Evernight - Gefährten der Morgenröte (Claudia Gray)

Penhaligon (Februar 2012)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
415 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-7645-3054-9
€ 17,99 [D] | € 18,50 [A]

Genre: Dark Fantasy / Jugendroman


Klappentext

Ich war tot, ein Geist, und absolut machtlos. Wie sollte ich so meinem geliebten Lucas dabei helfen, mit seiner Existenz als Vampir klarzukommen? Doch dann wurde mir klar, was ich zu tun hatte. Der Weg zu Erlösung wird unsagbar schwierig werden. Doch für Lucas werde ich ihn gehen.


Rezension

Claudia Gray arbeitete als Anwältin, Journalistin und DJ. Mit ihrem Debüt „Evernight“ und den darauffolgenden, sehr gelungenen Fortsetzungen „Tochter der Dämmerung“ und „Hüterin des Zwielichts“ begeisterte sie seit 2009 zahlreiche Leser durch aufregende Wendungen und sympathische Eigenständigkeit. Mit „Gefährtin der Morgenröte“ schließt sie nun ihre Reihe vorläufig ab und erzählt das wohl letzte Kapitel einer unsterblichen Liebe.

>> Als ich die Straße hinab in Richtung Markplatz in der Mitte der Stadt eilte, bemerkte ich außerdem, dass die Gruppe im Kino keineswegs die einzige war. Dort, an einem Tisch im Schnellimbiss, saß Eliza Pang, die Anführerin der New Yorker Zelle des Schwarzen Kreuzes, und ließ eine Tüte Pommes vor sich kalt werden. Und was das Schlimmste war: In einer schmalen Gasse in der Nähre des Marktplatzes lauerten Raquel und Dana … <<

Zugegeben, Claudia Grays Reihenauftakt klammerte an gewissen, äußerst typischen Klischees, dennoch wusste er mit einem kaum zu erwartenden Ende zu begeistern. Die danach im Jahrestakt erscheinenden Fortsetzungen fußten auf diesem Erfolg, bauten die Grundideen weiter aus und ließen „Evernight“ insgesamt zu einem besonderen Jugendbuchereignis werden. Alles wurde abgerundet, mit Liebe ausgekleidet und nichts rutschte in ein Übermaß aus Kitsch. Handlungen sowie nachvollziehbare Charaktere standen stattdessen im Vordergrund. In Claudia Grays neuem Abenteuer „Gefährtin der Morgenröte“ sucht man diese Attribute nun leider beinahe vergebens. Qualitäten, an die man sich so gerne gewöhnt hatte, deshalb schmerzt es gleich doppelt, wenn sich ein bisher begeisterte Leser letztendlich fragen muss: Was ist Claudia Gray da (nicht) eingefallen? Warum diese Länge? Warum die Langeweile? Und, Herr im Himmel, warum dieses sich ständig wiederholende, unproduktive Leid, das ohne Raffinesse ausgewalzt wird? Rief schon der letzte Band gegen Ende ein ungutes Gefühl hervor, so bestätigt das Finale alle Befürchtungen. Die gewagte, durchaus innovative Richtung mündete in einem kreativen Leerlauf. Das Ergebnis ist ebenso ernüchternd wie bedauerlich und dabei hatte doch alles gut begonnen. „Gefährten der Morgenröte“ schließt nahtlos an „Hüterin des Zwielichts“ an. Lucas wird zum Vampir und Bianca gelingt es währenddessen immer besser, sich zu materialisieren. Eigentlich könnte alles gut sein, wär da nicht der unbändige Durst ihres Liebsten. Gemeinsam mit allbekannten, immer wieder gut inszenieren Freunden geht es also zurück zum Ursprung. Nach Evernight. Denn nur dort lässt sich Lucas helfen, sein Dasein zu akzeptieren. Das Internat ist wieder aufgebaut, alles nimmt seinen gewohnten Gang und scheint sich den Wünschen des Lesers entsprechend zu entwickeln. Doch überraschend einfallslos rieselt ab diesem Zeitpunkt die Handlung wie Staub durch ein Nadelöhr. Lucas Zustand verschlechtert sich, Bianca gibt zunehmend Baltasar die Schuld für sämtliche Entwicklungen. Ungereimtheiten entstehen. Die Protagonistin gibt sich nun besonders naiv, wirkt in ihrer Rolle überfordert und schafft es nicht mehr den Leser vollends für sie einzunehmen. Mag Claudia Gray auch gute Einfälle haben (Geister & Sphären), so scheint mit jeder weiteren Seite der eigentliche Charme der Reihe verloren zu gehen. Nur eine zündende Idee ist, wie sich hier bestätigt, zu wenig, um gelungene vierhundert Seiten damit zu füllen.

Einzig Biancas alte Freunde überzeugen im Dauerlauf, allem voran Balthasar sowie das Internat selbst. Es werden neue Einblicke in die Organisation geboten, unbekannte Schlüsse zur Existenz der Protagonistin gezogen, sowie ein erneut aufregendes Finale mit ungewohntem Ende. Oder ist das ein erneuter Beginn? Claudia Gray lässt sich durchaus noch Luft für eine Fortsetzung. Fans werden mit den letzten Seiten zufrieden sein, glücklich, dass zumindest manches altgewohnt bestechen kann.


Fazit

Das Evernight-Finale „Gefährtin der Morgenröte“ enttäuscht leider herb. Claudia Gray hat zu viel gewagt und präsentiert sich in diesem, den bis auf längeren wohl letzten Roman der Reihe, ungewöhnlich ideenlos. Der krönende, eigentlich verdiente Abschluss bleibt damit eine Wunschvorstellung, die ersetzt wird durch schmerzendes Mittelmaß und nur wenige gute Ansätze. Hauptschwachpunkt ist der Mangel an Handlung – einfach schade. Fans der Autorin werden dennoch zugreifen müssen, schon allein um Lucas und Bianca einen weiteren Teil des Wegen zu begleiten. Bedauerlich, dass dieser Grund wohl der einzige bleibt.


Pro und Kontra

+ sympathische Antagonisten
+ interessante Wendungen
+ flüssig zu lesender Stil

o typische Dark Fantasy für Jugendliche und solche, die es sein möchten

- unnötiger Schmalz
- mit Muss „tränenreich“
- Biancas rückläufige Entwicklung
- verschenktes Potenzial
- einfallslose Handlung

Bewertung:

Handlung: 2 / 5
Charaktere: 3 / 5
Lesespaß: 2,5 / 5
Preis/Leistung: 2 / 5


Tags: Vampire