Feuer & Glas - Der Pakt (Brigitte Riebe)

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Heyne fliegt (Mai 2012)
Hardcover mit Schutzumschlag, 384 Seiten
€ 16,99 [D] | € 17,50 [A] | CHF 24,50*
ISBN: 978-3-453-26738-1

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Venedig im Jahr 1509: Ein machtvolles Glasartefakt und die letzte Erinnerung an einen verschwundenen Vater … Eine uralte Fehde zweier verfeindeter Völker … Und ein Mädchen, das nicht ahnt, dass es den Schlüssel zur Rettung Venedigs in seinen Händen hält …

Für die sechzehnjährige Milla scheint die Zeit stehen zu bleiben, als sie an einem heißen Frühlingstag dem jungen Gondoliere Luca begegnet. Wie ein Aristokrat aus einer anderen Zeit gleitet er, gemeinsam mit einer Katze, auf einer blauen Gondel durch einen stillen Kanal. Milla ist verzaubert und kann den jungen Mann nicht vergessen. Als kurze Zeit später dieselbe geheimnisvolle Katze im kleinen Lokal ihrer Mutter und Tante auftaucht, folgt sie ihr durch die Gassen Venedigs. Sie gelangen zu einem reichen Stadthaus – und Milla sieht Luca wieder. Er ist jedoch nicht allein, und plötzlich wird Milla in den Strudel dunkler Vorkommnisse um das Ende der mächtigen Lagunenstadt gezogen. Stammt sie wirklich von den Feuerleuten ab, die seit jeher gemeinsam mit den Wasserleuten Venedig beschützen? Was empfindet Luca, einer der Wasserleute, wirklich für sie? Und hat all das mit dem Verschwinden ihres Vaters zu tun? Zwischen Liebe und Zweifel hin- und hergerissen, kann Milla niemandem vertrauen – außer einer Katze und ihrem Gespür für die Wahrheit ...


Rezension

Milla ist ein junges Mädchen der Feuerleute, welches im Jahre 1509 in Venedig lebt. Ihr Vater verließ die Familie vor einigen Jahren ohne ein Wort. Milla jedoch weiß, dass er sie nicht einfach so im Stich ließ und er noch am Leben sein muss. Doch was zwang ihn dazu, unter zu tauchen? Was hat es mit dem merkwürdigen Brief auf sich, den Millas Vater ihr hinterließ, den sie jedoch nicht zu entschlüsseln weiß? Bald wird sie gezwungen, der Sache auf den Grund zu gehen – denn das Gleichgewicht zwischen Feuer und Wasser ist empfindlich gestört und zwischen all dem scheint ein Zusammenhang zu bestehen. Als sie Luca kennenlernt, gerät ihre Welt völlig durcheinander. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Glasartefakt, welches die Rettung von Venedig bedeutet. Kann Milla diesem Jungen, welcher von den Wasserleuten stammt, trauen?

Die Idee zu dieser Geschichte ist wirklich wunderbar und wurde genau in dieser Art und Weise noch nicht erzählt. Das Buch bietet damit eine schöne Abwechslung zu all den Unsterblichen, Vampiren, Werwölfen und Geistern, die die Romantic Fantasy derzeit dominieren. Der Schreibstil ist zwar typisch für ein Jugendbuch, jedoch hat sich die Autorin bemüht, diesen dem historischen Venedig anzupassen. Bemerkbar macht sich dies besonders in der eher altertümlichen Ausdrucksweise der Charaktere. Leider lassen sich dennoch einige sprachliche Ausrutscher finden, welche heute zwar üblich sind, damals allerdings keinen Gebrauch fanden – darüber kann man bei einem Jugendbuch jedoch leicht hinwegsehen.
Venedig ist ein traumhaftes Setting, welches die Autorin auch wunderbar darzustellen weiß . Die Kanäle der Stadt, die kunstvoll gestalteten Gondeln und selbst die Gebäude werden von der Autorin sehr bildhaft und liebevoll beschrieben. Dadurch ist es für den Leser leicht, sich in diese historische Stadt und damit auch in die Geschichte hinein zu träumen. Zwar sollte man sich bei diesem Jugendbuch nicht zu extrem auf den historischen Aspekt versteifen (es gibt zwar vieles, was historisch korrekt ist, jedoch auch einiges, was nicht so ganz stimmig erscheint), aber die Mischung aus einer jugendlichen Geschichte, historischen Orten und Fakten und Fantasy wurde von der Autorin gelungen in Szene gesetzt.

