Sieben Verlag (Januar 2012)
broschiert
Seiten: 220,14,90 EUR [D]
ISBN: 978-3-941547-39-1
Genre: Dark Fantasy
Klappentext
Der gefallene Engel Asâêl wandelt wieder auf Erden. Seine Gegenwart reißt ein uraltes Übel aus dem Schlaf: Nazgarth, den Dunklen Jäger, der geschaffen wurde, um die Gefallenen und ihre Saat zu vertilgen. Sieben Siegel halten seine Ketten. Der Orden der Raphaeliten beauftragt den Schattenläufer Kain, einen Killer mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die Jünger des Nazgarth zu töten, bevor diese die Siegel brechen können. Sie stellen ihm die junge Bibliothekarin Anna zur Seite, eine Expertin der Alten Schriften, um seine Opfer aufzuspüren. Anna und Kain, beide kaum fähig, einem anderen Menschen zu vertrauen, fühlen sich zunächst voneinander abgestoßen. Sie boykottieren einander, statt zusammen zu arbeiten. Damit gefährden sie nicht nur ihre Mission, sondern geraten auch in höchste Gefahr. Doch dann geschieht das unwahrscheinlichste aller Wunder ...
Rezension
Die Erweckung Asâêl, des gefallenen Engels, sorgt dafür, dass sich der Dunkle Sucher, Nazgarth, in seinem Gefängnis wieder zu rühren beginnt. Einst vom Erzengel Raphael geschaffen, um die Gefallenen und deren Nachkommen zu jagen, will die alles vernichtende Kreatur ihr Werk vorsetzen. Um endlich wieder frei zu sein, benötigt der Nazgarth aber sieben Siegel, die seine Macht binden und so schickt er einen Sucher los, um diese zu finden und zu brechen. Die Raphaeliten, die Hüter des Nazgarth, setzen nun alles daran, dies zu verhindern und beauftragen den Killer und Schattenläufer Kain damit, den Sucher zu töten. Als Unterstützung wird ihm die Religionswissenschaftlerin Anna zur Seite gestellt, der es als einzige bisher gelungen ist, alte Schriften zu entschlüsseln, die Hinweise auf die Verstecke der Siegel geben. Und so beginnt eine spannungsgeladene Jagd um die ganze Welt, von der das Dasein der Gefallenen abhängt.
Andrea Gunschera hat es mit Engelsdämmerung geschafft, ihre bisher schon sehr gute City of Angels Reihe zu steigern. Der Leser wird hineingezogen in eine Geschichte alla Indiana Jones voller Spannung und Geheimnisse, mit gemeinen Bösewichten und Helden, die sich in einem Netz aus Intrigen wieder finden. Allen voran die beiden Protagonisten, die anfangs recht stereotyp erscheinen, allerdings doch genau so in die Story passen. Kain, der schon aus dem ersten Band Engelsbrut bekannt ist, ist der skrupellose und gefühllose Auftragskiller, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Um stärker zu sein, trinkt er das Blut von Menschen und genau das wurde ihm zum Verhängnis. Bei dem Auftrag Eve, die Frau seines Bruders, zu töten, versagte er und ist nun dem Blutfluch unterlegen, der ihn an sie bindet und ihn an den Rand des Wahnsinns treibt. Er glaubt, nie wieder davon loszukommen, doch als er auf Anna trifft, wird die Anziehung auf Eve immer geringer. Die junge und schüchterne Italienerin fasziniert ihn und das, obwohl sie so gar nicht seinem Typ entspricht. Anna ist ein zurückhaltender Bücherwurm, der als Findelkind im Orden der Raphaeliten aufwuchs. Nie zuvor hat sie Italien verlassen und ihre Angst vor dem, wie ihr immer von ihrem Mentor und Ziehvater Bartolo eingebläut wurde, bösartigen, monströsen Schattenläufer ist immens. Eingeschüchtert, aber sich der wichtigen Aufgabe, die Siegel vor dem Sucher zu finden, bewusst, springt sie über ihren Schatten und begibt sich zusammen mit Kain auf die Hetzjagd. Beide Charaktere machen im Laufe des Buches eine erstaunliche, nachvollziehbare aber nie übertriebene Wandlung durch. Kain war in den ersten Bänden der City of Angels Reihe eher unsympathisch, auch wenn gelegentlich Mitleid mit seiner Situation aufkam. Mit Engelsdämmerung bereitet einem die Autorin nun ganz neue Einblicke in sein Seelenleben, so dass man sich keinen besseren Protagonisten vorstellen könnte – düster, gnadenlos aber mit einem weichen Kern. Anna gewinnt im Laufe der rasanten Suche immer mehr Selbstbewusstsein und auch wenn ihre Ansichten bis in die Grundmauern erschüttert werden, wächst sie daran und entwickelt sich zur toughen Frau.
Die Romanze, die zwischen den beiden Protagonisten entsteht, nimmt zwar einen großen Teil der Geschichte ein, ist aber nicht so übermächtig wie in anderen Reihen dieses Genres. Eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere, die gut herausgearbeitet sind und die fesselnde Story, bieten viel Abwechslung und machen Engelsdämmerung zu einem anspruchsvollen Fantasythriller. Andrea Gunschera zeigt zudem viel Liebe zum Detail und beschreibt die Schauplätze von Mexiko über Amerika bis in den Irak eindrucksvoll. Unvorhersehbare Wendungen und actionreiche Szene, in denen viel Blut fließt, sorgen außerdem für tollen Lesespaß, ohne Längen aufkommen zu lassen und gipfeln in einem fulminanten Showdown.
Lediglich die Buchgestaltung gibt Anlass zur Kritik, da das Format des Romans größer als das der Vorgängerbände ist. Und so ist man anfangs auch enttäuscht wegen der scheinbar geringen Seitenzahl, die sich jedoch im normalen Taschenbuchformat auf 500 bis 600 Seiten belaufen dürfte. Weshalb sich der Verlag hierzu entschieden hat, ist absolut unverständlich.
Fazit
Engelsdämmerung von Andrea Gunschera ist der bisher beste Band der City of Angels Reihe. Absolut spannend nach Indiana Jones Manier und sinnlich bietet der Fantasythriller Lesespaß bis zum Schluss und sticht aus der Flut aus Dark Fantasy Romanen heraus.
Pro und Kontra
+ Eindrucksvolle Szenerie
+ Fesselnder Thriller
+ Starke Charaktere
+ Handlung birgt immer neue Überraschungen
+ Atemberaubender Showdown
- Buchformat passt nicht zur Serie
Beurteilung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5