Verlag: Cross Cult; Auflage: 1., Aufl. (Februar 2012)
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten; 24,90 €
ISBN-13: 978-3942649681
Genre: Tierfantasy
Klappentext
Im June Alley Inn treffen sich die Mäuse, um die berühmte Gastfreundschaft von June zu genießen. Eines Abends führen unbezahlte Zechen zu einem Wettstreit: Der Gast, der in Junes Ohren die beste Geschichte erfinden kann, kriegt seine Zeche erlassen. Mit einem solch verlockenden Preis vor der Nase, beginnen die eifrigen Gäste, phantastische Geschichten zum Besten zu geben …
Folgt David Petersen, wenn er das Mouse-Guard-Universum einer Gruppe handverlesenen Stars der Comicszene öffnet, für eine Geschichtensammlung voller Abenteuer, Mysterien und Heldentum.
Dieser Band wurde 2011 mit dem Eisner-Award für die „Beste Anthologie“ ausgezeichnet.
Rezension
Mit Mouse Guard - Herbst 1152 landete David Petersen einen Überraschungserfolg in der Welt der Comics. Saxon, Lieam und Kenzie eroberten die Herzen der Leser im Sturm. Egal ob groß oder klein, für jeden sind die Geschichten über die Mäusewache, die zwischen den Ortschaften patroulliert und sie beschützt, einfach schön anzusehen und spannend zu lesen. Damit die Wartezeit auf neue Abenteuer aus der Welt der Mäusewache nicht zu lang wird, hat sich David Petersen nun Unterstützung von Freunden und Kollegen geholt. Und so entstand der vorliegende Kurzgeschichtenband, der eine große Bandbreite an verschiedenen Erzähl- und Zeichenstilen präsentiert.
Die Rahmenhandlung ist dabei einfach, aber charmant. Im June Alley's Inn ruft die Wirtin June einen Geschichtenwettbewerb aus. Wer die Beste erzählt, braucht seine Rechnung nicht zu bezahlen. Was bei manchem der Anwesenden gar nicht so wenig ist, schließlich lassen so einige anschreiben. Gezeichnet ist der Teil im Wirtshaus von David Petersen persönlich, wodurch sich die kommenden Geschichten zeichnerisch teilweise recht deutlich abheben und so klar machen, dass eben nur Legenden und Mythen erzählt werden. Ein geschickter Zug, da so die eigentliche Handlung von Mouse Guard nicht von diesen beeinflusst wird und David Petersen somit für die Zukunft nach wie vor alle Möglichkeiten offen stehen.
Der Kampf zwischen des Habichts Maus und des Fuchses Maus
Im Gewand einer klassischen Sage kommt Jeremy Bastians Beitrag daher. Es geht um zwei Mäuse, die ihren Fressfeinden dienen, um zu überleben. Als sie in einen Kampf gegeneinander gezwungen werden, eskaliert die Situation nicht nur für die Mäuse. Zeichnerisch beginnt der Sammelband gleich mit einem Höhepunkt. Jeremy Bastian scheint sich an sehr alten Buchillustrationen zu orientieren und gibt dem ganzen so einen Charme einer echten alten Sage. Aber auch inhaltlich überzeugt die Geschichte auf der ganzen Linie.
Ein Handel im Dunkeln
Ted Naifeh, Schöpfer von Courtney Crumrin zeichnet für diese Geschichte verantwortlich und man erkennt sofort seine Handschrift. Sei es wegen seines unverwechselbaren Zeichenstils oder wegen der morbiden Atmosphäre. Kurz und spannend und damit gelungen.
Oleg der Weise
Eine Maus, die auf einem Nerz reitet, ist schon recht ungewöhnlich. Als noch eine Weissagung ins Spiel kommt, wird diese Geschichte von Alex Sheikman noch etwas fantastischer. Allerdings hat man diese Legende so oder in ähnlicher Form schon gehört. Nichts destotrotz ein weiterer gelungener Beitrag.
Potential
Sean Rubins Zeichnungen zu Alex Kains Geschichte sind mit Sicherheit der optische Höhepunkt des Buches. Eine Wachmaus kämpft gegen einen Bären und am Ende steht ein neuer Rekrut. So simpel der Plot, so fantastisch die Zeichnungen, bei denen man am Liebsten Stunden verharren würde. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Der Würger und die Unke
Zwei Mäuse, eine Unke, ein Würger und ein ungewöhnliches Fluggerät. Kurz und knapp und unterhaltsam.
Worley und der Nerz
Ein einfacher Händler zieht in den Kampf gegen einen Nerz, um eine Maus zu befreien und ihr Dorf von einer Geißel zu erlösen. Spannend. Düster und actionreich. Gene Has und Lowell Francis Geschichte ist einfach gut.
