Der Kreuzfahrer (Angus Donald)

Verlag: Knaur  (Mai 2012)
Taschenbuch: 496 Seiten; 9,99 €
ISBN-13: 978-3426503713

Genre: Historik


Klappentext

Blut, Action und Leidenschaft im Heiligen Land

1190. Um eine alte Schuld abzutragen, wird der berühmte Outlaw Robin Hood von Richard Löwenherz verpflichtet, beim Dritten Kreuzzug mitzuziehen. Doch schon auf dem Weg nach Osten holt ihn die Vergangenheit ein: Ein Verräter in den eigenen Reihen will Robin töten, bevor sein Fuß die Schlachtfelder des Heiligen Landes betritt …

„Grandios. Eindeutig die packendste Deutung der Robin-Hood-Saga, die mir je begegnet ist.“
Zauberspiegel zu Der Barde

„Temporeich, mitreißend und faszinierend.“
Frankfurter Neue Presse


Rezension

Robin Hood hat es geschafft. Er ist zum Earl of Locksely aufgestiegen. Diesen Titel musste er sich hart erstreiten, aber nun besitzt er als Adeliger sogar etwas Einfluss beim König. Somit kann er auch seine ehemaligen Gefährten belohnen. Alan Dale wird von ihm mit einem eigenen Gut bedacht und nimmt weiterhin die Stellung des Trouveres, und damit auch die des Spions, ein. Auch fällt ihm die Aufgabe zu, an den Hof nach London zu reisen und mit König Richard zu sprechen, der ihm eine Botschaft für Robin mitgibt. Als er zurückkehrt bereitet sich Robin schon darauf vor, eine Schuld zu begleichen. Da die Templer ihm beigestanden haben, muss er nun ins Heilige Land reisen und bei der Rückeroberung Jerusalems helfen.
Doch vor dem Aufbruch steht für Robin und Alan noch eine andere Aufgabe an. Dafür müssen sie nach York reiten, denn Robin will etwas Geschäftliches mit Reuben, einem alten Freund und Geldverleiher, besprechen. Dabei geraten sie mitten in einen Aufruhr. Ein wandernder Mönch wiegelt die Bevölkerung gegen die Juden auf und so finden sich Lehnsherr und Gefolgsmann mitten in einem verzweifelten Kampf wieder, in dem Robin eine schreckliche Entscheidung treffen muss, die Alan noch ein lebenlang verfolgt. Danach geht alles recht schnell. Robin bricht mit seinen Mannen auf und sie setzen nach Europa über. Schon früh zeichnet sich aber ab, dass auf Robin nicht nur im Heiligen Land Gefahren warten. Ein unbekannter Attentäter trachtet nach seinem Leben und Sir Malbete, einer der Angreifer in York, verlangt es nach Rache und Genugtuung. Somit ist der Grundstein für eine gefährliche Reise gelegt, die Robin so gar nicht aus Frömmigkeit, sondern aus Eigennutz unternimmt.

