Finding Sky (Joss Stirling)

Verlag dtv, Mai 2012
Originaltitel: Finding Sky, übersetzt von Michaela Kolodziejcok
Die Macht der Seelen Band 1
Hardcover, 460 Seiten, € 16,95
ISBN 9783423760478

Genre: Jugendbuch / Dark Fantasy


Klappentext

Wie es sich anfühlt, die Außenseiterin zu sein, die Fremde, weiß Sky Bright nur allzu gut. Als sie mit ihren Adoptiveltern für eine Jahr von London nach Colorado ziehen muss, begleiten sie gemischte Gefühlt. Doch an der Wrickenridge High wird sie unerwartet herzlich aufgenommen und findet schneller Anschluss als gedacht. Nur einer bleibt unnahbar: Zed Benedict, der mit seiner mysteriös-coolen Ausstrahlung und seinem Zorn Lehrern wie Mitschüler gleichermaßen einschüchtert. Auch Sky. Trotzdem geht ihr der attraktive Junge nicht mehr aus dem Sinn. Und dann hört sie seine Stimme – direkt in ihrem Kopf...


Die Autorin

Joss Stirling studierte Anglistik in Cambridge und war schon immer von der Vorstellung fasziniert, dass es im Leben mehr gibt, als man mit bloßem Auge sehen kann. Um für den vorliegenden Roman zu recherchieren, unternahm sie eine ausgedehnte USA Reise von den Rocky Mountains bis nach Las Vegas. Mehr über die Autorin unter http://www.jossstirling.co.uk


Rezension

Der böse Junge und die neue Außenseiterin an der Highschool – ein Plot, der nicht erst seit Twilight eine besondere Dynamik enthält. Sky Bright ist adoptiert, an Ereignisse vor ihrem fünften Lebensjahr kann sie sich nicht mehr erinnern. Zu ihren Adoptiveltern, Sally und Simon, ein Künstlerehepaar, kam sie mit zehn Jahren. Wegen eines besonderen Angebotes zieht es die Familie nach Colorado in ein kleines Städtchen namens Wrickenridge. An der örtlichen Highschool soll Sky nun ihren Abschluss machen, nicht nur, dass sie neu sein wird, sie kommt auch noch aus einem anderen Land. Doch wider Erwarten findet sie sich schnell ein und mit ihrer Banknachbarin Tina verbindet sie gleich eine dicke Freundschaft. Zusätzlich freundet sie sich auch noch mit Tinas Freundin Zoe an, und mit Nelson, dem Enkel ihrer geschwätzigen Nachbarsfrau, der ihr hilfreich zur Seite stehen soll. Ins Auge allerdings fällt ihr der Rebell Zed Benedict, wortkarg, düster und Motorradfahrer.

Womit wir schon bei den Benedicts wären, von denen es sieben Brüder gibt, die von Saul und Karla abstammen. Die Benedicts sind alle Savants, mit unterschiedlichen paranormalen Talenten. Praktischerweise sind sie alphabetisch benannt, Trace, Uriel, Victor, Will, Xavier, Yves und Zed, so weiß man jederzeit, in welcher Rangfolge der Bruder steht, mit dem man grade kommuniziert. Ein Savant wirkt im Leben wie ein normaler Mensch, allerdings können unterschiedliche Fähigkeiten den Geist anderer Menschen beeinflussen. Für einen Savant gibt es nur einen idealen Partner, seinen Seelenspiegel. Erfahrene Savants erkennen das sofort, Unerfahrene brauchen dafür schon mal länger. Als Zed Skys Stimme zum ersten Mal in seinem Kopf hört, weiß er Bescheid, nur leider hat Sky so überhaupt keine Ahnung von ihren Fähigkeiten. Was anfangs zu manch komischen Situationen führt. Zed bemüht sich, ihr das Seelenspiegel Gedöns näher zu erläutern, bevor Sky noch in ernsthafte Gefahr gerät. Denn das Leben der Benedicts ist gefährlich, schon bald wird auch Sky ins Visier der Verbrecher genommen.

