Egmont Lyx (April 2012)
Originaltitel: Must love Hellhounds
Paperback, kartoniert mit Klappe
384 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-8025-8501-2
Genre: Dark / Urban Fantasy
Klappentext
Vier der erfolgreichsten Autorinnen der Romantic Fantasy schreiben packende Erzählungen voll wilder Magie, glühender Leidenschaft und spannender Abenteuer! Zwei mit allen Wassern gewaschene Leibwächterinnen kämpfen nicht nur gegen den Teufel, sondern gleich gegen eine ganze Riege höllischer Wesen. Eine Gildenjägerin muss die grausamen Morde an Vampiren aufklären. Eine Werhyäne fahndet nach einer gestohlenen Leiche. Und eine ehemalige Geheimagentin sucht mit einem geheimnisvollen Blinden nach dessen entführter Schwester.
Rezension
Jeder Urban Fantasy-Fan kennt sie: Charlaine Harris, Nalini Singh, Ilona Andrews und Meljean Brook. Ihre Romane garantieren Spannung, Action und heiße Liebesgeschichten, die mit viel Humor erzählt werden. Nun haben sich alle vier mit Sequels zu ihren Romanreihen in einer Anthologie versammelt, die Leserherzen höher schlagen lassen:
Mit „Die Britlinge fahren zur Hölle“ beginnt die Anthologie als wilder Genremix aus verschiedenen Fantasyspielarten und Science Fiction-Elementen. Batanya und Clovache werden als Leibwächterinnen für den Dieb Crick engagiert, der ausgerechnet den Höllenfürst Luzifer beklauen musste. Gemeinsam mit ihm reisen sie in die Hölle, was für den Leser vor allem höllischen Lesespaß bedeutet. Sich in die Welt der Britlinge einzufinden, ist allerdings nicht gerade einfach. Auch ist anfangs nicht klar, aus welcher Sicht die Geschichte erzählt wird und man ist leicht verwundert, dass es sich bei Batanya und Clovache um Frauen handelt – erscheinen sie auf den ersten Seiten doch wie zwei rüpelhafte Kerle. Definitiv die seltsamste der vier Geschichten, deren Humor an Albernheit grenzt – allerdings auch außergewöhnlich und interessant. Wer es gerne skurril und komisch mag, ist hier bestens bedient.
Nalini Singh widmet sich in „Engelsfluch“ der Gildenjägerin Sara, die Fans der Autorin aus der Reihe „Gilde der Jäger“ bekannt sein dürfte. In diesem Sequel erfährt man, wie Sara zur Gildendirektorin wurde und dabei den geheimnisvollen Henker Deacon kennenlernt. Der düstere Kerl operiert im Hintergrund und tritt nur in Erscheinung, um Gildenjäger, die den Verstand verloren haben, zu exekutieren. Dementsprechend ist Sara wenig begeistert, als der Henker ausgerechnet ihr zur Seite gestellt wird. Dass er auf sie aufpassen soll, verstimmt sie zusätzlich – denn Sara kann ganz gut auf sich allein aufpassen. Dennoch muss sie einsehen, dass sie Deacons Hilfe braucht, um eine grausame Mordserie an Vampiren aufzuklären. Im Gegensatz zur Hauptserie treten in diesem Kurzroman keine nennenswerten Längen auf, sodass die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite spürbar ist. Eine Prise Humor rundet den positiven Gesamteindruck ab – Sara und Deacon sind ein tolles Gespann, deren Annäherung gefühlvoll und anregend geschildert wird.
In „Die Früchte der Unsterblichkeit“ erzählt Ilona Andrews, wie die beste Freundin der berühmten Kate Daniels, Andrea, ihr Herz an den Gestaltwandler Raphael verliert. Schon seit Monaten wirbt die Werhyäne um Andrea, die ihn trotz aller Bemühungen eiskalt abblitzen lässt. Dass ein Wahnsinniger den toten Freund von Raphaels Mutter in seiner Gewalt hat, trägt nicht unbedingt dazu bei, eine romantische Atmosphäre zu schaffen. Doch gerade im Kampf kommen sich die beiden tatsächlich näher. Andrea kann Kate zwar nicht ganz das Wasser reichen, doch Fans von Ilona Andrews können sich über ein actiongeladenes Sequel zu „Stadt der Finsternis“ freuen, das jede Menge Anspielungen auf die eigentliche Reihe beinhaltet. So erfährt man beispielsweise mehr über den Apfelkuchen, den Kate für den Herrn der Bestien gebacken hat. Gewürzt wird dieser Kurzroman mit dem für Ilona Andrews typischem derben Humor, der Lesespaß pur garantiert!
„Blinder Fleck“ von Meljean Brook bietet wohl die interessanteste Idee dieser Sammlung: Geoff ist blind, kann jedoch durch die Augen anderer Menschen und höllischer Kreaturen sehen. Maggie wird von ihrem Arbeitsgeber geschickt, um seinen Neffen bei der Suche nach seiner Schwester zu unterstützen. Als sie erkennt, dass dieser blind ist, ahnt sie noch nicht, dass er sie durch die Augen anderer beobachtet. Entsprechend ihrem Arbeitsverhältnis behandelt sie Geoff mit distanzierter Höflichkeit, was diesen in den Wahnsinn treibt. Denn Maggie hat längst sein Interesse geweckt. Dennoch gelingt es beiden, sich auf die Suche nach Geoffs Schwester zu konzentrieren – entsprechend wird das aufflackernde Feuer zwischen den Protagonisten von der aufreibenden Suche überlagert. Leider geschieht das gleiche mit der Spannung, die konstant niedrig bleibt. Einzig der unterschwellig vorhandene Humor und der Höllenhund Sir Pub machen dieses Sequel lesenswert – recht unterhaltsam, aber nicht packend.
„Höllische Versuchung“ lohnt sich vor allem für Fans der Autorinnen, die gerne mehr über Nebencharaktere aus den beliebten Romanreihen erfahren möchten. Wer die zugehörigen Serien nicht kennt, kann sich vor allem bei Nalini Singh und Ilona Andrews leicht einfinden, da wenig Vorwissen vorausgesetzt wird – wobei vorhandenes Vorwissen für mehr Amüsement sorgen dürfte. Meljean Brook wirft dem Leser die nötigen Informationen nur bröckchenweise hin und Charlaine Harris‘ Welt der Britlinge ist so verrückt, dass die Geschichte schon vorbei ist, bis man sich an sie gewöhnt hat. In punkto Erotik haben sich alle vier zurückgehalten, was bei dem Titel „Höllische Versuchung“ und dem traumhaften Cover schade ist, da man höllisch heiße Geschichten erwartet. Stattdessen konzentrieren sich die Autorinnen auf Action- und Krimielemente und bietet daneben herzerwärmende und vergleichsweise dezente Liebesgeschichten.
Fazit
„Höllische Versuchung“ bietet viel Action, Humor und Gefühl, wobei sich die Autorinnen in Sachen Erotik erstaunlicherweise zurückhalten. Dafür bekommt man spannende Sequels zu beliebten Romanreihen geboten, die Fans neue Einblicke gewähren und neue Leser auf den Geschmack bringen. Unterhaltsam und vielseitig!
Pro & Contra
+ Sequels zu beliebten Romanreihen
+ Humor in verschiedenen Varianten
+ starke Charaktere mit Ecken und Kanten
+ weitgehend auch für neue Leser geeignet
+ in der Kürze meist überzeugend
o spannende Unterhaltung für Zwischendurch
- Meljean Brooks bietet wenig Spannung
- gängige Urban Fantasy-Klischees
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
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