Genre: Mystery-Thriller
Klappentext
Die ewige Nacht ist angebrochen
Eine mysteriöse Seuche hat die Erde befallen und die Mehrheit der
Menschen in blutrünstige Vampire verwandelt. Die Welt ist zu einem
dunklen Ort geworden.
Da entdeckt eine kleine Gruppe von Rebellen in einem uralten Mythos die
letzte Hoffnung für unsere Zivilisation. Doch dieser Mythos kann auch
den völligen Untergang bedeuten …
Rezension
Die Trilogie um del Toros und Hogans teuflische Vampirbrut geht in die
finale Runde – die Widerstandsgruppe um Goodweather will den
Vampirherrscher endgültig in seine Schranken weisen: Eine Atombombe,
platziert am geheimnisumrankten Geburtsort des „Meisters“ soll es
richten. Und schon hat man die Handlung dieses letzten Bandes der
Trilogie in weiten Teilen begriffen: Die Vorbereitung dieses „Coups“
erfordert jede Menge Anstrengungen der kleinen Widerstandsgruppe um
Goodweather.
Unterdessen geht auf der Welt das Leben wieder einen einigermaßen
geregelten Gang: Die Menschen, die sich nahezu komplett den Vampiren
unterworfen haben, gehen zur Arbeit und verrichten ihre alltäglichen
Aufgaben – mit dem Unterschied, dass nun die Vampire das Sagen haben und
– auf gute alte Dystopie-Art – dies durch Kontrolle der Bürger,
Patrouillen und dergleichen zur Schau stellen. Und auch weitere
stimmungsvolle Zutaten sorgen für das passende Endzeit-Feeling:
Arbeitslager, nicht enden wollender Regen und ein Himmel, der keine
Sonne mehr durchlässt – über mangelnde Atmosphäre kann man sich wirklich
nicht beklagen.
Was sich dem Leser allerdings nicht erschließt, ist die Frage, warum nur
noch eine Hand voll Menschen in ganz New York Widerstand leisten und
alle anderen ihr Schicksal hinnehmen – gar bereitwillig kollaborieren.
Eindeutig geht das Autorenduo hier viel zu wenig auf die sozialen
Auswirkungen der Vampirherrschaft ein – dabei wäre gerade hier viel
Potential für weitere dystopische Leckerbissen gewesen. Die so gesparten
Seiten investieren die Autoren lieber in handfeste Action – den
Vampiren muss mal wieder gehörig „in den Arsch getreten werden“. So
passend eine solche Sprache in Anbetracht des Genres auch sein mag –
weniger wäre hier mehr gewesen. Nicht nur, dass es auf den mit
durchdachter Handlung ohnehin nicht überreichlich gesegneten Seiten von
„Motherfuckern“, „Gangbangern“ und Co. nur so wimmelt – auch in
stilistischer Hinsicht bietet „Die Nacht“ nur das Allernötigste, um dem
Leser begreiflich zu machen, was gerade passiert.
Dies ist einer von vielen Punkten, die die Behauptung stützen, das Ganze
hätte als Film vielleicht besser funktioniert. Del Toro als (unter
Anderem) Drehbuchautor scheint hier zu sehr auf sein eigentliches Metier
fixiert – da kann auch der „reinblütige“ Schriftsteller Hogan nichts
richten. Und wer weiß – vielleicht ist die Trilogie schon in einigen
Jahren in den Kinos zu sehen, denn der Stoff eignet sich hervorragend
für eine Verfilmung im „Underworld“-Stil – eine Chance, die ein del Toro
eigentlich nicht ungenutzt verstreichen lassen kann. Als Drehbuch
könnte er dann gleich die Romane verwenden, die mit ihrem schlichten
Stil hierfür sicherlich gut geeignet wären. Und vermutlich wären auf der
Leinwand auch die flachen Charaktere leichter verzeihlich, die seit
drei Bänden außer deftigen Flüchen und abgedroschenen Phrasen nichts
Sinnvolles von sich geben. Geschweige denn sich entwickeln oder gar
überraschen.
Dennoch wartet dieser dritte Band mit einigen netten Twists auf, die
zumindest Spannung aufkommen lassen. Unter Anderem gehört hierzu auch
der Hintergrund der Vampire, der in diesem Band besonders schaurig-schön
ausfällt. Hier zeigt sich das volle Potential der Geschichte, das
leider über weite Teile brach liegt – viel zu kurz erscheinen die
Abschnitte über die Entstehung der Vampirseuche, die die Autoren äußerst
fantasievoll in die Handlung einflechten. An dieser Stelle hätte es
gerne etwas mehr sein dürfen, bringen die Autoren doch äußerst spannende
Ideen ein, die das Ganze noch einmal in einem anderen Licht darstellen.
Fazit
Ein fulminantes Vampirspektakel, dessen Vertreter diesen Namen auch
verdient haben, geht zu Ende. Was bleibt ist der Eindruck einer
Geschichte, die vielleicht besser auf die Leinwand gepasst hätte: Ein
tolles Setting mit stimmiger Atmosphäre, in der blasse Charaktere sich
durch eine dünne Story metzeln. Viel Potential – gerade was die
Hintergründe betrifft – bleibt leider nur in Ansätzen genutzt.
Pro & Kontra
+ Setting
+ Atmosphäre
+ Vampirkonzept und besonders dessen Hintergründe
- Charaktere, die sich nicht weiterentwickeln
- dünne, vorhersehbare Handlung
- Schreibstil
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5