Rezensionen im Mai (2012)

Liebe LeserInnen,

eine Woche ist der Juni schon alt und wir möchten euch mit ein wenig Verspätung natürlich auch den Rezensionsrückblick für Mai liefern, der wieder einmal eine bunte Mischung aus den bei Literatopia besprochenen Titel bereit hält.
Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!



Belletristik

Während einer schweren Phase den Weg zu sich selbst zurück zu finden und dann auch bei sich zu bleiben, ist ein schwieriger Prozess - in "Vergissdeinnicht" begibt sich die Protagonistin Grace auf die Suche nach der Wahrheit ihres Ichs. Cat Clarke gelingt mit dieser Geschichte ein überraschender Roman, der im Kopf wahre Schleusen öffnet und dem Leser auf vielfache Weise die Möglichkeit gibt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ein Buch, das unerwartet tief geht.

"Drei Wünsche und ein dunkler Fluch" von Isabelle Merlin bietet eine nette Idee, welche leider in Ausarbeitung und Ausführung der Geschichte ermangelt. Flache Figuren und eine fehlende emotionale Tiefe sind nur wenige der vielen Kritikpunkte, welche der Roman in sich vereint. Trotz gewisser Spannungsmomente und der anfänglichen Begeisterung, verlieren sich sowohl Handlung als auch Figuren zunehmend. Für ältere und anspruchsvolle Leser ist hier leider keine Leseempfehlung auszusprechen, jüngere Leser könnten allerdings trotz vieler Schwächen dennoch Spaß an dieser Lektüre finden!

Historik

"Wolfszeit" von Nina Blazon erinnert eher weniger an ein Jugendbuch, als welches es kategorisiert wurde. Der Roman ist eine gekonnte Mischung aus Thriller, historischem Roman und Märchen, bei dem man trotz der kleinen Anlaufschwierigkeiten bis zum Ende mitfiebert. Düster und spannungsgeladen, gewürzt mit einer Prise Romantik, zieht einen der Roman in seinen Bann, so dass man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Dark Fantasy

Der Auftaktroman zur Trilogie "Unter dem Vampirmond – Versuchung" von Amanda Hocking ist alles in allem durchschnittlich, was Sprache, Romanze, Spannung und die Grundidee angeht. Einen großen Pluspunkt stellen die Charaktere da, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sehr gut herausgearbeitet wurden. Für eingefleischte Dark Fantasy Fans ist das Buch mit Sicherheit ein netter Zeitvertreib, aber definitiv kein Muss.

Mit "Die Blumen des Schmerzes" legt Brenna Yovanoff einen für das (aktuelle) Dark Fantasy-Genre völlig untypischen Roman vor, der mit viel düsterem Kitsch und ohne viel übertriebene Romantik zu überzeugen weiß. Für so manchen Genre-Anhänger möglicherweise eine Enttäuschung, weil die typischen Klischees zur Abwechslung mal nicht erfüllt werden – für alle anderen ein unerwartet berührendes Leseerlebnis!

Fantasy

"Hyddenworld – Der Frühling" ist Fantasy im besten Sinne. William Horwood verarbeitet viele Legenden und fügt sie zu etwas faszinierenden zusammen. Stil und Geschichte passen zusammen und Seite um Seite wird ungeduldig umgeblättert.

"Dead Beautiful - Deine Seele in mir" von Yvonne Woon. Ein Roman, der gefühlvoll die Thematik zwischen Diesseits und Jenseits in einer tragischen Liebesgeschichte verwebt. Emotionale Tiefe und Liebe zum Detail überzeugen ebenso, wie sympathische Charaktere und Handlungsverlauf. Auch wenn nicht das gesamte Potenzial aufgeschöpft wurde, ist diese Lektüre dennoch sehr empfehlenswert, allen voran für ausgeprägte Jugendbuchliebhaber und Fans gefühlvoller Liebesgeschichten.

