Tempest - Tochter des Meeres (Tracy Deebs)

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Planet Girl (Thienemann Verlag), März 2012
Gebunden mit Schutzumschlag, 352 Seiten
Originaltitel: Tempest Rising
Aus dem amerikanischen Englisch von Bettina Münch
€ 14,95 [D] | € 15,40 [A] | sFR 21,90
ISBN: 978-3-522-50257-3
 
Genre: Kinder- und Jugendbuch

Klappentext

Seit sie denken kann, erfüllt Tempest eine tiefe Sehnsucht nach dem Meer. Das geheimnisvolle Erbe ihrer Mutter, einer Wassernixe, lässt sie nicht mehr los. An ihrem 17. Geburtstag ist sie gezwungen, eine Wahl zu treffen: Für ein Leben an Land mit ihrer Familie und ihrem Freund Marc oder ein Leben in der faszinierenden Welt des Ozeans ...


Die Autorin

Tracy Deebs schrieb ihre erste Kurzgeschichte im Alter von sechs Jahren, mit sieben folge ihr erster Judy-Blume-Roman. Von da an waren Bücher aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Texas und unterrichtet Literatur und Kreatives Schreiben an einem College in Austin. „Tempest - Tochter des Meeres“ ist Tracy Deebs Debüt im Kinder- und Jugendbuch.


Rezension

Tempest ist zur Hälfte Nixe – ein Fakt, der sich in ihrer Liebe zum Meer niederschlägt, aber auch ihr Leben bedroht. Denn der Abschiedsbrief ihrer Mutter kündigt an, dass sie an ihrem 17. Geburtstag beginnen wird, sich zu verwandeln, und dann drei Monate Zeit hat, um sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Zu Tempest Entsetzen entwickeln sich die Ereignisse schneller als gedacht, und so sieht sich das junge Mädchen beim Surfen plötzlich mit einem Fischschwanz konfrontiert. Ihre Haut wird immer sensibler, und auch die kühlen Temperaturen ihrer Heimatstadt machen ihr immer mehr zu schaffen. Ihr Freund Mark merkt, dass etwas nicht stimmt, doch wie soll sie ihm etwas erklären, das sie selbst kaum versteht. Als wäre das Chaos in ihrem Leben noch nicht groß genug trifft Tempest am Strand den mysteriösen Kona, und kurz darauf wird sie von dunklen Mächten bedroht. Denn laut einer Prophezeiung ist Tempest das Zünglein an der Waage in einem uralten Kampf von Gut und Böse ...

In einem für Jugendbücher passenden lockeren Schreibstil führt Tracy Deebs den Leser in die Welt ihrer Trilogie um die 17 jährige Tempest. Dümpelt die Handlung am Anfang auch noch etwas um Themen wie Surfen, Schule und Jungs, so entwickelt sich spätestens nach der Ankunft Konas ein angenehm schneller Lesefluss. Deebs bemüht sich hier zwar um Individualität, weiß auch durch gefühlvolle Schreibweise und den Einsatz passender Metaphern zu überzeugen, kann aber dennoch den Eindruck eines Twilight-Aufgusses nicht ganz verdrängen. Dies liegt vor allem daran, dass sich der Fokus im Laufe der Handlung immer mehr auf die Wahl zwischen den möglichen Partnern richtet, während die Prophezeiung, Tempests Wahl und ihre Familie zunehmend in den Hintergrund treten. So wird aus einer interessanten Heldenreise und dem Kampf um Individualität, Selbstbestimmung und Freiheit eine typische Teen-Romanze, die die Gefühle der Protagonistin wie alten Pflasterkaugummi ins Unkenntliche breittritt.

Dabei weiß Deebs durchaus vielschichtig zu schreiben. Tempests Ringen um ihre Menschlichkeit ist eindringlich, ebenso der Konflikt mit ihrer Mutter, welche die Familie vor Jahren ohne Erklärung verließ, oder auch der Zusammenhalt innerhalb der Geschwister. All dies sowie Tempest zum Teil schusseliger Charakter entwickelt ein stimmiges Gesamtkonzept, welches allerdings zum Ende hin stark abflacht. Als hätte die Liebe alles andere unwichtig werden lassen. So bleibt auch die faszinierende Unterwasserwelt nur angerissen, denn meist geht es in hohem Tempo einfach nur von A nach B. Vielleicht wollte sich Deebs aber auch nur etwas für Teil 2 und 3 aufheben?

Neben den Menschen und Nixen werden auch noch Selkies – Wesen halb Mensch halb Robbe – und Unterwassermonster eingeführt. Die phantastischen Elemente fügen sich stimmungsvoll ein und bieten eine schöne Abwechslung zu der Vampir-lastigkeit der letzten Jahre. Es gibt kleinere Logikschwächen, wie das kilometerweite Schwimmen ohne Erschöpfungszustände, das Fallen und andere Bewegungen, die eigentlich nur über Wasser aber nicht im Wasser geschehen können, diese trüben den Lesespaß allerdings nur unmerklich.


Fazit

Tracy Deebs Jugenbuch-Debut Tempest - Tochter des Meeres ist ein interessanter Mix aus Twilight, House of Night & Arielle. Das Ganze ist, gewürzt mit einer Prise Tribute von Panem und Gefährliche Brandung, passend zum Titel für einen lockerleichten Lesegenuss am Strand geeignet.


Pro & Contra

+ ungewöhnlicher Genre-Mix
+ faszinierende Unterwasserwelt
 
o Ende etwas zu plump (Teil 2?)
 
- Charakter und Handlung flachen in Laufe der Handlung ab

 

Wertung: alt
 
Handlung: 4/5

Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5