Die Nacht (Guillermo del Toro & Chuck Hogan)



Heyne Verlag (März 2012)
gebunden, mit Schutzumschlag und Leseband
432 Seiten, EUR 19,99
ISBN: 978-3-453-26650-6
Band 3

Genre: Mystery-Thriller


Klappentext

Die ewige Nacht ist angebrochen

Eine mysteriöse Seuche hat die Erde befallen und die Mehrheit der Menschen in blutrünstige Vampire verwandelt. Die Welt ist zu einem dunklen Ort geworden.

Da entdeckt eine kleine Gruppe von Rebellen in einem uralten Mythos die letzte Hoffnung für unsere Zivilisation. Doch dieser Mythos kann auch den völligen Untergang bedeuten …


Rezension

Die Trilogie um del Toros und Hogans teuflische Vampirbrut geht in die finale Runde – die Widerstandsgruppe um Goodweather will den Vampirherrscher endgültig in seine Schranken weisen: Eine Atombombe, platziert am geheimnisumrankten Geburtsort des „Meisters“ soll es richten. Und schon hat man die Handlung dieses letzten Bandes der Trilogie in weiten Teilen begriffen: Die Vorbereitung dieses „Coups“ erfordert jede Menge Anstrengungen der kleinen Widerstandsgruppe um Goodweather.

Unterdessen geht auf der Welt das Leben wieder einen einigermaßen geregelten Gang: Die Menschen, die sich nahezu komplett den Vampiren unterworfen haben, gehen zur Arbeit und verrichten ihre alltäglichen Aufgaben – mit dem Unterschied, dass nun die Vampire das Sagen haben und – auf gute alte Dystopie-Art – dies durch Kontrolle der Bürger, Patrouillen und dergleichen zur Schau stellen. Und auch weitere stimmungsvolle Zutaten sorgen für das passende Endzeit-Feeling: Arbeitslager, nicht enden wollender Regen und ein Himmel, der keine Sonne mehr durchlässt – über mangelnde Atmosphäre kann man sich wirklich nicht beklagen.

Was sich dem Leser allerdings nicht erschließt, ist die Frage, warum nur noch eine Hand voll Menschen in ganz New York Widerstand leisten und alle anderen ihr Schicksal hinnehmen – gar bereitwillig kollaborieren. Eindeutig geht das Autorenduo hier viel zu wenig auf die sozialen Auswirkungen der Vampirherrschaft ein – dabei wäre gerade hier viel Potential für weitere dystopische Leckerbissen gewesen. Die so gesparten Seiten investieren die Autoren lieber in handfeste Action – den Vampiren muss mal wieder gehörig „in den Arsch getreten werden“. So passend eine solche Sprache in Anbetracht des Genres auch sein mag – weniger wäre hier mehr gewesen. Nicht nur, dass es auf den mit durchdachter Handlung ohnehin nicht überreichlich gesegneten Seiten von „Motherfuckern“, „Gangbangern“ und Co. nur so wimmelt – auch in stilistischer Hinsicht bietet „Die Nacht“ nur das Allernötigste, um dem Leser begreiflich zu machen, was gerade passiert.
Dies ist einer von vielen Punkten, die die Behauptung stützen, das Ganze hätte als Film vielleicht besser funktioniert. Del Toro als (unter Anderem) Drehbuchautor scheint hier zu sehr auf sein eigentliches Metier fixiert – da kann auch der „reinblütige“ Schriftsteller Hogan nichts richten. Und wer weiß – vielleicht ist die Trilogie schon in einigen Jahren in den Kinos zu sehen, denn der Stoff eignet sich hervorragend für eine Verfilmung im „Underworld“-Stil – eine Chance, die ein del Toro eigentlich nicht ungenutzt verstreichen lassen kann. Als Drehbuch könnte er dann gleich die Romane verwenden, die mit ihrem schlichten Stil hierfür sicherlich gut geeignet wären. Und vermutlich wären auf der Leinwand auch die flachen Charaktere leichter verzeihlich, die seit drei Bänden außer deftigen Flüchen und abgedroschenen Phrasen nichts Sinnvolles von sich geben. Geschweige denn sich entwickeln oder gar überraschen.
Dennoch wartet dieser dritte Band mit einigen netten Twists auf, die zumindest Spannung aufkommen lassen. Unter Anderem gehört hierzu auch der Hintergrund der Vampire, der in diesem Band besonders schaurig-schön ausfällt. Hier zeigt sich das volle Potential der Geschichte, das leider über weite Teile brach liegt – viel zu kurz erscheinen die Abschnitte über die Entstehung der Vampirseuche, die die Autoren äußerst fantasievoll in die Handlung einflechten. An dieser Stelle hätte es gerne etwas mehr sein dürfen, bringen die Autoren doch äußerst spannende Ideen ein, die das Ganze noch einmal in einem anderen Licht darstellen.


Fazit

Ein fulminantes Vampirspektakel, dessen Vertreter diesen Namen auch verdient haben, geht zu Ende. Was bleibt ist der Eindruck einer Geschichte, die vielleicht besser auf die Leinwand gepasst hätte: Ein tolles Setting mit stimmiger Atmosphäre, in der blasse Charaktere sich durch eine dünne Story metzeln. Viel Potential – gerade was die Hintergründe betrifft – bleibt leider nur in Ansätzen genutzt.


Pro & Kontra

+ Setting
+ Atmosphäre
+ Vampirkonzept und besonders dessen Hintergründe

- Charaktere, die sich nicht weiterentwickeln
- dünne, vorhersehbare Handlung
- Schreibstil

Wertung:


Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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