Feennacht (Nina Hansemann)

Sieben Verlag (Mai 2012)
Paperback, broschiert: 208 Seiten; 14,90 Euro
ISBN: 978-3864430572

Genre: Urban Fantasy /  RomanticFantasy


Klappentext

Schlafen, trainieren, Kreaturen töten – Leilas Leben ist perfekt. Bis zu dem Tag, an dem sich die Fee Vanora aus ihrem Kristallkäfig und somit aus dem ihr auferlegten Bann befreit. Auf Rache sinnend, wird Vanora zu einer Bedrohung für die Welt der Menschen. Der Einzige, der Leila im Kampf gegen Venora helfen kann, ist ausgerechnet ebenfalls vom Volk der Feen. Der unwiderstehliche Luthias. Ihm hat Leila ihre seltenen Niederlagen zu verdanken. Luthias lässt keine Gelegenheit aus, Frauen zu erobern, und lebt auch sonst die hinterlistige Art seines Volkes mit Genuss aus. Obwohl sich Leila nicht in die Schlange seiner Verehrerinnen einreihen will, und ihm keinesfalls zu trauen ist, fällt es ihr zunehmend schwerer, sich seinem Charme zu entziehen. Nicht ahnend, dass Luthias in der Tat seine eigenen Pläne verfolgt, lässt sie immer mehr Nähe zu ...


Zur Autorin

Nina Hansemann wurde 1983 in Alfeld an der Leine geboren. Ihre Ausbildung zur Assistentin für Hotelmanagement schloss sie erfolgreich ab. Anschließend verbrachte sie einige Zeit in Schottland und arbeitete in Edinburgh. Nebenbei veröffentlichte sie Beiträge in verschiedenen Printmedien. Seit 2010 lebt sie in Puchheim.

Interview mit Nina Hansemann


Rezension

Feennacht ist das Debüt von Nina Hansemann und widmet sich ganz – wie der Titel schön verrät – den Feen. Jedoch sind hier nicht die kleinen, niedlichen Feen aus Märchen gemeint, sondern bildhübsche, hinterhältige Verführer, die Menschen in privates bis gesellschaftliches Unglück stürzen. Manchmal entstehen aus ihren Spielen auch Kriege. Mit zu den magischen Wesen zählen vampirartige Wesen, Werwölfe, Hexen und auch Druiden. Letzte haben mit der Erschaffung einer Parallelwelt zu tun, um die magischen und nicht-magischen Wesen voneinander zu trennen. Nur an der Tag-und-Nacht-Gleiche können sie die Seiten wechseln, doch da in der magischen Welt schon seit ewigen Zeiten ein Krieg tobt, ist der Strom sehr einseitig. Die Bruderschaft versucht diesen Strom zu stoppen und alle magischen Wesen, die ihnen irgendwie entschlüpfen, zu fangen und zurück in die andere Welt zu befördern. Wenn sich die Feenartigen wehren, kann dies auch schon in einem Kampf auf Leben und Tod enden – wie in Leilas Fall.

Denn Leila ist nicht nur einziges weibliches Mitglied der Bruderschaft, sondern hatte auch einen fetalen Fehler begangen: sie hat sich mit einer über eintausend Jahre alten Fee angelegt und diese – irgendwie – in einen Splitter zwischen den beiden Welten verbannt, Venora dazu verdammt für Jahre dem Treiben auf Erden nur zuzusehen, anstatt sich einzumischen. Und das nimmt ihr die Fee nicht nur krumm, sondern will auch blutige Vergeltung. An dieser Stelle tritt Luthias in Leilas Leben, eine über fünfhundert Jahre alte Fee, die ihr – im Gegensatz zur Bruderschaft – beibringen kann, wie sie eine so alte Fee tötet. Wenn nötig auch mit Magie. Denn Leila ist kein Mensch. Sie ist selbst ein magisches Wesen aus jener Parallelwelt, das als Baby in der nicht-magischen Welt ausgesetzt wurde. Und es geht nicht nur um ein persönliches Dilemma, sondern um den Untergang der Welt … oder besser gesagt, zwei Welten.

„Feennacht“ ist ein Roman, der viel Potenzial hat, jedoch nur mühsam umgesetzt wird. Am Anfang haben mich besonders die schnellen Zeitsprünge aus dem Lesefluss gebracht. Zwar haben die Überschriften dies eingeleitete, allerdings kommt der Leser nicht wirklich mit. Nina Hansemann wartet in „Feennacht“ mit einer ganzen Palette an magischen Geschöpfen auf, die allerdings nur auftauchen, damit Leila sie prompt ins Jenseits befördern kann. Nur Luthias, der Love-Interest der Geschichte, bleibt von Leilas Schwertern verschont , weil sie eine über fünfhundert Jahre alte Fee nicht töten kann. Und damit wäre auch gut die Hälfte des Romans erzählt, durch die sich der Leser kämpfen muss, bis Leila ihren „Tötungswahnsinn“ ablegt und auch einmal darüber nachdenkt, dass nicht alle Wesen aus der magischen Welt bösartige Monster sind.