Thriller

Mit "Der Kult" liefert Michael Cordy eine Geschichte, der durch interessante Charaktere, spannende Verwicklungen und verblendete Antihelden zu überzeugen weiß. Wer sich an einem etwas trotteligen Polizisten nicht stört, und ein winziges Auge zudrücken kann, wenn es um alleskönnende Protagonisten und Vorhersehbarkeit geht, wird hier gut unterhalten.

"Dein Wille geschehe" von Michael Robotham ist der perfekte Mix aus der Realitätsnähe eines Stieg Larssons und dem schnellen Schreibstil eines Jeffery Deavers. Unbedingt lesen.

Marc Elsbergs "Blackout" ist ein spannender Thriller mit Endzeit-Feeling, das durch überzeugende Hintergründe umso glaubhafter und atmosphärischer wird. Die vielen Blickwinkel lockern die Handlung auf, und schaffen ein glaubhaftes Gesamtbild, verhindern allerdings, dass die einzelnen Charaktere wirklich überzeugen können.

Science Fiction

"Everlasting – Der Mann, der aus der Zeit fiel"
von Holly-Jane Rahlens ist ein ungewöhnlicher Zeitreiseroman, der neben einer herzerwärmenden Liebesgeschichte viele originelle Ideen bietet. Unsere Gegenwart aus Sicht eines zukünftigen Historikers zu erleben erzeugt eine ganz besondere Spannung, die über kleine Schwächen hinwegsehen lässt. Ein wundervoller Jugendroman über die Bedeutung des eigenen Selbst!

Krimi


Fans der Regionalkrimis, besonders der Küstenkrimis werden sich sehr wohl fühlen bei Regine Kölpins Beschreibung der Örtlichkeiten. Die Geschichte vom "Otternbiss" plätschert so vor sich hin, spannend wird es erst zum Ende. Den Charakteren fehlt die Tiefe, sie agieren merkwürdig und gestört, jeder ist sich selbst der Nächste. Der Plot ist nichts Neues, passt aber hervorragend auf die Insel, durch die Enge und Abgeschiedenheit wirken die Taten und Handlungen noch intensiver.

In ihrem Erstling "Der Tote vom Maschsee" ist es Susanne Mischke gelungen, Ermittler mit speziellen Eigenschaften, die sie sehr gut charakterisieren mit einem spannenden Fall zu verknüpfen. Nicht nur von Hannover lernt man völlig neue Seiten kennen, auch die Ermittler zeigen mit viel Herz, dass sie auch nur Menschen mit verständlichen Schwächen, aber auch Stärken, sind. Dazu die geschickt eingeflochtene Historie Hannovers garantieren ein Lesevergnügen, welches nicht nur von Spannung begleitet ist.

Manga / Comic

"Arty Square" von Mamiya ist eine gute Story, die sich allerdings langsam entwickelt und seicht vor sich hin plätschert. Offenbar für die Fans zu langsam, oder zu langweilig, denn nach dem ersten Band wurde die Serie in Japan abgebrochen. Die Zeichnungen sind gewöhnungsbedürftig und der Aufbau ist teilweise sehr irritierend. Ein netter Manga für zwischendurch, wer aber eine fesselnde Story erwartet, sollte wohl besser zu einem anderen greifen.

"Okko – Das Buch des Wassers" ist ein spannender Auftakt zu einer mehr als lesenswerten Serie. Hub versteht es, die verschiedenen Elemente seiner Geschichte fesselnd zu verbinden. Egal ob Horror, Fantasy oder Krimi, alles findet sich hier wieder und passt zusammen. Dazu kommt noch die Atmosphäre des alten Japan. Gerne mehr davon.



Ihr seht, unser Mai war klein, aber fein. Das Redaktionsteam sitzt schon fleißig an neuen Büchern, um auch im Juni wieder für reichlich Abwechslung zu sorgen. Wie immer lädt bis zum nächsten Rückblick unsere Rezensions-Übersicht jederzeit zum Stöbern ein.

Einen hoffentlich bald wettertechnisch besseren Juni wünscht
euer Literatopia-Team