Die Männer vom Meer (Konrad Hansen)



Hoffmann und Campe Verlag (Juni 2010)
Taschenbuch, 576 Seiten, EUR 14,99
ISBN: 978-3455402056

Genre: Historik


Klappentext

Die unglaublichen Abenteuer des Björn Hasenscharte, eines Bauernsohns aus Angeln, der mit dem lebensrettenden Talent des Geschichtenerzählens gesegnet ist. Nie wurde die Zeit der Wikinger lebendiger, spannender und unterhaltsamer beschworen.


Rezension

Das heutige Schleswig-Holstein zu Zeiten der Wikinger: Es geht rau zu in der vom Meer geprägten Gegend – Kinder, die nach der Geburt schwächlich wirken, werden kurzerhand ertränkt. Nur durch Glück entgeht Björn diesem Schicksal – und kann so all die Abenteuer erleben, von denen Konrad Hansens „Die Männer vom Meer“ handelt.
Dieses Glück – in der von den alten, nordischen Göttern geprägten Welt ein Zeichen göttlichen Wohlwollens – bleibt Björn sein ganzes Leben lang treu. Ebenso wie die Fähigkeit des Geschichtenerzählens – eine damals hochgeschätzte Fähigkeit. Und so kann Hansen seinen Protagonisten immer wieder auf überzeugende Weise in interessante Situationen bringen; ob auf Abenteuerfahrt mit Wikingern oder gar an der Seite des Königs durchlebt Björn vielerlei abwechslungsreiche Episoden, die so auch die Lektüre für den Leser kurzweilig halten - auch wenn es hin und wieder den Anschein hat, als würde sich alles genau so fügen, wie der Autor es braucht.

Stets ist Hansen dabei darauf bedacht, die Welt, die er zeichnet, so authentisch wie möglich zu halten und dabei trotzdem die Atmosphäre einer nordischen Saga zu schaffen – zwei Ansprüche, die in komplett gegensätzliche Richtungen laufen, gehören doch zu einer richtigen „Wikingerlegende“ Übertreibungen, Mystik und ein Hauch des Geheimnisvollen. Und genau diese Mittel benutzt Hansen, um seine Geschichte selbst zu einer Art nordischem Mythos zu machen. Hierzu verwendet Hansen auch genau den passenden Schreibstil, der in seiner rustikalen Schlichtheit genau den richtigen Ton trifft, den diese Geschichte benötigt. Dieses „Den-Ton-Treffen“ ist eine Eigenschaft, die besonders bei historischen Romanen oft zu kurz kommt und somit „Die Männer vom Meer“ angenehm abhebt. Dass es hierbei hin und wieder recht deftig zugeht, versteht sich fast von selber – und so ist der Roman durchaus nichts für allzu zarte Gemüter.

Durch diese Art des Erzählens, die selbst an die eines Geschichtenerzählers erinnert, bleibt jedoch stets eine gewisse Distanz zwischen Leser und Geschichte. Mehr in der Rolle des interessierten Zuhörers taucht dieser nicht so tief ein, bangt er nicht so mit den Charakteren, wie das bei einem anderen Erzählstil möglich wäre. Dies wirkt sich auch auf die Charaktere und insbesondere den Protagonisten aus, der zwar interessant beschrieben ist und sich beständig weiter entwickelt, zu dem man jedoch stets eine gewisse Distanz beibehält.
Trotzdem macht der dieser Schreibstil des Autors das Buch so stimmig – einfach, weil dadurch genau die Atmosphäre entsteht, die das Cover verspricht und die diesen Roman zu einem echten Wikingerabenteuer macht – auch, wenn der Protagonist alles andere als ein Wikinger ist.


Fazit

Konrad Hansens „Die Männer vom Meer“ hält, was Titel und Cover versprechen. Ein stimmiger Abenteuerroman aus der Zeit der Wikinger, der durch den passenden Schreibstil Atmosphäre aufbaut – wenn auch zu dem Preis, dass der Leser eher ein „Beobachter“ ist und nicht gar so tief in die Handlung eintauchen kann.


Pro & Kontra

+ abwechslungsreiche, unterhaltsame Geschichte
+ stimmiger Schreibstil
+ Atmosphäre

- nicht immer hundertprozentig glaubwürdig
- Distanz zwischen Leser und Handlung/Charakteren

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


zum Interview (30.09.2009)

Rezension zu "Die Kinder der Meerfrau"