You are mine (Kirstyn McDermott)

mcdermott k-you are mine

Piper Verlag, April 2012
Taschenbuch, 384 Seiten
Aus dem australischen Englisch von Vanessa Lamatsch
Originaltitel: Madigan Mine
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | sFR 14,90
ISBN: 978-3-492-27397-8


Genre: Thriller


Klappentext

OB DU WILLST
ODER NICHT:
DU BIST MEIN!
Nachdem Tod seiner Ex beginnt Alex, in seinem Kopf plötzlich Madigans Stimme zu hören. Hat er sie doch mehr geliebt, als er für möglich hielt? Aber woher kommen seine seltsamen Blackouts? Und welche Verbindung hat Madigan zu den ‚Söhnen Belials’?
Dann findet Alex heraus, was wirklich in jener Nacht geschehen ist, in der Madigan ihn fast umgebracht hätte. Und ihm wird klar, dass er seitdem in seinem Körper nicht mehr alleine ist ...


Die Autorin

Kirstyn McDermott wurde am Halloweenabend im australischen Newcastle geboren. Nachdem sie einen zugegebenermaßen nutzlosen Abschluss in Kunstgeschichte erworben hatte, zog sie nach Melbourne, wo sie bis heute lebt. Seit ihrer Kindheit schreibt sie – und zwar über alles Gruselige (außer über Vampire). Ihre Kurzgeschichten aus dem Bereich Gothic, Horror und Dark Fantasy wurden in zahllosen Anthologien und Magazinen veröffentlicht. Ihr erster Roman »You Are Mine« schlug schließlich ein wie eine Bombe und gewann zahlreiche Preise, darunter den Aurealis Award sowie den Chronos Award.


Rezension

Das Messer schnitt schnell und tief in meinen Bauch und der Schmerz war überwältigend, als plötzlich warmes Blut floss. (...)
Dann küsste sie mich.
Sie presste ihr Gesicht gegen meinen Bauch und ich schwöre, ich konnte ihre Zunge in mir fühlen, bevor sie sich wieder aufsetzte, ihr Mund mit Blut verschmiert, mit meinem Blut, auch ihre Nase und ihre Wangen. Wie eine Katze leckte sie sich die Lippen sauber und fing meinen entsetzten Blick auf. (...)
„Jetzt gehörst du mir, Lexi“, sagte Madigan, die Pupillen weit, schwarz und verrückt. „Du wirst mir immer gehören. Für immer.“ S.159 f

Alex ist einsam. Sein Studium schleppt sich dahin, seine Jobs sind wenig erfüllend, und irgendwie fehlt ihm der Antrieb – eine Idee, was er mit seinem Leben anfangen will. Es ist einer dieser normalen öden Tage, an dem er überraschend seine Schulfreundin aus Kindertagen wiedertrifft. Madigan ist inzwischen zu einer wunderschönen Frau erblüht, und schnell wird sie sein wichtigster Lebensinhalt. Das junge Glück der beiden ist allerdings gefährdet, denn Madigan ist krank. Ihr Herz droht zu versagen. Irgendwann. Jederzeit.

Die Angst vor dem Tod treibt Madigan zuerst in die Kunst. Aber als der Erfolg ausbleibt, sucht sie nach anderen Wegen zur Ewigkeit. Dunkleren Wegen.

Welches Ausmaß Madigans Sehnsucht nach dem Leben angenommen hat, ahnt Alex noch nicht, als er die Beerdigung seiner Ex-Freundin besucht. Selbstmord, heißt es, und er gibt sich selbst die Schuld, hat er Madigan doch erst vor wenigen Wochen erst verlassen, weil die Beziehung unerträglich geworden war. Zerfressen von Selbstvorwürfen ergibt er sich dem Alkohol. Und erlebt den ersten von vielen Blackouts. Plötzlich fehlen ihm ganze Stunden, Dinge verschwinden aus seiner Wohnung, Unbekannte sprechen ihn an ... Zudem ist da diese Stimme in seinem Kopf. Madigans Stimme.

Obwohl er es zuerst nicht glauben kann, wird ihm immer mehr bewusst, dass er nicht mehr allein in seinem Körper ist. Madigan, zuerst noch auf einen Konsens bedacht, will nun die vollkommene Kontrolle, und sie lernt schnell. Wie soll Alex gegen einen Feind kämpfen, den er nicht sehen kann, der sich in seinem Körper und in seiner Seele besser auskennt, als er selbst, und selbst vor Mord nicht zurückschreckt?

Zuerst noch gemächlich entfaltet sich nach und nach das Grauen von Alex ‚Besessenheit’ in winzigen Details, um dann mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in das Ringen um die eigene Existenz einzubiegen. Der Ich-Erzähler ist dabei vielleicht etwas ungewohnt, in Anbetracht der vielen Szenen, die sich in Alex Kopf abspielen, aber durchaus passend gewählt. Gerade diese Kämpfe in Alex Kopf sind es dann auch, die diesem Thriller den Hauch des Besonderen geben, denn hier entfaltet sich ein Kaleidoskop aus Bildern, das den Leser tief in seinen Bann zieht.

Kirstyn McDermotts schneller, schnörkelloser Stil treibt die Handlung geschwind voran. Zeit zum Durchatmen sowie etwas Einblick in die Vergangenheit des Paares bieten dabei kurze Rückblicke, so dass sich für die meisten Charaktere ein rundes Bild ergibt: Madigans Dominanz zieht sich durch Alex’ Leben ein roter Faden, ebenso ihre Gier nach Leben und ihr Unfähigkeit, teilen zu können. Alex hingegen treibt mehr vor sich hin, ohne Ziel und auch ohne Lebenslust, wie so viele Studenten unserer heutigen Zeit. Einzig Alex Familie bleibt etwas blass, was allerdings in Relation zu der Stellung, die sie in dessen Leben einnimmt, akzeptabel ist.


Fazit

You are mine erzählt die Geschichte einer verhängnisvollen Liebe, die den Wunsch nach Zweisamkeit ins Perverse verkehrt, den Partner zu einem Parasiten und letztendlich zu einer lebensbedrohlichen Kraft mutieren lässt. Die Angst vor dem Tod ist hierbei die treibende Kraft in Kirstyn McDermotts neuestem Thriller. Der Klappentext spoilert zwar den Aha-Effekt, dennoch bietet diese Geschichte eine faszinierende Mixtur aus Realität und Gedankenalbtraum. Prädikat: Lesenswert!


Pro & Contra
+ ungewöhnliche Idee
+ ‚innere’ Handlungen
o Ende etwas zu ordinär
- Klappentext

Wertung: alt
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5