Rezensionen im März (2012)

Liebe LeserInnen,

der April begrüßt uns mit sehr wechsellaunigem Wetter und auch im Lesemonat März war das Programm des Redaktionsteams wieder bunt gemischt. Wie immer zum Monatsbeginn findet ihr heute wieder eine kleine, aber feine Auswahl der Buchbesprechungen der letzten vier Wochen. Viel Spaß beim Stöbern!

Belletristik

"Ich würde dich so gerne küssen" bietet dem Leser etwas unerwartet Neues und kann mit einer überwiegend kitschlosen Geschichte überzeugen. Patrycja Spychalskis Debüt ist eine kleine Liebeserklärung an Berlin und befasst sich ausgiebig mit verwirrenden Gefühlen, dem erstem Aufbegehren gegen elterliche Regeln, der Liebe zur Musik sowie der Faszination verschiedener Charaktere und schafft so eine angenehme, aber nicht langweilige Mischung fernab der typischen Jugend(liebes)romane.

Michael Morpurgo betrachtet den Ersten Weltkrieg mit "Gefährten" in einem absichtlich naiveren Licht und schrammt dabei weit an der Möglichkeit vorbei, aus dieser Thematik ein Meisterwerk zu machen. An Joeys Seite erlebt der Leser stattdessen mehrere, sehr berührende Tier-Mensch-Beziehungen, ebenso aber Gräuel, die nach dem Beenden des Romans, auch ohne ausführliche Beschreibung, nicht einfach wegzuwischen sind. Locker und flüssig geschrieben, ohne dabei auf wichtige, moralische Fragen zu verzichten, ist "Gefährten" besonders für jüngere, tierliebe Leser ein perfektes Buch, um in die Thematik "Krieg" ohne allzu fest sitzende Scheuklappen einzutauchen.

Historik

Mit einer tollen Grundidee und einem schönen Setting ist in "Der Turm der Könige" das Potential für einen echten Schmöker vorhanden. Was fehlt, ist die passende Umsetzung – die meiste Zeit nutzt Nerea Riesco nicht etwa dazu, dieser Idee den nötigen Raum zu geben, sondern vielmehr dazu, eine Art Familiendrama zu schildern.

"Der Dunkle Thron" weiß als vierter Band einer eigentlich abgeschlossen Trilogie durchaus auch zu enttäuschen. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte. Das 16. Jahrhundert ist treffend ausgemalt, die wichtigsten Charaktere überzeugen und der Handlungshintergrund mit Prinzessin Mary fungiert wunderbar als Spannungsträger. Für Freunde historischer Unterhaltung ist Rebecca Gablés neuer Roman bestens geeignet. Ganz kritischen Lesern, die sich aufgrund des Themas zu viel erwarten könnten, wird allerdings nahegelegt, sich erst einmal ein bisschen zu informieren.

Dark Fantasy

Ein fulminantes Finale, atemberaubende Kämpfe und hochemotionale Begegnungen – Rachel Hawkins wirft in "Hex Hall - Dämonenbann" noch einmal alles in eine Waagschale, um dem Leser außergewöhnlichen Lesespaß zu garantieren. Herzzerreißend wunderschön ist die Geschichte, tränenüberströmt klappt man das Buch zu, um Abschied von liebgewonnenen Charakteren zu nehmen, die man gerne durch eine abwechslungsreiche und spannende Fahrt begleitet hat.

In "Nightfall – Die Rückkehr des Engels" herrscht dieselbe düstere Atmosphäre vor wie schon im Vorgängerband. Adrian Phoenix schafft es zudem, die Spannung noch zu steigern und die Geschichte flüssiger und mit mehr Hintergrundinformationen zu gestalten. Einziges Manko, ist die Beziehung zwischen Dante und Heather, die in den sich überschlagen Ereignissen etwas untergeht.

Fantasy

Mit dem ersten Band seiner "Splitterwelten"-Trilogie ist Michael Peinkofer ein so reizvoller wie vielversprechender Einstieg in eine neue Saga gelungen. Trotz einiger kleiner Schwächen besticht die Story mit originellen Ideen, lebendigen Charakteren und einer sehr spannenden Handlung – und lässt den Leser voller Vorfreude auf die Fortsetzung zurück.

"Als die schwarzen Feen" kamen von Anika Beer ist ein Fantasyroman für Jugendliche und Junggebliebene, die sich gerne ab der ersten Seite mitreißen und in eine andere Welt entführen lassen. Die innovative Geschichte bietet Spannung und Emotionen bis zum Schluss, nicht zuletzt wegen der authentischen Protagonisten, mit denen sich der Leser von Beginn an gut identifizieren kann.

