie sie ihn dafür einsperren können und tut alles, um ihren Vater zu befreien. Als die Ritter, deren Aufgabe es eigentlich ist, den Schlüssel wieder zu beschaffen, es nicht eilig haben und ihr Vater nach einem Jahr hintergerichtet werden soll, zieht sie schlicht mit einem Söldner – einem sprechenden Bären – und einem Waisenjungen los.

Bevor Vela die Stadt verlässt, ist das Buch wirklich viel versprechend. Skurrile Figuren und nette Ideen. Dann plötzlich wird es zu einer sich dahin ziehenden Reise durch ein langweiliges Land. Immer wieder treffen sie auf Menschen und andere Kreaturen. Unverständlicherweise sind die Treffen mit den interessanten Figuren viel zu kurz und die humorvollen Ideen verlaufen sich wieder ohne eine Pointe. Wenn eine Figur sich dann als wichtig herausstellt, bleibt das Treffen einfallslos und unspektakulär.
Einziger Lichtblick ist das Wesen neben dem Schrottfluss. Aber selbst da wurde nicht das ganze Potential ausgeschöpft. Eine gute Idee ist eben noch lange nicht genug.

Das komplette Buch über werden Gebiete angesteuert, die als sehr gefährlich gelten und insbesondere das gefürchtete Ziel stellt sich schließlich als völlig banal heraus. Die Bösen sind irgendwie doch nicht böse. Der Grund, warum der Schlüssel eigentlich gestohlen wurde, ist an den Haaren herbeigezogen und es wird am Ende nicht einmal aufgeklärt, ob sich der Diebstahl gelohnt hat. Übrig bleibt die Frage, die sich die Protagonisten am Schluss selbst stellen und die gleichzeitig auch das größte Logikloch ist: Warum, um Gottes Willen, gibt es eigentlich keinen, der einen zweiten Schlüssel angefertigt hat? Dabei wäre ein Grund sicherlich schnell gefunden.
Stattdessen werden die Seiten dazu genutzt, die Heimreise zu beschreiben, die belanglos ist.
Wundern muss man sich auch über den Klappentext: Wer den Königsschlüssel besitzt, entscheidet über das Schicksal der Welt. Diese Zusammenfassung ist schlichtweg irreführend, denn die einzigen, die der Schlüsselverlust tatsächlich betrifft, sind Vela und ihr Vater. Macht bringt der Schlüssel nämlich niemandem.

Die Dialoge zwischen den Reisenden wirken gestelzt und lassen Natürlichkeit vermissen. Die Gespräche zwischen den viel versprechenden Kreaturen, die sie unterwegs treffen, sind fad, selten witzig und wenig erwähnenswert. Der gesamte Lesefluss gestaltet sich zäh. Es fehlt die Abwechslung, die Dynamik der Sätze, die das Buch zu einem Genuss gemacht hätten.
Insgesamt fehlt auch die Spannung, was  zum einen schlicht an den Beschreibungen und zum anderen an den Kapitelüberschriften liegt, die einem jegliche Neugier rauben. Man kann sich oft gar nicht fragen, was als nächstes passiert, da es einfach vorweg dick an den Anfang gesetzt wird.

Natürlich muss man sich vor Augen halten, dass Der Königsschlüssel in erster Linie für eine junge Zielgruppe konzipiert wurde. Aber es gibt zahlreiche Autoren, die es mit ihren Werken geschafft haben, Leser aller Altersgruppen zu überzeugen. Das wird dieser Geschichte verwehrt bleiben.
Schade, denn die Grundidee kann sich wirklich sehen lassen. Viele Einfälle erinnern an die Geschichten von Walter Moers bzw. von seinem Käpt’n Blaubär. Dazu gehören z.B. der Schrottfluss und das Wesen, das dort lebt. Ein ritterlicher Bär und viele Randfiguren werten die Geschichte auf. Besonders die jungen Leser zwischen 8 und 12 dürften ihren Spaß daran haben und sich an den Bildern erfreuen. Eine kleine Moral können sie auch mit auf den Weg nehmen. Ritterlich kann jeder sein und Freundschaft und Unterstützung helfen einem, sein Ziel zu erreichen.


Fazit

Eine Geschichte, die das Versprochene leider nicht halten kann, aber mit toller Aufmachung auftrumpft.


Pro und Kontra

+ gute Grundidee
+ fantastische Illustrationen
+ Preis

o geeignet für eine junge Leserschaft

- zähe Passagen
- verspieltes Potential


Beurteilung:


Handlung 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 5/5