Joss Stirling besticht durch einen sehr einnehmenden Stil, von Anfang an ist man mitten im Geschehen und verlässt es nicht für eine Sekunde. Sky ist sehr spitzfindig, sie hat früh lernen müssen, für sich selbst zu sorgen und am besten nicht unangenehm aufzufallen. Sie sieht farbige Auren um Menschen, unterdrückt es aber meistens, da sie sich ihrer Fähigkeit überhaupt nicht bewusst ist. Gedanklich malt sie sich immer alle möglichen Szenarien aus und setzt ihr Gegenüber oft in Comicform. Ihre Ängste, als Neuankömmling, sind realistisch, ihre Gefühle Zed gegenüber nachvollziehbar, wenn man sie auch manchmal leicht anschubsen möchte. Leider agiert sie später recht zickig, lässt Zed zappeln und ignoriert die Gefahr, in der sie schwebt. Auch ihr Verhalten nach der Gehirnwäsche ist nervig, unpassend und langweilig, Zed kann einem dabei schon richtig Leid tun. Zed ist da schon ein ganz anderes Kaliber, als Rebell eingeführt wird er doch recht schnell zum Schoßhündchen. Skys Sicherheit ist ihm wichtig, er bewacht und beschützt sie, wo es nur eben geht. Seine Verwandlung ereignet sich ein bisschen zu schnell, dafür ist er aber so hingebungsvoll, dass man die Schnelligkeit der Autorin gerne verzeiht. Seine Familie steht hinter ihm, man fühlt sich wohl mit ihnen und begleitet sie gerne bei Familienangelegenheiten. Ein einfaches Essen entwickelt sich durch die verschiedenen Talente der Brüder sehr schnell als eine ausgelassene, fröhliche und ungewöhnliche Begebenheit.

Ausführlich werden die Besonderheiten der Savants beschrieben, ihr Leben und ihre Veranlagung. Besonders die sympathischen Benedicts wachsen dem Leser schnell ans Herz, man wünscht jedem Bruder die eigene Geschichte. Auch die Eltern sind mit ihren Fähigkeiten sehr interessant, Verborgenes und Verschüttetes im Leben Anderer zu finden garantiert Spannung. Je mehr man in ihr Leben eindringt, desto weniger möchte man es auch wieder verlassen. Es gibt noch so vieles zu entdecken, die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Allerdings fehlt es dann auch ein bisschen an Tiefe, ein paar mehr Exkursionen über die magischen Fähigkeiten wären angemessener gewesen als die zu nichts führende OnOff Beziehung der Protagonisten. Auch Sally und Simon passen nicht so recht ins Bild, einerseits lassen sie Sky viele Freiheiten, andererseits führen sie sich als strenge Wachhunde auf, die für Sky kein Verständnis entwickeln. Man bekommt den Eindruck, sie wären noch nie jung und dumm gewesen. Nie vergessen darf man, dass es ein Jugendbuch ist, die Sprache ist zwar bildgewaltig und schön formuliert, doch dabei immer noch schlicht. Zuviel Aufmerksamkeit wird auf die Beziehung und den Seelenspiegel von Zed und Sky gelegt, wobei so manches Klischee bedient wird, inklusive der wirklich bösen Bösen.


Fazit

Typisches Verhalten Jugendlicher, eine Highschool, paranormale Fähigkeiten, wirkliche Böse und eine Romanze sind die Zutaten dieses Erstlings von Joss Stirling, was eigentlich recht gelungen ist. Aus ihrer Perspektive erzählt Sky von ihrem Leben, man fühlt mit ihr jegliche Stimmung nach, egal, ob Freude oder Trauer. Lediglich ihre Zickigkeit zu Zed ist später nervend, dafür überzeugt der junge Savant und besonders seine Familie. Bei sieben Brüdern dürfte es dann noch so einige Geschichten geben, bei dem angenehmen Stil ein wahrer Lesegenuss. Zwar nur eine weitere Jugendromanze, dafür aber eine fesselnde und relativ realistische.


Pro und Contra

+ angenehmer und bildgewaltiger Erzählstil
+ interessante und vielschichtige Charaktere
+ die Familie Benedict und ihr Zusammenhalt
+ viele geheimnisvolle Geschichten hinter den Charakteren
+ Savants
+ Humor

- Sky entwickelt sich zu einer kleinen Zicke
- Klischees
- zuwenig Magie
- manche unpassende Handlung

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5