Traum von Jerusalem (Thirault, Marty)

traum jerusalem

Verlag: Ehapa Comic Collection - Egmont Manga & Anime (März 2011)
Gebundene Ausgabe: 191 Seiten; 39,95 €
ISBN-13: 978-3770434107

Genre: Fantasy/ Historik, Abenteuer


Klappentext

In seinem Innersten schlummert eine Kraft, unendlich viel größer als er selbst.
Mit ihr könnte er die Welt verändern …
Dabei ist er ein Ausgestoßener, gefangen in einer Welt aus Tod und Gewalt.
Überall sieht er Frauen und Männer mit vom Wahnsinn gezeichneten Gesichtern.
Sie loben den Herrn, klammern sich an Schwerter und sehnen sich nach Erlösung.
Und sie schreien seinen Namen: Hermance! Neuer Jesus Christus!
Er ahnt, dass ihnen ein langer und schmerzhafter Weg bevorsteht. Am Ende könnte Jerusalem nicht der erlösende Traum sein, für den sie gebetet hatten.
Vielleicht marschieren sie direkt in den Untergang …


Rezension

Die Zeit kurz vor dem ersten Kreuzzug. In der Auvergne lebt ein Junge, der wundersame Heilkräfte besitzt. Als sich seine Mutter dem Prediger Mercenil anschließt und damit mit ins Verderben gezogen wird, ändert sich sein Leben schlagartig. Er wird einer grausamen Gottesprüfung unterzogen, die einen verheerend Ausbruch seiner Fähigkeiten zur Folge hat. Gezeichnet findet Hermance Languedolce, so sein Name, bei Zigeunern Unterschlupf.
Jahre später ruft Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug auf. Karlis Oresund, der Schwarze Live genannt, ehemals ein überaus grausamer Söldner und Heerführer, nun „geläutert“, schließt sich ihm an und trifft durch Zufall auf Hermance. Sofort erkennt er, welche Fähigkeiten in dem jungen Mann verborgen sind, denn auch ihm wurde eine besondere Gabe zuteil, als er sein Schwert in den Dienst der Kirche stellte. Gemeinsam sind sie das Zünglein an der Waage, bei den kommenden Schlachten. Aber auch sie brauchen manchmal Hilfe und wann immer es nötig ist, stehen die Tafuren unter der Führung von Prinzessin Istvana Kalia an ihrer Seite. Eine schöne und begehrenswerte Frau, die beiden Männern den Kopf verdreht und so am Ende eine Reihe von unglückseligen Ereignissen in Gang setzt. Doch zunächst ziehen all diese Personen, wenn auch nicht immer durchgängig, an einem Strang. Das Ziel heißt Jerusalem und der Schwarze Live tut alles dafür. Der zu zahlende Preis ist allerdings hoch.

Marty und Thirault erzählen in Traum von Jerusalem die Geschichte des ersten Kreuzuges, vermischen die Ereignisse aber mit übernatürlichen Zutaten. Trotzdem orientieren sie sich stark an historischen Daten und bringen so ein Mindestmaß an Authenzität in die Geschichte. Am auffallendsten ist mit Sicherheit die Brutalität, die hier gezeigt wird. Abgehackte Arme und Beine oder Köpfe, die durch die Luft fliegen sind nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Aber das trägt, in diesem Fall dazu bei, den Krieg als das zu illustrieren, was er war und ist, ein blutiges Gemetzel. Verharmlost wird in diesem Comics nichts. Ob Zeichner und Autor in Bezug hierauf schon zu weit gehen, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Immerhin ertrinkt die Geschichte, die die Beiden erzählen nicht im Blut. Wenn sie sich auch auf einem schmalen Grad begeben.
Inhaltlich geht es um religiösen Fanatismus und Macht, Glaube und Religion. Die christlichen Kreuzritter kommen in ihrem Wahn nicht gerade gut weg, wenn sie wieder und wieder Menschen niedermetzeln und sich auch ansonsten entgegen ihres Glaubens verhalten.
Dabei illustrieren die beiden Hauptpersonen Karlis Oresund und Hermance die beiden gegensätzlichen Richtungen des Glaubens. Der eine zerstörerisch und nahezu ohne Gewissen, wenn es um die Verbreitung und Sicherung seines Glaubens geht, der andere mit der Macht zu heilen, eigentlich ein Pazifist, der sich aber leicht verführen lässt. Dazwischen steht Istvana Kalia, die hauptsächlich ihren Nutzen aus dem Ganzen ziehen will, gleichzeitig aber auch teilweise ihrem Herzen folgt und die einzige zu sein scheint, die so etwas wie Liebe und Mitgefühl empfinden kann. Alle anderen scheinen nur ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Selbst Hermance denkt eigentlich nur daran, wie er sich am Besten aus der ganzen Affäre ziehen und dabei halbwegs geistig gesund bleiben kann, auch wenn es dafür im Prinzip schon zu spät ist. Ihre Gegner werden kaum beleuchtet, was gut so ist, da es hier um das Handeln und Versagen der Kreuzritter geht. Somit ist Traum von Jerusalem eine interessante Geschichte, die es schafft sich nicht nur auf Blut und Gewalt zu konzentrieren, auch wenn dies Hauptbestandteile der Darstellung sind.

Martys Zeichnungen tun eins mit Sicherheit nicht, Hoffnung verbreiten. Düster, voll Gewalt sind seine Bilder. Selbst die Farbgebung konzentriert sich mehr auf den zerstörerischen Aspekt. Zwar gibt es auch helle Töne wie Rot oder Gelb, allerdings werden sie meist nur genutzt, um das Geschehen wie einen Albtraum wirken zu lassen. Marty stellt die Gefühle der Charaktere sehr gut da, ihre Verzweiflung und Wut. Ihre Gefühle spiegeln sich in ihren Taten und die wiederum in teilweise extrem blutigen Bildern. Mit Sicherheit nichts für zartbesaitete.

Das alles hat Ehapa zwischen die Cover eines schicken Hardcovers gepackt. Als einzige Zugabe gibt es die Titelbilder der französischen Originalausgabe vor jedem Kapitel. Aber auch so ist Traum von Jerusalem eine wirklich gelungene Ausgabe.


Fazit

Traum von Jerusalem stellt die Schrecken des Krieges gnadenlos dar und schafft es dabei auf dem schmalen Grad, zwischen bloßer Gewaltdarstellung und Geschiche mit Inhalt zu balancieren.


Pro & Contra

+ Verhalten der Kreuzritter wird nicht beschönigt
+ Gegensatz zwischen Hermance und dem schwarzen Live

o Gewalt wird drastisch vor Augen geführt und könnte somit für manchen zu weit gehen

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5