Im Tal der Mangobäume (Patricia Shaw)

Verlag Knaur, März 2009
Mango Hill, übersetzt von Heidi Lichtblau und Margarete Längsfeld
HC, 672 Seiten, € 16,95
ISBN: 978-3426663233

Genre: Belletristik


Klappentext

Im Tal der Mangobäume ist der Nachfolgeband von Südland und Heiße Erde, er schließt zeitlich kurz hinter Heiße Erde an.

Australien 1878: Dolour Rivadavia ist unerwartet gestorben und hinterlässt ihren Söhnen die Familienfarm Kooramin Station. Da John mit aller Kraft verhindern will, dass Paul und Duke ihre Anteile verkaufen, entbrennt ein heftiger Streit zwischen den drei Brüdern. Die Situation spitzt sich zu, als Duke, fest entschlossen, eigenes Land zu erwerben, ein Darlehen aufnimmt und Kooramin als Sicherheit angibt. Die Wege der drei Männer trennen sich, und Duke wird Herr über Mango Hill, die Farm, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hat.
Seine Freude wird einzig durch eine heftige Auseinandersetzung mit seiner Geliebten Lucy Mae überschattet. Als sie ihn am Ende verlässt, ahnt Duke nicht, dass Lucy Mae ein Kind von ihm erwartet.
Während die Brüder um ihr persönliches Glück ringen, wird es in Queensland von Tag zu Tag gefährlicher: Immer mehr Einwanderer strömen in die Distrikte und verjagen die Ureinwohner aus ihren Behausungen. Die Konflikte zwischen den Weißen und den Aborigines führen zu blutigen Unruhen, in die vor allem Paul schicksalhaft verwickelt wird …


Rezension

Paul, John Pace und Duke MacNamara haben von ihrer Mutter Kooramin Station zu gleichen Teilen geerbt. Erstmal sind sie sich allerdings uneins, wie sie die Farm nun aufteilen wollen, ob das überhaupt nötig ist. Duke nutzt sein Drittel als Sicherheit, kauft eine Farm und bricht in das unerforschte Australien auf, um sich neues Land anzueignen. Und das ist auch das Hauptthema des Buches, die Erforschung der neuen Gebiete Australiens und die Schwierigkeiten, die die neuen Siedler mit den Naturgewalten und den Aborigines haben, denn auch in diesem dritten Band geben sie ihr Land nicht kampflos auf.

Wir gehen mit Duke auf einen Rindertreck, erleben sintflutartigen Regen, Sandstürme, Unfälle, Übergriffe der Aborigines und so manche Stampede, die bei einigen tausend Rindern leider nicht aubleiben. Duke freundet sich im Laufe des Buches mit Edward Heselwood an, dem Sohn von Georgina und Jasin. Edward ist auch derjenige, der im Laufe der Zeit die größte Verwandlung durchmacht. Als junger, übermütiger Heißsporn rebelliert er gegen die Vormundschaft seines Vaters, er sucht eigene Wege, um zu beweisen, dass er nicht nur der verwöhnte, adlige Sohn ist. Er schließt sich Duke und Harry Merriman an, als sie aufbrechen, um sich selbst Land anzueignen. Auf dem Treck findet er zu sich selbst, er lernt, sich unterzuordnen und verrichtet bereitwillig auch niedere Arbeiten. Am Ende des Buches hat er sich zu einem stattlichen jungen Mann entwickelt, der sehr sympathisch wirkt – ganz im Gegensatz zum Anfang.

In der ersten Hälfte verliert sich Patricia Shaw leider oft in Nebensächlichkeiten. Viele neue Personen werden vorgestellt, ihre Lebensgeschichte akribisch ausgebreitet. Auch die Aborigines kommen nicht zu kurz, ausführlich wird wieder ihre Kultur erläutert und auch ihre vergeblichen Versuche, sich gegen die Eindringlinge zu wehren. Man verliert dadurch völlig den Lesefluss, bis eine Person ein weiteres Mal auftaucht, können gut und gerne 200 Seiten vergehen, und man muss sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, was derjenige als Letztes gemacht hat. Zum Glück gewinnt in der zweiten Hälfte die Geschichte dann doch wieder an Rasanz, das macht den etwas langatmigeren ersten Teil wieder wett.

Auch gibt es immer wieder Zeitsprünge, man muss sich bei einem neuen Kapitel erst einmal sortieren, um wen es geht und wann die Geschichte spielt. Patricia Shaw springt nicht nur nach vorne, sie geht auch zurück in die Vergangenheit. Dem Leser wird es allerdings nicht mitgeteilt, eine Zeitangabe wäre schön gewesen.

Einige Fakten am Ende von Südland stimmen leider nicht mit dem Anfang hier überein. Entweder hat die Autorin Details ihres eigenen Romans vergessen, oder es wurde schlichtweg schlecht recherchiert. Es sind keine gravierenden Fehler, aber wenn man die Bücher direkt hintereinander liest, fällt es sofort ins Auge.

Es wird natürlich noch viel, viel mehr erzählt, denn "Im Tal der Mangobäume" ist ein richtiger Abenteuerroman geworden. Wir begegnen echten Kerlen, die mit ihrem Land verwurzelt sind, Rancher, die sich aufopferungsvoll um Land und Leute kümmern, Ärzte, die sich mit den Widrigkeiten der rudimentären medizinischen Versorgung herumplagen und die Aborigines, die eigentlich ihre Kultur retten möchten und in Frieden leben. Nicht zu vergessen die Frauen, die auf den Farmen ihren Mann stehen, todesmutig mit ihren Männern in unbesiedeltes Land ziehen oder sich in den bereits bestehenden Städten gegen die Konventionen des 19. Jahrhunderts auflehnen. Wie überall können die Männer ohne ihre Frauen, die ihnen den Rücken freihalten, Haus und Hof bestellen und die Kinder großziehen, nicht ihre Abenteuer genießen.

Das Ende lässt Patricia Shaw noch viele Fäden offen und auf eine Fortsetzung hoffen. Wunderschön auch die Covergestaltung, man kann den Schutzumschlag aufklappen und hat eine malerische australische Landschaft vor Augen, solch einen Anblick haben die Romanfiguren bestimmt auch genießen dürfen. Auch der Preis ist stimmig – für so viel Geschichte und Seiten ist er nicht zu hoch.



Fazit

Farbenfroh, lebhaft, abenteuerlich und gefühlvoll wird eine Geschichte von mutigen jungen Männern und tapferen Frauen erzählt, die für ihr Glück über Grenzen gehen und Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Abenteuerroman und Familiensaga in einem.



Pro und Contra

+ spannende Abenteuer
+ vertraute Charaktere
+ geschichtliche Details
+ hautnahes Miterleben bei der Besiedelung neuer Gebiete
+ Australien

- etwas zu weitschweifig, die Geschichte verläuft sich
- Lebensgeschichten der Nebencharaktere zu ausführlich
- unüberschaubare Zeitsprünge
- akribische Schilderung der Aborigine-Angriffe


Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Südland"