Das Glück meiner Tochter (Barbara Delinsky)



Verlag Knaur, März 2012
Originaltitel: Not my daughter, übersetzt von Tina Thesenvitz
Taschenbuch, 472 Seiten, € 8,99
ISBN 9783426509203

Genre: Belletristik


Klappentext

Sie war immer so stolz auf das gute Verhältnis zu ihrer Tochter Lily – und so fällt Susan aus allen Wolken, als diese ihr verkündet, dass sie schwanger ist. Dabei ist das Mädchen erst 17. Was Susan nicht weiß: Nicht nur Lily erwartet ein Kind, auch ihre beiden besten Freundinnen sind schwanger – ein Teenagerpakt, der das Leben der jungen Mädchen und ihrer Familien für immer verändern wird…


Die Autorin

Barbara Delinsky ist die New-York-Times-Bestseller-Autorin von 66 Romanen. Über 21 Millionen Exemplare sind weltweit in 18 verschiedenen Sprachen verkauft worden. Ihre Ausbildung als Psychologin und Soziologin befähigt sie, hinter die Fassaden der Menschen zu blicken und die Herzen vor allem der Frauen zu ergründen. Barbara Delinsky lebt mit ihrem Mann in New England und hat drei erwachsene Söhne.


Rezension

Wer ist verantwortlich, wenn eine Minderjährige schwanger wird? Das Mädchen, der zukünftige Vater oder vielleicht doch einfach die Mutter? Wie viel Einfluss wird ihrer Rolle zugeteilt, möglicherweise zuviel? Barbara Delinsky hat ein brisantes Thema aufgegriffen und versucht, es aus allen möglichen Blickwinkeln zu beleuchten. Geht Sie dabei möglicherweise zu weit? Ist tatsächlich die Mutter dafür verantwortlich und muss Konsequenzen in Kauf nehmen, die ihr eigenes Leben akribisch unter die Lupe nimmt? Auf den ersten Blick meint man, die Konsequenzen führen zu weit, aber ist es wirklich nur im prüden Amerika so? Teenagerschwangerschaften werfen immer Fragen und Probleme auf, denn besonders die Folgen der Schwangerschaft, die Sorge um ein Baby, werden von den zukünftigen Müttern meistens heftig unterschätzt und was oft aus einer Laune heraus entsteht, wird plötzlich zum großen Problem.

Ihre siebzehnjährige Tochter erwartet ein Kind – gewollt. Nicht nur sie, auch ihre beiden besten Freundinnen Mary Kate und Jessica erwarten ein Baby, denn sie haben einen Pakt geschlossen. Genauso wie sie Freundinnen sind, werden ihre Kinder auch Freundinnen werden. Natürlich werden es alle Mädchen sein, und sie werden sich viel besser um sie kümmern als andere Mütter, bei denen sie als Babysitter gearbeitet haben. Sie würden sowieso alles viel besser machen, denn Kinder sind ja pflegeleicht, schlafen viel und möchten nichts anderes außer essen und schlafen. Als die Konsequenzen sie überrollen und die Umwelt ziemlich entsetzt auf ihre Neuigkeiten reagiert, bricht eine Lawine über ihnen zusammen. Und nicht nur sie werden verschüttet, gleichzeitig reißen sie ihre eigenen Mütter mit in den Schnee, denn die werden genauso mit Vorwürfen überhäuft. Immerhin war Susan auch mit siebzehn schon Mutter, sie hätte es also besser wissen müssen. Wie konnte sie es nur zulassen, dass ihre Tochter schwanger wird. Hätte sie denn überhaupt die Macht gehabt, es zu verhindern? Durch die ständigen, immer wiederholten Vorwürfe in die eine Richtung zeigt die Autorin genau auf, wie machtlos wir eigentlich dagegen sind. Menschen treffen ihre eigenen Entscheidungen – egal, wie klug diese Entscheidungen nunmal sind.

Diese Vorwürfe gegen die Mutter ziehen sich durch das ganze Buch, immerhin ist Susan die Rektorin der örtlichen High School, auf die ihre Tochter und ihre Freundinnen gehen. Nach dem Bekanntwerden der weiteren Schwangerschaften wird sofort von einem Pakt gesprochen, was an einer Schule nicht geduldet werden kann. Wie viel auf Susan einprasselt ist unvorstellbar – unvorstellbar auch für uns, man fragt sich unwillkürlich, ob das nur in Amerika so gehandhabt wird. Nebenbei ist es aber auch ein Buch über Freundschaft, denn nicht nur die Mädchen sind eng befreundet, auch ihre Mütter sind enge Freundinnen. Deshalb war es den Töchtern auch so wichtig, zusammen ein Kind zu bekommen, damit diese die Freundschaft der Familien weiterführen kann. Die Reaktionen ihrer Familien und ihrer Umwelt zeigen ihnen aber sehr schnell, dass eigentlich fast keiner so denkt wie sie. Susan und ihre Freundinnen führen eine kleine Firma, die sich mit Wolle, deren Färbung und dem Stricken allgemein befasst. Barbara Delinsky mag dieses Thema, immer wieder findet man einen Bezug zur Wollverarbeitung in ihren Büchern. Und Freundschaft, die ist ihr wichtig, immer wieder gelingt es ihr, verschiedene Aspekte aufzuzeigen, wieviel Druck eine Freundschaft verträgt und wie sich mögliche Lösungen darstellen.


Fazit

Freundschaft treibt manchmal seltsame Blüten, Vorsätze sind schnell gefasst und ausgeführt, die Konsequenzen nicht bedacht und auch nicht abzusehen. Wie viel verträgt eine Freundschaft, wenn es um die eigenen Kinder geht? Sind die Konsequenzen einzelner Entscheidungen hier zu weit gegriffen? Barbara Delinsky beweist in Das Glück meiner Tochter wieder einmal, wie tief sie in die Abgründe des menschlichen Lebens zu blicken vermag.


Pro und Contra

+ lockerer und lebendiger Erzählstil
+ interessante und vielschichtige Charaktere
+ Wohlfühlatmosphäre in der Wollfabrik
+ Freundschaft
+ der Zusammenhalt der Mädchen
+ interessante Lösungen

- Konsequenzen teilweise unverständlich
- Susan nimmt für sich in Anspruch, zu wissen, was der andere will

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5