Leila ist eine Protagonistin jenseits des Klischees: Kämpferisch und oft von früheren Vorurteilen gelenkt. Auf den ersten paar Seiten wird auch schon klar, dass sie Luthias nicht widerstehen kann – auch wenn sich das Geplänkel zwischen den Beiden über Zweidrittel des Romans hinzieht. Als Leser möchte man Leila oft anschreien, sie am Kragen packen und ordentlich schütteln; leider macht das niemand im Roman. Sonst hätte sie sich an manchen Stellen im Roman bestimmt auch so verhalten, wie man es von einer 23 Jährigen erwarten würde. Das Verhalten von Luthias und Leila ist manchmal sehr plakativ. Die Spannungsträger und Erotik bleiben so im Schatten der überzeichneten Sittlichkeit und Disziplin der Protagonistin. Manchmal spürt man als Leser einen Funken von Sinnlichkeit zwischen den beiden Protagonistin aufglühen, doch meist in Situationen, die nicht unbedingt dafür geeignet sind – wie kurz nachdem Leila eine heftige Auseinandersetzung mit ihrem Mentor hatte. Die Frau, die nach einem heftigen Streit mit einem väterlichen Vorgesetzten noch an Sex denkt, möchte ich gerne kennen lernen.

Man merkt dem Roman an, dass er ein Debüt ist. Die Charaktere sind auf allerlei Klischees aufgebaut und bestechen nicht durch ihre emotionale Intelligenz. Auch gibt es ab und an den einen oder anderen Logikbruch in der Geschichte. Besonders auf den ersten Seiten ist der Stil der Autorin noch etwas unsicher und die Vergleiche und Metaphern, die sie benutzt, reißen den Leser aus dem Fluss heraus, was sich jedoch im Laufe des Romans bessert. Die Idee mit Feen hingegen ist noch relativ neu und Portale, die zwei Welten miteinander verbinden, interessant. Jedoch ist die Erotik (die plötzlich über den Leser hereinbricht, als habe die Autorin vergessen, dass sie das auch noch abhaken muss) zu viel des Guten. Was besonders gefehlt hatte – und worüber man sich nach dem Lesen der Vita sehr wundert – ist die nahezu nicht vorhandene Beschreibung der Umgebung, obwohl Frau Hansemann in Edinburgh gearbeitet hatte. Ale, Pubes, übermäßiger Whiskykonsum und Häuser, die „viktorianisch“ aussehen, machen noch lange kein schottisches Flair.

Das Buch selbst ist in einem recht ungewöhnlichen Format (21,8 x 15,4 x 1,2 cm). Das Cover ist recht ansprechend, sagt jedoch nicht wirklich etwas über den Roman aus. Was den Leser beim Aufschlagen jedoch wirklich verwundert ist der Satz. Die Buchseite wurde vollkommen ausgelastet; das heißt, bis zum Rand bleibt nicht einmal die Breite des Zeigefingers. Alles wirkt dadurch recht gepresst und überladen.


Fazit:

Man merkt an sprachlichen Patzern und den nicht ganz ausgereiften Charakteren, dass Nina Hansemann noch jung ist, jedoch Potenzial besitzt. Es lohnt sich sicher die weitere Entwicklung der Autorin im Auge zu behalten. „Feennacht“ als Roman ist kein Highlight des Genres, wartet jedoch mit einer netten Liebesgeschichte auf. Und nach schleppenden Zweidritteln geht es durchaus heiß her.


Pro und Kontra

+ Feen
+ interessanter Ansatz um Portale und zwei Welten
+ Charaktere bleiben sich treu

o eine zu moralische und disziplinierte Heldin
o Leila und Luthias „Sticheleien“

- Erotik kommt erst zu kurz und danach ist der Roman damit überladen
- zu viele Wesen, die der bloßen „Funktion“ dienen
- detaillose Umgebungsbeschreibungen/ kein Flair
- verschossenes Potenzial der Autorin
- überladene Seiten

Bewertung:

Handlung: 3 / 5
Charaktere: 2 / 5
Lesespaß: 3 / 5
Preis/Leistung: 2 / 5

Tags: Feen