Die Dunkelelfen - Die Legende von Drizzt (R.A. Salvatore)

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Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
Taschenbuch: 448 Seiten; 12,00 €
ISBN-13: 978-3442267545

Genre: Fantasy


Klappentext

Die wahren Herren der Unterwelt!

Tief unter der Erde befindet sich Menzoberranzan, die Stadt der Dunkelelfen. Hier regiert die grausame Spinnengöttin und verbreitet durch ihre Priesterinnen Finsternis und Angst. Die Dunkelelfen selbst sind der Schrecken der Unterwelt und ihrer Völker. Stets sind sie bereit, ihrer Göttin an Grausamkeit nachzueifern. Nur Drizzt, der bereits in jungen Jahren ein überragender Schwertkämpfer ist, begehrt gegen sein eigenes böses Volk auf. Dies ist seine Geschichte …


Rezension

Im Jahr 1988 erschien das erste Buch von R.A. Salvatores Eiswindtaltrilogie. In ihm traf der Leser zum ersten Mal auf den Dunkelelfen Drizzt Do'Urden und seine treue Begleiterin, die Pantherdame Guenhwyvar. Ursprünglich als Nebenfigur geplant, wurde Drizzt schnell zum beliebtesten Charakter der Reihe und so erhielt Salvatore auch noch die Möglichkeit zunächst die Herkunft des Dunkelelfen zu erzählen, bevor er sich dann künftigen Abenteuern widmete.
Der erste Band der Dark Elf Trilogy, Homeland, erschien in Deutschland zuerst getrennt in zwei Romanen, bevor er in der vorliegenden Ausgabe, unter neuem Titel, nun komplett erschienen ist.
Dies ist auch zugleich der größte Kritikpunkt an der Neuauflage. Denn nirgendwo ist zu erkennen, dass es sich nicht um einen neuen Roman des Autors handelt. Ein Hinweis, der sich nicht nur auf eine Fußnote im Impressum beschränkt, wäre da schon gut gewesen.
Aber worum geht es?

Drizzt Do'Urden wird in der Nacht des Angriffs seines Hauses auf das Haus DeVir als dritter Sohn geboren. Traditionsgemäß und um die Gunst der Spinnenkönigin, der Göttin Loth, zu erhalten, soll er geopfert werden. Doch bevor dies geschehen kann, tötet sein Bruder Dinin den Erstgeborenen von Oberin Malice. Damit rückt Drizzt in der Hierarchie auf und überlebt.
In der Folge wird er von seiner Schwester Vierna erzogen, allerdings ist der Umgang mit ihm nicht von Liebe geprägt, sondern von Gewalt und Mühsal, von scheinbar unlösbaren Aufgaben und großem Druck und Verachtung. Dies ändert sich erst dann, als sich Zaknafein, Waffenmeister des Hauses Do'Urden sich seiner annimmt. Er bildet ihm im Umgang mit jeglicher Waffe aus und vermittelt ihm Werte, die ansonsten in der verkommenen Gesellschaft der Drow nicht anzutreffen sind, wie Freundschaft, Glück und väterliche Liebe und vor allem: Leidenschaft für das, was man tut. So entwickelt sich Drizzt zu einem überragenden Kämpfer, der mit seinen Krummsäbeln nahezu alles vermag. Doch es kommt der Tag an dem Drizzt auf die Akademie muss, um seine Ausbildung zu vollenden, womit er gleichzeitig dem Einfluss der Priesterinnen der Loth und anderen Fanatikern ausgesetzt wird. Die Frage, die sich stellt, ist, ob er seine hohen Ideale bewahren kann. Mehrere schicksalsträchtige Begegnungen erwarten ihn an diesem Ort, nicht zuletzt die Begegnung mit einer gewissen Katzendame.

