Barracuda Bd.2 - Narben (Jérémy, Jean Dufaux)

barracuda2

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime; Auflage: 1 (8. Dezember 2011)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 13,99€
ISBN-13: 978-3770435159

Genre: Piraten/ Abenteuer


Klappentext

Keine Gnade.
Für niemand.
Niemals!

Hauptmann de la Loya soll Dona Emilia del Scuebo befreien oder rächen …
Wie sind die Schicksale des Piratensohnes Raffy, Emilia del Scuebos Tochter Maria, des Novizen Emilio und des geheimnisvollen Mister Flynn miteinander verwoben?
Der brillante Strich Jérémys gibt dem Plot von Jean Dufaux einen Realismus, der einen unter der gemalten Tropensonne heftig schwitzen lässt!


Rezension

Drei Jahre sind seit den Ereignissen in Sklaven vergangen und erst jetzt beschließt der spanische König zu handeln, um Emilia del Scuebo zu befreien. Hauptmann de la Loya war derjenige von dessen Schiff sie entführt wurde und so gibt der König ihm die Gelegenheit seine Ehre wiederzuerlangen. Entweder bringt er die Dona zurück nach Spanien oder er lässt die Piraten dafür bezahlen. Vor seinem Aufbruch wird er allerdings noch zu Pater Sanche, gerufen, einem hochstehendem Geistlichen. Dieser erteilt ihm den Auftrag den Diamant von Kashar zu finden.
Währenddessen ist auch auf der Insel die Zeit vegangen. Raffy, Kapitän Blackdogs Sohn, hat sich zu einem Trunkenbold entwickelt, der im Suff das Vergessen sucht und so versucht seine Wut darüber zu unterdrücken, nicht mit seinem Vater auf See zu sein.
Maria del Scuebo macht hingegen ihrem Ehemann die Hölle heiß, indem sie nach immer mehr Luxus verlangt, ihn zwingt sich als Mitglied der höheren Gesellschaft zu benehmen und zu kleiden und ganz allgemein in jeder Form erniedrigt, die ihr einfällt. Von dem jungen, unschuldigen Mädchen von einst scheint kaum noch etwas übrig zu sein, derart macht- und haßzerfressen ist sie.
Der Novize Emilio hingegen hat als einziger der Drei mehr oder weniger Glück. Der geheimnisvolle Mister Flynn nahm ihn auf und hat ihm ein Zuhause gegeben. Mit der Zeit entwickelt sich eine innigere Beziehung zwischen den Beiden, was auch Emilios Aussehen geschuldet ist, der es liebt, möglichst weiblich aufzutreten. Doch dann kommt der Tag, an dem ein alter Feind Flynns auf der Insel auftaucht und diesen zu einem tödlichen Duell fordert.

Auch der zweite Band von Jérémys und Jean Dufaux Piratengeschichte spielt nicht auf dem Meer, sondern an Land. Gab es in Barracuda – Sklaven zumindest am Anfang noch ein Seegefecht, so spielen Szenen zur See nun überhaupt keine Rolle. Das macht den Band aber glücklicherweise nicht schlechter. Die Atmosphäre einer Stadt in der die Piraterie zuhause ist, ist mehr als nur ein gleichwertiger Ersatz. Im Prinzip könnten die einzelnen Handlungsstränge auch gut an Bord eines Schiffes mit gelegentlichen Landgängen stattfinden, allerdings wäre dann ihre Verknüpfung um einiges schwieriger. So war es geschickt von Jean Dufaux, alle drei Hauptfiguren an einem festen Ort zu versammeln.
Wirklich sympathisch ist dabei keine der drei Hauptcharaktere. Jede von ihnen hat eine schlechte Eigenschaft, die dafür sorgt, dass der Leser keinen von ihnen an sich heranlässt. Maria del Scuebos Aussehen steht dabei im krassen Gegensatz zu ihrem Inneren. Von außen wunderschön und begehrenswert, ist in ihr mittlerweile alles abgestorben und verfault. Haß und Wut bestimmen ihr Handeln und doch gibt es wohl noch einen Funken von dem, was sie einst war. Und ausgerechnet Raffy ein nicht minder Getriebener vermag es, diesen neu zu schüren. In ihrem Jähzorn finden sie zueinander.
Das Hauptereignis in diesem Band ist allerdings die Enthüllung, wer Mr. Flynn ist und was ihn nach Puerto Blanco verschlagen hat. Sein auftauchender Erzfeind, Kapitän Morkam hat eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen und wenn Mr. Flynn seinem Schützling erzählt, welche Art diese ist, wird eines klar. Morkams monströses Aussehen ist eigentlich nichts anderes als die Versinnbildlichung der Taten Flynns. Die Kultiviertheit des Mannes ist nichts anderes als eine Fassade.
Am Ende kündigt sich ein neuer Konflikt an.
Dufaux gelingt es geschickt den Leser bei der Stange zu halten. Bisher ist noch nicht wirklich klar, in welche Richtung seine Geschichte letztlich gehen wird, mit einer Ausnahme: Die drei jungen Leute werden eine zentrale Rolle spielen. Schon jetzt sind  sie teilweise Dreh- und Angelpunkt und mit dem Tod eines der Hauptcharaktere fällt auch die letzte moralische Instanz auf Puerto Blanco. Damit steigt die Spannung immer weiter und der Leser wartet auf die sich anbahnende Katastrophe, die unweigerlich eintreten muss. Die Frage ist nur, wer überlebt, denn eigentlich sieht schon jetzt alles sehr hoffnungslos aus. Charakterlich und handlungsmäßig ist Barracuda immer noch zu empfehlen.

Selbiges gilt für Jérémys Zeichnungen. Schon in Band eins zeigte er sein großes Können und transportierte den rauen Charme, den die Piraten brauchen, nahezu perfekt in seinen Zeichnungen. Dieses Mal darf er aber auch zeigen, wie stark er im Zeichnen von hellen, prunkvollen Orten ist. Wenn auch nur kurz. Weiterhin bestimmen eher die dunklen Töne die Zeichnungen. Hoffnung versprüht so gut wie keins der Bilder, was aber auch nicht nötig ist. Die Geschichte lässt dafür kaum Platz. In letzter Konsequenz zeichnet er nach wie vor Verletzungen und Kämpfe und gibt dem Ganzen so zusätzliche Dynamik. Besonders herausgehoben sei noch Morkam, Gegenspieler von Mr. Flynn. Wer einen wahrhaft gruseligen und häßlichen Schurken sehen will, ist bei ihm mehr als nur gut aufgehoben.


Fazit

Auch Barracuda – Narben bietet wieder Blut, Gewalt und nackte Haut en masse. Versehen mit dem natürlichen Wahnsinn des Menschen, wird daraus eine packende Piratengeschichte, die nach wie vor viel Wert auf ihre Charaktere legt. Eine überaus starke Serie von Jérémy und Jean Dufaux. Unbedingt lesen.


Pro & Contra

+ Morkam und seine Verbindung zu Mr. Flynn
+ die Hauptpersonen entwickeln sich weiter und verharren nicht in alten Gewohnheiten
+ Jérémys Zeichnungen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jean Dufaux:

Rezension zu Barracuda Bd.1 – Sklaven
Rezension zu Barracuda Bd.3 – Duell
Rezension zu Barracuda Bd.4 - Revolten
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Tags: Piraten