Heyne Verlag, 1. Auflage März 2012
Taschenbuch, 575 Seiten
Preis: 14,99 Euro [D], 15,50 Euro [A]
ISBN: 978-3-453-52862-8
Genre: Urban-Fantasy/ Fantasy
Klappentext
SCHATTEN, MAGIE & SCHNELLE KLINGEN
Drothe ist in der Welt der Schmuggler, Diebe und Mörder zu Hause wie kein Zweiter, denn er versteht es seine Auftraggeber geschickt gegeneinander auszuspielen. Doch das Blatt des Schicksals wendet sich für ihn, als eines Tages in den Besitz eines geheimnisvollen magischen Buches kommt. Ein Buch so grauenvoll und mächtig, dass es Imperien zum Einsturz bringen kann. Drothe wittert den Coup seines Lebens – aber welchen Preis ist er bereit zu zahlen?
DAS FANTASY-ACTION-DEBÜT AUS DEN USA
»Douglas Hulick hat ein rasantes Abenteuer voller überraschender Wendungen geschrieben. Lesen Sie dieses Buch!« Brent Weeks .
Rezension
Drothe ist eine Nase. So werden bei den Kin – die Kaste der nicht ganz so gesetzestreuen Bürger in Hulicks Fantasy Debut – Menschen bezeichnet, die Informationen sammeln und diese meistbietend verkaufen oder einem bestimmten Bandenchef zukommen lassen. Im Laufe der Jahre hat Drothe ein wahres Netzwerk aus Informanten aufgebaut und gelernt, wie er Gerüchte einzustufen hat. Als im Stadtteil „die Zehn Wege“ ein Krieg zwischen seinem Boss Nicco und dem Bandenchef Kells auszubrechen droht, unternimmt er alles, um diesen aufzuhalten. Denn dieser könnte nicht nur auf die Kin der Stadt übergreifen, sondern den Kaiser und seine Truppen auf den Plan rufen, was zu hohen Verlusten unter den Kin sowie einem Ende ihres doch recht freien Lebens führen würde. Merkwürdigerweise beschuldigen sowohl Nicco als auch Kells den jeweils anderen, mit den Übergriffen angefangen zu haben. Gleichzeitig muss er sich aber auch um eine verschwundene Reliquie kümmern, deren Dieb ihm nicht mehr hinterlassen hat, als einen merkwürdigen, verschlüsselten Zettel. Und als wäre all dies noch nicht genug, scheint seine Schwester ihren Waffenstillstand vergessen zu haben, denn in seinem Zimmer wartet ein tödlicher Bote.
Je tiefer er gräbt, desto mehr wird Drothe klar, dass nichts ist wie es scheint. Alles ist irgendwie miteinander vernetzt, doch ihm fehlt der Anfang, um das Knäul zu entwirren. Informanten verschwinden, Hehler liegen tot in ihrem Haus und schon sieht Drothe sich von Feinden umzingelt. Eins ist ihm allerdings klar: jemand versucht, die Kin gegeneinander auszuspielen. Ein Krieg droht.
Auf seiner Suche nach den Hintermännern wird die Nase unfreiwillig immer tiefer in ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel verwickelt, dessen Ausgang das ganze Reich für immer verändern könnte.
Diebe, zwielichtige Informanten, Attentäter und altmodisches Ränkespiel – gewürzt mit einer Prise Magie. Douglas Hulick entführt den Leser in eine Fantasy-Welt der besonderen Art. Eine Welt, die ohne die klassischen Elemente auskommt, sondern durch ihre vielschichtigen Charaktere, das Rätsel um deren Motivation und die Suche nach dem großen Zusammenhang besticht. Es gibt zwar Magie, allerdings nur recht spärlich. So gleicht Unter Dieben oft mehr einem Krimi als einem Fantasy-Roman. Neben der Kopfarbeit besticht das Buch aber auch mit spannend choreographierten Kämpfen, listigen Dialogen und Verfolgungsjagden in engen Straßen oder luftigen Höhen. Mit jeder Seite entfaltet sich das Netzwerk der Intrigen, bis man am Ende so paranoid wird wie Drothe. Dieser hat es aber auch nicht einfach, denn neben dem keimenden Konflikt zwischen den Kin, einer Schwester, die ihm nach dem Leben trachtet, wachsendem Misstrauen seines Bosses Nicco, kommt er per Zufall in den Besitz eines alten Buches, das so mächtig ist, dass es sogar die grauen Prinzen, die geheimen Füsten der Unterwelt, auf den Plan ruft. Die Schlinge um Drothes Hals zieht sich immer enger, denn so langsam gehen ihm nicht nur die Ideen aus, sondern auch die Unterstützer. Am Ende bleibt Drohte nur seine beste Waffe - sein Verstand.
Obwohl die Handlung von Unter Dieben nur in den Straßen einer Stadt spielt, kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Im Gegenteil, Douglas Hulicks Schreibstil ist äußerst unterhaltsam. Klar und schonungslos. Ob im Kampf oder während eines herrlich düsteren Verhörs, stets weiß der Amerikaner den Leser zu überzeugen.
Wirkliche Stars Hulicks Buch sind die Charaktere und ihr Zusammenspiel. Selten wirkten diese im Gesamtbild so echt. Jeder einzelne hat seine Nöte und Bedürfnisse. Es wird geschmeichelt, gedroht und gelogen, dass sich die Balken biegen, was sich natürlich nicht immer auf den ersten Blick offenbart. Wie Drothe wird auch der Leser an der Nase herumgeführt, so dass man sich im Geschehen fühlt. Unterstützt wird dies auch durch die speziellen Begriffen oder Wendungen, die Hulick einführt. Die Sprache der Kin sowie ihre Geschichte und die des Kaiserreichs verleihen der Geschichte eine zusätzliche interessante Note, sorgen allerdings auch dafür, dass der Leser - gerade nach Lesepausen – manchmal in der Luft hängt. Hulick äußert sich zwar im Nachwort zu der verwendeten Sprache der Kin, eine nachgestellte Erläuterung der wichtigsten Begriffe oder Ereignisse gibt es jedoch nicht.
Fazit
Douglas Hulicks Trilogie-Auftakt weiß in vielfacher Hinsicht zu überraschen. Statt auf den Zug der althergedienten Fantasy aufzuspringen, entfaltet Unter Dieben eine spannende Geschichte, die zwar in einer Fantasy-Welt spielt, aber eher durch Intrigen und Machtspiele zu überzeugen weiß. Lebendige Charaktere, spannende Wendungen sowie actiongeladene Kämpfe bieten dem Leser ein Feuerwerk, das auf der einen Seite unterhält, aber auch etwas Köpfchen abverlangt. Auf jeden Fall einen Griff wert, auch wenn das fehlende Glossar etwas die Übersicht erschwert.
Pro & Kontra
+ unterhaltsame Geschichte, die auf mehreren Ebenen aufgebaut ist
+ packende Wendungen
+ Drothe – leicht paranoid, nicht zimperlich, im jeden Fall genial
+ überraschendes Ende
- fehlendes Glossar
Wertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5