Science Fiction

Mit "Bis ans Ende der Welt" wird der Leser von Andrea Schacht in ein dystopisches Europa geführt, das nicht nur aus deutscher Feder stammt, sondern zum Teil auch in einer (möglichen) zukünftigen Version Deutschlands spielt. Doch abgesehen von dieser Besonderheit bewegt sich der Auftaktband um Kyria und Reb leider nur im Mittelfeld der dystopischen Jugendliteratur - mangelnde Handlung, fehlende Spannungsbögen, ein sehr gewöhnungsbedürftiger Sprachstil und nur selten ansprechende Protagonisten lassen den (erwachsenen) Leser trotz überzeugender und ausbaufähiger Grundidee eher enttäuscht als begeistert zurück.

"Dark Canopy" ist finster, dramatisch, ein klein wenig romantisch und absolut verstörend. Der Roman frisst sich mit jeder Seite tiefer ins Bewusstsein des Lesers und trotz der menschenverachtenden Grausamkeit kann man das Buch kaum zur Seite legen. Auch in Jennifer Benkaus düsterer Zukunftsvision gibt es Hoffnung und Menschlichkeit, allerdings sollte man als Leser nicht auf sie setzen. Ein unheimlich spannender und brutaler Roman, der sich die Bezeichnung "Dystopie" mit allen Konsequenzen verdient!

Thriller

"Revenge - Eiskalte Täuschung" ist der bisher schwächste Pendergast-Roman, der weit hinter den Fähigkeiten des Autorenduos zurückbleibt. Preston & Child können hier dank diverser ausgezeichneter Vorgängerbände noch von ihrem Bonus zehren, sollte die Qualität allerdings noch weiter in die Mittelmäßigkeit abgleiten, wird die Leserschaft das nicht mehr verzeihen.

Krimi

Mit "In ihrer dunkelsten Stunde" gelingt Gianrico Carofiglio wieder einmal eine amüsante und äußerst unterhaltsame Episode aus dem Leben von Avvocato Guerriri, die auch mit tiefgründigen und nachdenklichen Momenten punktet.

"Todesspur" von Susanne Mischke ist ein überzeugender Regionalkrimi, der sich nicht zu verstecken braucht. Sympathische Ermittler, die man gerne ein Stück ihres Lebens begleitet, und ein sensibler Plot sorgen für Lesegenuss, die Spannung ist gleich bleibend auf hohem Niveau, egal, ob es gerade den Fall oder das eigene Leben betrifft. Man kann den vierten Teil auch ohne Vorkenntnis der vorherigen Fälle lesen, allerdings versteht man mit Kenntnis der vorherigen Bücher so einige Handlungen der Ermittler besser.

Comic / Manga

Die Eroberung des wilden Westens einmal anders, denn in "Kraa – Das verlorene Tal" bedient sich Starzeichner Benoît Sokal der Sicht eines Adlers. Zusammen mit dem Indianderjungen Yuma gilt es die Vernichtung seines Tals aufzuhalten und die Geister der getöteten Ureinwohner zu rächen. En detail kreiert Sokal in den 87 Seiten eine Welt, die nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch das Auge begeistert. Gäbe es nicht die etwas farblosen Antagonisten, so wäre "Kraa" ein perfekter Comic.

"Gate 7" beginnt mit einem atemberaubenden Setting, supersympathischen Charakteren und einer faszinierenden Mythologie, die Fans sofort in ihren Bann schlagen wird. Der Grundton ist ähnlich düster wie in "X / 1999", doch es gibt genug Eigenheiten, die auf eine grandiose Serie hoffen lassen. "Gate 7" hat nach diesem Auftaktband das Potential, eine der besten Reihen von Clamp zu werden.

Sonstiges

"Hilfe! Ich bin ein Werwolf" ist ein wundervolles Kinderbuch für Kinder ab 10-11 Jahre oder im Herzen Junggebliebene. Die schwedische Autorin Gunnel Linde überzeugt durch einen Stil, der geprägt ist von Humor und Sensibilität, aber neben dem kindlichen Blick auch Inhalte wie Rücksicht, Verantwortung und Rebellion dagegen thematisiert. Zusammen mit den Zeichnungen von Ulf K. ist so ein Buch gelungen, das so mancher Leser mehr als einmal zur Hand nehmen wird.



Trotz der wieder zahlreichen Rezensionen sind die Bücherstapel unserer Redakteure natürlich nicht geschrumpft, sodass ihr euch auch im April auf viele interessante Buchbesprechungen freuen könnt. Wen zwischendurch die Lust überkommt, der ist wie immer herzlich zum Stöbern in unserer Rezensions-Übersicht eingeladen.

Wir wünschen euch ein frohes Osterfest und einen lesereichen April,
euer Literatopia-Team