cbt, 1. Auflage Februar 2012
Taschenbuch, 272 Seiten, 12,5 x 18,3 cm
ISBN: 978-3-570-30780-9
€ 7,99 [D] | € 8,30 [A] | CHF 11,90
Leseprobe
Genre: Jugendbelletristik
Klappentext:
In der Nacht zu ihrem 17. Geburtstag lernt die eigenwillige Frieda jemanden kennen, den sie einfach nicht vergessen kann: Jeffer, einen gut aussehenden, rebellischen Jungen und – wenn sie den warnenden Stimmen glauben soll – Herzensbrecher. Als ihre Eltern verreisen, schlägt Frieda all die wohlmeinenden, vernünftigen Ratschläge in den Wind und zieht kurzerhand bei Jeffer ein. Gemeinsam feiern sie, hören Musik, reden bis tief in die Nacht – nicht mehr. Beide spüren, dass sie etwas wirklich Besonderes verbindet, doch genau das macht ihnen Angst, zumal Frieda nicht versteht, was dieser ungewöhnliche Junge an ihr findet. Schließlich ist es genau ein Kuss, der alles verändert …
Rezension:
Da ist dieses Gefühl, als würde einen etwas Warmes ausfüllen, als würde es in den Fingerspitzen kribbeln, so als könnte man endlos weit sehen, wie am Meer, als könnte einen nichts verwunden und als gäbe es nichts Schlechtes auf der Welt. Möglicherweise gibt es im Leben kein besseres Gefühl als dieses.
(Seite 127)
Bei einem Club-Besuch mit ihrer quirligen Freundin Maja macht Frieda Bekanntschaft mit Jeffer – einem undurchsichtigen und geheimnisvollen Jungen, der sie auf Anhieb fasziniert und ihr fortan immer wieder durch den Kopf schwirrt. Nach einigen weiteren zufälligen Begegnungen kommen sich der 19jährige Jungmusiker und die 17jährige Abiturientin auf eine Weise näher, die intensiv und gleichzeitig extrem keusch ist: Ernsthafte Gespräche ohne Hintergedanken, dafür mit interessanten Themen und Denkansätzen sind das, was ihr Miteinander ausmacht und bei FreundInnen auf Unverständnis stößt. Als Friedas Eltern ankündigen, in ihre zweiten Flitterwochen zu fahren und ihre Tochter nicht mitzunehmen, lädt Jeffer das Mädchen ein, bei ihm zu wohnen – und Frieda stimmt zu. Es folgen Wochen der entspannten Vertrautheit, des angeregten Gedankenaustausches und natürlich darf auch der Partyspaß nicht fehlen. Frieda lernt eine völlig andere Welt kennen als die ihres Elternhauses und fühlt sich bei und mit Jeffer pudelwohl. Die unterschwellig vor sich hin brodelnde Anziehungskraft zwischen den beiden bietet dabei eine reizvolle Atmosphäre, die nicht nur bei den Protagonisten für eine andauernde Aufgeregt- und Aufgeriebenheit sorgt …
Liebesgeschichten gibt es wie Sand am Meer. Auch Patrycja Spychalskis Debütroman scheint sich anhand des Titels, des Covers und des Klappentextes prima in das Standardregal einfügen zu lassen. Doch weit gefehlt, denn entgegen der typisch klischeebehafteten, vor unrealistischem Schmalz nur so triefenden Lovestory, die nach ewigem Hin und Her ja doch aufs Happy-End zusteuert, darf sich der geneigte Leser – wie immer je nach Geschmack – auf eine Geschichte freuen, in der es vor allem um das Verwirrspiel verschiedener Charaktere, den zarten Blüten erwachender Gefühle und die gute alte Rockmusik, die längst in Vergessenheit geraten scheint. Mit Ich würde dich so gerne küssen legt die Autorin keinen klassischen Liebesroman vor, der zwei Jugendliche zueinander führt, sondern schafft eine willkommene und angenehme Abwechslung, indem sie sich nicht mit der Liebesgeschichte an sich beschäftigt, sondern all das Drumherum stark einbezieht. Dadurch gewinnt nicht nur die Story per se an Authentizität, sondern auch die Charaktere erlangen ein überraschend hohes Maß an Realitätsnähe. Es dürfte den wahrscheinlich überwiegend weiblichen Lesern recht leicht fallen, sich mit Frieda identifizieren und ihre nicht immer klaren Gedanken nachvollziehen zu können. Die Entwicklung von einem unsicheren und leicht naiven Mädchen zu einer selbstbewussten Frau, die weiß, was sie will und was sie nicht will, ist ein wunderbares Beispiel mit Vorbildfunktion für Pubertierende – und wahrscheinlich lässt der unnahbare Jeffer auch das eine oder andere Leserinnen-Herz schneller schlagen. Denn obwohl sich die beiden Protagonisten mit der Zeit einander annähern, bleibt Jeffer immer undurchsichtig und geheimnisvoll – bis zum Schluss schafft Spychalski es, ihn spannend und interessant zu halten.
Spannend und interessant sind auch die Gedanken, die Frieda sich zwischenzeitlich macht und mit Jeffer teilt. Zeitweilig wirkt sie dadurch sehr erwachsen und reifer als ihre Freundin Maja, die man nur oberflächlich kennen lernt, bei der aber auch kein tieferes Interesse auf mehr besteht. Wunderbar um die beiden Hauptcharaktere aufgebaut wird die erfrischend unklischeehafte Liebesgeschichte zu einem kleinen intimen Geheimnis, zu deren erlauchten Wissenskreis sich der Leser zugehörig fühlen darf. Alles in allem kann man wohl sagen, dass die Autorin mit ihrem Romandebüt positiv überrascht, und durch das sehr offen gehaltene Ende bleiben alle Möglichkeiten für eine eventuelle Fortsetzung offen. Es bleibt spannend, im eigenen Kopf und in Erwartung auf weitere Bücher.
Fazit:
Ich würde dich so gerne küssen bietet dem Leser etwas unerwartet Neues und kann mit einer überwiegend kitschlosen Geschichte überzeugen. Patrycja Spychalskis Debüt ist eine kleine Liebeserklärung an Berlin und befasst sich ausgiebig mit verwirrenden Gefühlen, dem erstem Aufbegehren gegen elterliche Regeln, der Liebe zur Musik sowie der Faszination verschiedener Charaktere und schafft so eine angenehme, aber nicht langweilige Mischung fernab der typischen Jugend(liebes)romane.
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5