Persisches Feuer (Tom Holland)

Verlag: rororo
Taschenbuch: 464 Seiten, 12,99 €
ISBN-13: 978-3499626661

Genre: Sachbuch/ Historik


Klappentext

„Ein Geschichtsthriller.“
Süddeutsche Zeitung

Marathon, Salamis, Thermopylen: Orte antiker Schlachten, die zum Mythos geworden sind. Hätten die Armeen der persischen Großkönige damals Griechenland unterworfen – die europäische Geschichte wäre völlig anders verlaufen. Tom Holland schildert, wie das geheimnisumwitterte Persien zum ersten Weltreich der Geschichte aufstieg und wie es mit den zerstrittenen griechischen Stadtstaaten zusammenprallte. Eine mitreißende Darstellung des Konflikts, von dem alle weiteren zwischen West und Ost ihren Anfang nahmen, und zugleich ein farbenprächtiges Gemälde zweier untergegangener Welten.

„Erzählte Geschichte vom Feinsten. Ein Buch, das mich wirklich gefesselt hat“ Ian McEwan


Rezension

„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“

Die Schlacht an Thermopylen, wer hätte noch nicht von ihr gehört. 300 Soldaten fanden dort unter dem Kommando von Leonidas ihren Tod und erlangten damit Ruhm, der bis in unsere Zeit widerhallt. Die Inschrift der Siegesstele wurde von Friedrich Schiller ins Deutsche übersetzt und spätestens mit Frank Millers Graphic Novel 300 und dem darauf basierenden Film von Zack Snyder ist diese Schlacht wieder in kollektive Bewusstsein gerückt. Wenn auch als Action- und Abenteuerspektakel und nicht als das, was es war, ein blutiger Kampf auf Leben und Tod, bei dem es sicher nicht nur um hehre Ziele ging, wie so gerne suggeriert. Aber was stand nun genau hinter all den Ereignissen, die zum Kampf an den Thermopylen, in Marathon und Salamis geführt haben? Und was hat das mit unserer heutigen Zeit und den aktuellen Konflikten zu tun?

Dieser Frage geht Tom Holland in Persisches Feuer nach und er nimmt nicht den einfachen Weg, die Perser zu verteufeln und die Griechen als Beispiel darzustellen. Er beschäftigt sich eingehend mit seinem Thema, wie man von jemanden, der Geschichte studiert hat, auch erwarten kann. Um alles möglichst korrekt, nachvollziehbar und verständlich an den Leser zu bringen, holt er zunächst weit aus. Tom Holland beginnt mit der Entwicklung der Perser zu einer Weltmacht. Wie sie diesen Aufstieg innerhalb relativ kurzer Zeit schafften und welch große Errungenschaften, sie dabei machen mussten. Das persische Großreich erscheint zwar immer etwas dekadent, andererseits aber auch sehr gut strukturiert und vor allem effektiv und nach dem Lesen dieses Teils ist eins klar: Für die Perser hatten die Griechen längst nicht die Bedeutung, wie die Perser andersrum.

Anschließend widmet er sich jeweils der Entwicklung von Athen und Sparta und keiner der beiden Stadtstaaten kommt so gut weg, wie man es sich als Europäer wünschen würde. Denn in mit ihrer Grausamkeit, ihren Intrigen und Hinterhältigkeit sind sie den Persern, die durchaus höhere Werte vertraten, eigentlich deutlich unterlegen. Der Eindruck den man von den Griechen gewinnt, ist der eines zerstrittenen Landes, das selbst nicht so recht weiß, wo es hin will. In Folge dessen fiel es den Persern leicht, so manchen Landstrich zu manipulieren und auf ihre Seite zu ziehen, nicht zuletzt da Sparta und Athen ihre Vasallen mit harter Hand regierten, trotz eines demokratischen Systems in Athen.

Nach der Vorstellung der einzelnen Parteien und ihrer verschiedenen Wege in Richtung der schicksalhaften Begegnungen, an den berühmten Orten der Schlachten, stellt Tom Holland akribisch genau die Ereignisse der betreffenden Jahre nach. Und da macht er seine Sache richtig gut. Man kann sich direkt vorstellen, ja geradezu miterleben, wie die Vorbereitungen der Griechen aus Eigennutz und falsch verstandener Religiosität zu scheitern drohen, wie die Perser in ihrer Überheblichkeit schwelgen und wie dicht vorm Kollaps Athen und Sparta im Prinzip standen. Unter anderem deswegen, weil Intrigen innerhalb und zwischen den Stadtstaaten an der Tagesordnung waren.

Tom Hollands Stil ist neben seiner Detailversessenheit und ausgiebigen Darstellung der Parteien ein zusätzlicher Pluspunkt.  Persisches Feuer liest sich weniger wie ein Sachbuch, eher wie eine Mischung aus Roman und Bericht, ohne dabei großartig ins fiktionale oder dramatische abzudriften. Einzig, dass er manchmal etwas zu sehr auf einzelne Schicksale eingeht und den Hauptschauplatz verlässt, ist nicht ganz gelungen. Die Namensflut, die sowieso schon herrscht, ist dadurch noch schwerer zu bändigen. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, an einem sonst gut lesbaren Stil. Wenn es eine unsichere Sachlage gibt, erwähnt Tom Holland es und begründet seine Entscheidung, eine Quelle auf eine bestimmte Weise auszulegen.

Über das Buch verteilt finden sich Karten und Fotos von Bau- und Kunstwerken, die das Geschehen illustrieren und nachvollziehbarer machen.


Fazit

Persisches Feuer erzählt ein Stück europäische Geschichte auf eine packende und spannende Weise.  Tom Holland gelingt es den Leser zu fesseln und trotz der vielen Namen und Ereignisse an seine Erzählung zu binden. Wirklich ein Geschichtsthriller.


Pro & Contra

+ packend geschilderte Geschichte
+ gut aufgearbeitet, auch für den Laien verständlich
+ spannend geschrieben

0 manchmal verliert sich der Autor zu sehr in den Zusammenhängen und Anmerkungen

Bewertung:


Informationsgehalt: 5/5
Aktualität: 4/5
Verständlichkeit: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


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