Eiskalte Verführung (Linda Howard)

Verlag Blanvalet, Oktober 2011
Original: Ice
TB, 256 Seiten, € 8,99
ISBN 978-3442376637

Genre: Thriller


Klappentext

Gabriel McQueens Winterurlaubsstimmung wird von düsteren Wolken bedroht. Nicht nur, dass sich ein Eissturm über Wilson Creek zusammenbraut, auf Anweisung seines Vaters soll er zu allem Überfluss nach Lolly Helton sehen, einer abgelegen wohnenden Nachbarin. Bald stellt Gabriel fest, dass das Unwetter sein kleinstes Problem ist: Im Haus der Heltons beobachtet er zwei bewaffnete Fremde, und Lolly macht sich im ersten Stock am Fenster zu schaffen. Gabriel hilft Lolly, bei der Flucht. Ihr Verschwinden bleibt jedoch nicht unbemerkt - und ein unerbitterlicher Kampf ums Überleben in eisiger Kälte beginnt...


Rezension

Überleben in eisiger Kälte, Lolly und Gabriel als Protagonisten, wird das Werk von Linda Howard wohl halten können, was es verspricht? Zumal es ja auch ziemlich dünn ist, wird sie die gebotene Aufmerksamkeit ihren Charakteren zukommen lassen können? Zum Glück ist es ein neuerer Howard, da sind die Helden wenigstens nicht mehr so bestimmend als noch in den 80er Jahren, von denen viele zur heutigen Zeit wieder aufgelegt werden. Aber Lolly schafft es, eindeutig positiv zu überraschen. Sie ist genauso, wie man sich die Prota in so einer Situation vorstellt - durchdacht, sarkastisch und vor allem vernünftig, dabei aber nie ihren Humor verlierend. Und vor allem kennt und akzeptiert sie ihre Grenzen, in denen sie sehr mutig handelt. Gabe ist jetzt auch nicht der Überheld, auch wenn er natürlich in dieser Situation besser geschult ist und körperlich überlegen - was er sie aber nie spüren lässt. Beide kennen sich von früher, mochten sich da aber nicht so gut leiden. Man kann Gabriels Unmut sehr gut nachvollziehen, soll er doch nach der ungeliebten Nachbarin schauen, obwohl er viel lieber mit seinem Sohn zusammen wäre, den er auch nur selten sehen kann.

Der Plot ist sehr beklemmend, Linda Howard schildert höllisch gut und eindringlich, wie man sich in solch einer Wetterlage fühlt und was dabei alles passieren kann, auf das man überhaupt keinen Einfluss hat. IN dem Moment ist man einfach nur froh, sich in eine Decke kuscheln zu können - das perfekte Buch für einen kalten Winterabend. Eisregen in Maine ist nicht nur kalt, sondern auch tödlich gefährlich, die Konsequenzen werden oft unterschätzt. Die Gefühle der beiden, die sich natürlich näher kommen, sind realistisch und absolut nicht überstürzt, wobei Ausnahmesituationen auch schon mal Ausnahmehandlungen nach sich ziehen. Beide können sehr gut damit umgehen, da gibt es keine falsche Bescheidenheit oder Unsicherheit - dieses ständige Was Wäre Wenn gibt es hier nicht, zum Glück. Das Zusammenspiel mit dem Einbrecherpärchen ist auch gelungen - die Gedanken über die Täter grenzen schon stark an schwarzem Humor. Genauso denkt bestimmt jeder, traut sich nur nicht, es auszusprechen. Vielen Dank an die Autorin, dass sie hier dem inneren Schweinehund freien Lauf lässt.

Ein bisschen kurz ist es schon, es ist aber so eindringlich geschrieben, dass man kaum was vermisst. Immerhin kennen sich Lolly und Gabe schon sehr lange, wenn sich dann auf einmal die Sichtweise ändert, kann der Funke sehr schnell überspringen. Am besten wirkt die Vernunft der Handlungen, sie ist so gelungen platziert, dass das Buch dadurch nicht weniger spannend oder humorig wird. Manches wirkt ein bisschen überstürzt und geht dann doch zu glatt - aber diese Kleinigkeiten seien dem gelungenen Lesevergnügen verziehen. Allerdings weicht die Lektüre stark von dem gewohnten Stil Linda Howards ab, erotische Szenen sucht man vergebens. Die Autorin konzentriert sich alleine auf den Plot und lässt dieses schmückende Beiwerk verkümmern, für Fans gerade dieser Szenen der Autorin enttäuschend. Für alle anderen aber bereichernd, die sich schon immer an der Ausführlichkeit der Szenen gestört haben. Man bekommt die reine Geschichte serviert, ohne störende ausufernde Nebenhandlungen. Allerdings sieht man jetzt auch genau, was von der reinen Geschichte übrig bleibt. Das Cover allerdings passt irgendwie so gar nicht zur Geschichte, bei dem Anblick der Frauenbeine friert man unwillkürlich.


Fazit

Konzentriert auf das Wesentliche serviert Linda Howard eine verstörende Geschichte in eiskalter Umgebung. Das ungewöhnliche Setting spricht für sich und ist überzeugend realistisch dargestellt. Dazu eine Heldin mit einem gehörigen Schuss an Humor und Ironie, ständig lacht man innerlich und freut sich über die eigene warme Decke, den wärmenden Ofen und hofft inständig, niemals in solch eine Situation zu geraten.


Pro und Contra

+ eisiges, gefährliches Setting
+ realistische Problembewältigung
+ sarkastische, realistische und humorige Charaktere
+ Begrenzung auf das Nötigste

- zu kurz
- Charaktere konnten sich nicht entfalten
- erotische Szenen fehlen

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5