Eine Maus namens Fuchs
Niedlich, knuddelig und ein bißchen lustig, mehr muss man eigentlich nicht zu Katie Cooks Beitrag, um eine Maus, die sich für einen Fuchs hält, sagen.
Der Kritiker
Guy Davis Zeichnungen mögen jetzt vielleicht auf manchen etwas zu abstrakt und kantig wirken, den langjährigen B.U.A.P. - Zeichner kann man dennoch erkennen. Ein Krieger zieht angestachelt vom Bild eines Malers in den Kampf gegen eine Eule. Bei seiner Rückkehr ist er aber längst nicht so gut gelaunt, wie er vielleicht hoffte. Ohne Worte und humorvoll.
Die Ballade von Nettledown
Nate Pride hat die Geschichte über eine Maus, die sich einer Flut entgegenstemmt, geschrieben und in Versform verfasst. Ebenso lesenswert, wie der Rest.
Der Rabe
Umsetzung des gleichnamigen Gedichtes von Edgar A. Poe durch Jason Shawn Alexander, der schon im Hellboy-Universum Abe Sapiens Geschichte Ertrinken zeichnete. Seine Bilder sind düster, aber passend. Vielleicht die einzige Geschichte, die nicht unbedingt für Kinder geeignet ist, aber für alle anderen eine Empfehlung wert.
Der Löwe und die Maus
Die klassische Fabel von der Maus, die einen Dorn aus der Pfote des Löwen zieht, wurde von Craig Rousseau in Wort und Bild schön umgesetzt.
Bowens Geschichte
Ein Tag aus Sadies Leben als einsamer Wächter. Von Karl Kerschl ohne Worte erzählt. Spannend und eindringlich und auf jeden Fall eine der besten Geschichten in einem Band, in dem es keine schlechten gibt. Zeichnerisch ebenso wundervoll anzusehen.
Silberkrone, Goldkrone
Die Geschichte um zwei Mäusekönige mit Gold- und Silberkrone ist spannend und gut durchdacht. Mark Smylie gelingt es auf wenigen Seiten, komplexe Charaktere zu zeichnen, sowohl inhaltlich als auch im Bild. Eine Geschichte von Verrat und Liebe und enttäuschten Hoffnungen. Zeichnerisch erinnert sie noch stärker als David Petersens Kreationen an Illustrationen von Kinderbüchern des letzten Jahrhunderts.
Die Zeichnungen sind dieses Mal schwerer zu beurteilen oder besser: zu beschreiben, schließlich findet sich hier eine Vielzahl an Stilen. Jeder für sich ist mit Sicherheit perfekt ausgeführt, allerdings dürfte nicht jeder jedem zusagen. Von abstrakt bis cartoonhaft findet sich alles. Von hell und freundlich bis düster und bedrohlich. Als einzige Konstante gibt es die Rahmenhandlung von David Petersen, der seine Mäuse wie gewohnt zum Leben erweckt und keine Experimente eingeht.
Das Bonusmaterial ist wieder genauso umfangreich, wie in den Bänden zuvor. Alle Mäuse im Wirtshaus werden kurz vorgestellt und es gibt einen Übersichtsplan des June Alley's Inn. Zusätzlich gibt es dann noch auf jeweils ein bis zwei Seiten, die Gemälde aus dem Wirtshaus. Zusammen mit dem Hardcover und der restlichen Gestaltung, wie der Biografien der Künstler und eines Making of hat Cross Cult wieder ein perfektes Ergebnis erzielt.
Fazit
Mouse Guard – Legenden der Wächter ist ein weiteres lesenswertes Buch aus der Welt der Mäusewache. Liebevoll gezeichnet und mit spannenden Geschichten, überzeugt dieser Band vor allem durch seine Vielfalt. Auch wenn nicht jeder Zeichenstil für alle Leser etwas ist, findet sich für jeden Geschmack, die passende Geschichte und die Rahmenhandlung ist sowieso von David Petersen gezeichnet. Gerne mehr davon.
Pro & Contra
+ Potential ist zeichnerisch der Höhepunkt des Bandes, dicht gefolgt Jeremy Bastians Beitrag
+ abwechslungsreich
Bewertung:
Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von David Petersen:
Rezension zu Mouse Guard – Herbst 1152
Rezension zu Mouse Guard – Winter 1152
Rezension zu Mouse Guard – Die schwarze Axt
Rezension zu Mouse Guard – Legenden der Wächter Bd.2
Rezension zu Mouse Guard – Legenden der Wächter Bd.3