Eins kann man Der Kreuzfahrer mit Sicherheit nicht vorwerfen: Langeweile und Langatmigkeit. Vom Anfang weg, lässt Angus Donald die Ereignisse dicht auf dicht einander folgen und schafft es dabei sogar noch einen übergeordneten Spannungsbogen aufzubauen, der vielleicht nicht ganz so stark ist, aber dafür immer präsent. Mehr wäre auch wohl nicht machbar gewesen, bei der Fülle der Ereignisse. Denn kaum kommt Alan zurück nach Locksely gerät er scheinbar in einen Reiterangriff, der sich glücklicherweise als Übung von Robins Männern herausstellt. Kurz darauf sind die „Helden“ schon wieder unterwegs und finden sich in York mitten in einer Hatz auf Juden wieder. Ein Mönch hat die Bevölkerung aufgewiegelt und Robin entschließt sich auf der Seite der Verfolgten zu kämpfen. Nicht weil er die Menschen schützen will, sondern aus Eigennutz. Schon früh fällt auf, dass das Bild des selbstlosen Vogelfreien in diesem Roman überhaupt nicht bedient wird. Robin ist in dieser Darstellung eher extrem selbstbezogen. Wenn er etwas Gutes tut, dann meist,weil es ihm einen Vorteil bringt, nur selten ergreift er ohne Gegenleistung die Initiative, um etwas Gutes zu bewirken. Edelmut sieht anders aus. Andererseits sticht er aber aus den anderen Charakteren insofern heraus, dass er Blut nicht zum Selbstzweck vergießt und überlegt handelt und für seine Freunde alles tun würde und loyal zu ihnen steht. Wenn Alan in Schwierigkeiten gerät, ist er sofort an seiner Seite. Der Kreuzzug ist ihm im Prinzip egal und somit hat er für die Kreuzritter eigentlich nur Verachtung über, die im Namen eines ihm fremden Gottes morden. Und so schreckt er auch nicht vor Mord in den eigenen Reihen zurück, wenn es ihm nützt. Allerdings wird auch auf Robin so mancher Mordanschlag verübt. Wer dahinter steckt und aus welchem Grund, ist von Douglas geschickt eingewoben worden. Der Überraschungseffekt am Ende sitzt auf jeden Fall perfekt.
Neben Alan Dale, der hier der Erzähler ist, sind auch die meisten wichtigen Nebencharaktere sehr gut gezeichnet. Sei es Little John oder Richard Löwenherz, alle werden für den Leser lebendig und vor allem ebenso wenig idealisiert dargestellt. Dies fällt besonders bei Richard Löwenherz auf, der so gar nicht edel herüberkommen möchte, auch wenn Alan Dale ihn trotzdem so sieht. Erst als sich sein König gegen andere Christen wendet, kommen auch ihm Zweifel.

Angus Donalds Schreibstil ist lebendig und flüssig zu lesen, wenn auch recht blutig. Denn er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um den Kampf geht. Anstatt Schönfechterei, wie es z.B. in Hollywoodfilmen zu sehen ist, gibt es bei ihm die gnadenlose Realität eines Kampfes mit Hieb- und Stichwaffen. Eingeschlagene Köpfe, abgehackte Arme und Beine, für Zartbesaitete ist Der Kreuzfahrer nichts. All das grenzt zwar nie an Splatter und Grausamkeit um ihrer Selbstwillen, ist aber trotzdem schonungslos. Von ehrenhaften Kampf ist kaum was zu finden. Ebenso ist er auch nicht zimperlich, wenn es um Konsequenzen für Handlungen geht. Diese müssen dabei aber nicht immer die Person betreffen, die die Reaktion hervorgerufen hat, wie Alan Dale erfahren muss. Geschickt war es dann noch von Angus Donald, Alan Dale aus der Ich-Perspektive erzählen zu lassen. Denn so kommt zusätzliche Spannung auf, der Leser weiß nur soviel wie Alan selbst und manchmal ist das nicht gerade viel. Nachteil ist dabei natürlich, dass der Leser so nur Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von Alan erhält und nur aus seiner Sicht alle anderen Personen sieht. Eine Einschränkung der Perspektive, die hier glückt und auch Leser, die normalerweise eher skeptisch dem Ich-Erzählers gegenüberstehen, zu überzeugen vermag.


Fazit

Der Kreuzfahrer liefert einen etwas anderen Blick auf Robin Hood nach seiner Zeit als Gesetzloser. Auf seinem Weg ins Heilige Land fließt das Blut und Verrat und Mord sind an der Tagesordnung. Ungeschönt, aber spannend  und temporeich erzählt von Angus Donald.


Pro & Contra

+ etwas anderer Blick auf Robin, der auf einmal viel realer wirkt
+ Beschreibung des Kreuzzuges unter Richard Löwenherz
+ reale Geschehnisse werden in die Handlung eingebaut
+ nicht romantisch verklärt

0 blutig und somit nichts für zarte Gemüter

Bewertung:


Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Angus Donald:

Rezension zu Der Barde