Drizzt Do'Urden ist mittlerweile einer der bekanntesten Helden der Fantasy. Geht es um die Vergessenen Welten/ Forgotten Realms ist an ihm kaum ein Vorbeikommen, egal ob in Buch, Comic, Computerspiel oder Rollenspiel, überall hat er schon seine Spuren hinterlassen.
Die Dunkelelfen zeigt auf, warum dies so ist. In einer Welt, in der Mord, Hinterlist und Intrigen nicht nur an der Tagesordnung, sondern durchaus angesehen sind und gefördert werden, scheint er der Einzige zu sein, der nicht dem Wahnsinn der Spinnengöttin anheim fällt. Er besitzt einen urtümlichen moralischen Kompass, der ihn davor bewahrt, ebenso grausam zu werden, wie andere Angehörige seines Volkes. Dabei ist er nicht nur einfach gut. Er hat ebenso Zweifel, muss mit sich ringen und versucht sein Ich zu bewahren, wie schwer es auch sein mag.
Quasi als Spiegelbild, als Möglichkeit, was aus ihm werden könnte, zeigt sich Zaknafein. Von den gleichen Idealen geleitet wie Drizzt, hat er beschlossen den Weg des geringsten Übel zu wählen. Da er die Hoffnung aufgegeben hat aus der Gesellschaft der Drow auszubrechen, hat er sich ganz in den Dienst der Oberin Malice gestellt, darf er doch in ihrem Namen Priesterinnen der von ihm verabscheuten Loth töten. Tragik und Verzweiflung sprechen aus seinen Taten. Er ist ein Verlorener in einer Stadt des Wahnsinns. Man sieht sehr gut, zu wem sich Drizzt entwickeln könnte, wenn er ein einziges Mal in seinen Idealen wanken würde.
Die anderen Charaktere Salvatores sind zwar nicht ganz so komplex, wobei die Männlichen meist mehr Facetten zeigen als die Weiblichen, aber glücklicherweise nicht vollkommen eindimensional. Zwar würde die Drowgesellschaft nur Gedanken an Machtgewinn zulassen, aber Charaktere wie Alton Devir und Masoj Hu'nett haben auch noch weitere Gründe Drizzt Do'Urden den Tod zu wünschen. Es geht nicht nur um persönlichen Machtgewinn.
Neben den Charakteren und der wirklich fesselnden Geschichte, um Drizzts Weg, ist der Hintergrund ein riesengroßes Plus des Romans.
R.A.Salvatore bekam freie Hand von Wizard of the Coast, für die er die Romane schrieb, bei der Gestaltung der Dunkelelfen und ihrer Gesellschaft. Nicht gerade alltäglich, bedenkt man, dass er damit gleichzeitig die Rollenspielwelt der Forgotten Realms entscheidend mitgestaltete. Laut eigener Aussage war seine größte Inspirationsquelle dabei Mario Puzos Roman „Der Pate“. Tatsächlich lassen sich die Einflüsse des Paten schwer übersehen.
Ganz oben an der Spitze der Dunkelelfen eines jeden Hauses steht die Oberin, eine Hohepriesterin der Loth. Sie hat uneingeschränkte Macht und trifft die Entscheidungen, denen sich alle anderen fügen müssen. Um innerhalb eines Hauses aufzusteigen, wird der vor einem stehende getötet, heimlich, still und leise. Solange ein Mord nicht aufgeklärt werden kann, ist er eben nicht geschehen. Ebenso ist es beim Herrscherrat. Acht Häuser bilden diesen und auch hier gilt: Wird ein Haus, ohne Spuren zu hinterlassen, vernichtet, rücken alle darunter in der Hierarchie auf. Das nicht mehr existierende Haus hat es nie gegeben.
R.A. Salvatore schafft es, die noch etwas komplexer gestaltete Gesellschaft der Drow eingängig und klar darzustellen, wobei er die Informationen immer wieder geschickt einfließen lässt, so dass der Leser sie mit Drizzt zusammen nach und nach kennen und verstehen lernt.

Sein Schreibstil ist dabei locker, leicht und sehr flüssig zu lesen. Großartig epische Formulierungen sucht der Leser hier vergebens. Die sind hier aber auch gar nicht nötig. Geschichte und Charaktere fesseln schon genug, so dass es keiner besonderen Sprachakrobatik bedarf. Sein Markenzeichen, die Kampfbeschreibungen sind hier noch nicht so zahlreich, was auch nicht zur Geschichte passen würde, und auch noch nicht ganz so ausgefeilt, wie später, trotzdem aber dynamisch und spannend.
Auch sein zweites Markenzeichen, die von Drizzt geschriebenen Essays sind schon vorhanden. Sie spiegeln Drizzts Gedanken zu den Ereignissen in den Kapiteln wieder und lassen den Leser somit direkt an Drizzt Gedankengang und Entscheidungsfindung teilnehmen.


Fazit

Ein Auftakt nach Maß. Hintergrund, Geschichte und Charaktere fügen sich perfekt zusammen. Wer die Dunkelelfen noch nicht kennt, für den tut sich eine vollkommen neue, faszienierende und düstere Welt auf, zu der man gerne zurückkehrt. Alle anderen genießen einfach den Beginn von Drizzt Do´Urden erneut.


Pro & Contra

+ interessanter Hintergrund
+ Drizzt Do'Urdens erste Begegnung mit Guenhwyvar
+ Zaknafein, dessen Charakter am zwiegespaltensten ist

Bewertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Elfen, R.A. Salvatore