Es ist allerdings etwas schade, dass relativ wenig aufgeklärt wird und Milla erschreckend wenig Energie in die Beantwortung ihrer Fragen investiert. Zwar wollte sie natürlich wissen, wo ihr Vater ist und warum er plötzlich verschwand, doch um ihre und Lucas merkwürdige Fähigkeiten machte sie sich kaum Gedanken - was doch eigentlich das absolut Beunruhigendste und Außergewöhnlichste an der Sache sein sollte. Denn obwohl Milla das Ausmaß ihrer Gabe neu ist, wird es grundsätzlich für selbstverständlich gehalten. Der Leser wird dabei unzureichend informiert - ist so etwas in dieser Welt normal? Sind die Wasser- und Feuerleute Menschen, die besondere Kräfte haben, oder verfügen nur manche Personen über solche Fähigkeiten? Zwar werden Andeutungen gemacht, aber im Endeffekt zeigen nur Luca und Milla merkwürdige Fähigkeiten. Wahrscheinlich liegt das an der besonderen Rolle, die sie für das Schicksal aller spielen, welche jedoch ebenfalls nicht aufgeklärt wird. Dabei wünscht man sich als Leser mehr Erklärungen oder zumindest passende Reaktionen, aus denen man sich etwas zusammenreimen kann. Trotzdem gleicht die tolle Idee der Geschichte das Ganze aus, da sie viel Platz für die eigene Phantasie lässt.

Die Liebesgeschichte in „Feuer & Glas – der Pakt“ hebt sich von vielen typischen Liebesgeschichten in Jugendbüchern ab. Das Klischee der unsterblichen Liebe auf den ersten Blick wird in diesem Roman nicht bedient. Zwar könnte man dies ein paar Seiten lang befürchten, doch die Autorin hat es geschafft, das Ganze zwar jugendlich, aber dennoch nicht unglaubwürdig um zu setzen. Denn obwohl Milla sehr schnell Gefühle für Luca hegt, benimmt sie sich nicht naiv. Sie macht sich nicht komplett von ihm anhängig und ist trotz aufflammender Gefühle sehr kritisch mit dem Jungen. Auch lässt sie sich von ihm nicht von ihrem Weg abbringen - die eigentliche Geschichte wird nicht vernachlässigt. Eher könnte man sagen, dass die beginnende Liebe der beiden die Geschichte vorantreibt und dabei mit dem jugendlichen Charme auftrumpft, der einfach zu einem Jugendbuch gehört.

Die Spannung war von Beginn an spürbar, denn die Autorin wartet nicht lange und stürzt den Leser sehr bald ins Geschehen. Von Anfang an gibt es für Milla und den Leser eine große Frage: wo ist ihr Vater? Was wollte er ihr mitteilen? Warum ist er verschwunden? Auf der Suche nach Antworten werden immer mehr Fragen aufgeworfen. Einige von ihnen werden aufgeklärt, bei anderen bekommt man nur weitere Gründe, über die eigentliche Wahrheit nach zu grübeln. Dabei tappt man die meiste Zeit über genauso im Dunkeln wie Milla.


Fazit

Nicht das anspruchsvollste Jugendbuch, aber trotzdem überzeugend. Ein wundervolles Setting, eine Geschichte, wie man sie nicht oft findet und mehr als genug Spannung. Bedenkenlos empfehlenswert – vor allem für jüngere Leser.


Pro und Kontra

+ eine ungewöhnliche und kreative Idee
+ schöne, glaubwürdige Liebesgeschichte, welche nicht im Vordergrund steht
+ durchgehende Spannung
+ gelungenes Setting
+ flüssiger Schreibstil

- zu wenig Hintergrundinformationen
- historische Aspekte nicht immer ganz wahrheitsgetreu


Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5