Der Nautilusplan (Gayle Lynds)

Verlag Heyne (April 2005)
Taschenbuch, 574 Seiten,
EUR 12,00
ISBN: 978-3453431379

Genre: Thriller


Klappentext

Ex-CIA-Agentin Liz Sansborough wird plötzlich aus ihrem beschaulichen Dasein als Psychologieprofessorin gerissen. Die Vergangenheit holt sie ein und die alte "Firma" braucht sie wieder. Sie soll die geheimen Aufzeichnungen ihres Vaters herausgeben, der im Kalten Krieg ein berüchtigter Agent war. Doch sie ist nicht die Einzige, die dem brisanten Material auf der Spur ist.


Rezension

Mit "Der Nautilusplan" beweist die ehemalige Co-Autorin von Genrestar Robert Ludlum, dass sie auch allein einen soliden Thriller schreiben kann, der sich mit Ludlums Werken durchaus messen kann, ohne sie jedoch zu kopieren. Vielmehr gelingt es Lynds mit ihrem eigenen Stil einen spannenden und durchdachten Verschwörungsthriller zu kreieren.

Als in Paris ihre Cousine entführt wird, und auch im heimischen Kalifornien zunehmend seltsame Dinge geschehen, macht sich Ex-Agentin Liz Sansborough dorthin auf, im Glauben, wieder für die Firma zu arbeiten und Licht ins Dunkel um die Entführung bringen zu können. Doch zusehends wird sie in ein undurchschaubares Dickicht aus Intrigen und Ränkespielen von Unbekannten hineingezogen, deren Macht sie erst langsam zu begreifen beginnt. Zudem muss sie feststellen, dass ihr bisheriges Leben nicht das war, wofür sie es hielt. Auf einer atemlosen Jagd durch Europa nimmt sie die Spuren der Entführer auf, ermittelt Hintergründe, deren Tragweite nach und nach durchzuschimmern beginnen

Diese spannende Handlung wird konsequent von einem Höhepunkt zum nächsten getrieben, wobei auch die Gegenseite beleuchtet wird, sodass sich dem Leser nach und nach ein umfassendes Bild des Geschehens bietet. Umgesetzt mit einem guten, angenehm zu lesenden Schreibstil, zieht das Buch den Leser mit einer immer mehr an Komplexität gewinnenden Handlung in den Bann. Dass die Geschehnisse dabei durchgehend glaubwürdig bleiben, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die Autorin selbst mehrere Jahre beim amerikanischen Geheimdienst gearbeitet hat, sodass sie weiß, wovon sie schreibt.
Allerdings wirkt das Buch teilweise überfrachtet, es ist deutlich zu merken, wie die Autorin beinahe gewaltsam versucht, ihre vielen Ideen irgendwie zwischen den Buchdeckeln unterzubringen. Zwar entsteht dadurch eine sehr dichte Handlung, die aber kaum Raum für resümierende, nachdenkliche Passagen bietet, die dem Buch zweifelsohne gut getan hätten.

Die Charaktere sind durchschnittlich, sie entspringen dem typischen Schema F der Agenten-, Polit- und Spionagethriller. Der Versuch, der Protagonistin eine besondere Note aufzudrücken, indem sie sich als Psychologieprofessorin gänzlich von jeglicher Gewalt - und damit eingeschlossen dem Gebrauch von Waffen - lossagt, schlägt in dem Moment fehl, in dem sie mit fadenscheinigen Argumenten den Gebrauch ebenjener vor sich rechtfertigt und wieder eine Waffe zu tragen beginnt, ohne die sie wohl als Protagonistin eines Spionagethrillers nicht glaubwürdig gewesen wäre. Auch ihre Darlegungen zur menschlichen Psychologie wirken gekünstelt und lassen zu offensichtlich die Absicht durchscheinen, sie als Professorin und somit Intellektuelle zu etablieren.
Ansonsten aber ist die Protagonistin sympathisch und bildet mit Simon - der sich ihr zu dem Abenteuer angeschlossen hat - ein gutes Team, auch wenn die unvermeidliche Romanze zwischen den beiden wohl nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte.


Fazit

Ein grundsolider Thriller, dem eine gute Idee zugrunde liegt, die auch interessant umgesetzt wurde. Mit einem angenehmen, sehr guten Stil treibt Lynds die Handlung unbarmherzig voran, sodass es dem einen oder anderen etwas zu viel werden dürfte. Die Charaktere sind eher durchschnittlich, aber sympathisch.


Pro&Kontra

+ spannend
+ gute Grundidee
+ guter Stil

o durchschnittliche Charaktere

- teils überfrachtete Story

Wertung:


Handlung: 4,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5