Timeless (Alexandra Monir)

Heyne fliegt (Juni 2012)
Originaltitel: Timeless, Originalverlag: Delacorte Books
Aus dem Englischen von Antoinette Gittinger
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
352 Seiten, € 14,99 [D] | € 15,50 [A] | CHF 21,90
ISBN: 978-3-453-26758-9

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Als die Mutter der 17-jährigen Michele Windsor bei einem Unfall ums Leben kommt, verliert Michele auf einen Schlag alles, was ihr lieb war: ihre Familie, ihre Freunde, ihre gewohnte Umgebung. Denn sie muss zu ihren Großeltern, die sie nie kennengelernt hat, nach New York ziehen. In deren luxuriösem Appartement fühlt Michele sich verloren – bis sie bei ihren Streifzügen durch die mit Antiquitäten vollgestellten Räume auf das Tagebuch eines ihrer Vorfahren stößt. Was Michele nicht ahnt: Das Tagebuch ist ein magisches Portal in die Vergangenheit. Ehe sie sichs versieht, findet sie sich plötzlich auf einem Maskenball im New York des Jahres 1910 wieder. Dort begegnet sie einem jungen Mann, den sie nur zu gut kennt. Nacht für Nacht blickt sie in seine tiefblauen Augen, ist gebannt von seinem umwerfenden Lächeln – in ihren Träumen. Dass Michele ihm jetzt leibhaftig gegenübersteht, verändert alles. Sie begibt sich auf eine abenteuerliche Reise zwischen Gegenwart und Vergangenheit, um eine unmögliche Liebe wahr werden zu lassen.


Rezension

Michele wird aus ihrem Leben in Florida gerissen, als ihre Mutter bei einem Unfall ums Leben kommt. Als hätte das Schicksal sie damit nicht genug getroffen, soll sie nun auch noch bei ihren reichen Großeltern in New York leben – den Menschen, die die große Liebe ihrer Mutter zerstört haben und die Michele nie kennengelernt hat. An das steife Leben der New Yorker Oberschicht kann sie sich zudem nicht gewöhnen. Einzig ein mysteriöses Tagebuch, mit dessen Hilfe Michele ins Jahr 1910 reist, schenkt ihr Hoffnung: einhundert Jahre vor ihrer Zeit begegnet sie dem Nachbarsjungen Philip Walker, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Der junge Mann erwidert Micheles Gefühle, doch sie leben in verschiedenen Zeiten – wie können sie je zusammen sein?

„Timeless“ handelt zwar von Zeitreisen, kann aber keinesfalls als Science Fiction verstanden werden. Die Zeitreisen haben eher etwas Magisches an sich und im Verlauf der Geschichte wird lediglich auf Albert Einstein angespielt, weitere Erklärungen gibt es nicht. Stattdessen spielt ein geheimnisvoller Schlüssel bei Micheles Reisen durch die Zeit eine Rolle. Um Zeitparadoxa oder Ähnliches macht sich die Autorin ebenfalls keine Gedanken, denn Micheles Anwesenheit in der Vergangenheit verändert die Geschichte – oder rückt sie genau so hin, wie sie sein soll. Seltsamerweise ist Michele für die Menschen der Vergangenheit unsichtbar, doch die jungen Frauen der Windsor-Familie, von der auch Michele abstammt, können sie sehen und halten sie für einen Geist. Daneben gibt es nur Philip, der sie ebenfalls sehen kann und sich in sie verliebt. Dabei stellen die Charaktere Micheles Erscheinen nicht wirklich in Frage. Die Erklärung, sie sei ein guter Geist, beruhigt die meisten, anderen gefällt sie sogar. Und auch Philip reagiert auf die Zeitreisen nach anfänglichem Unglauben mit einer erstaunlichen Gelassenheit – ebenso wie Michele, für die die Vergangenheit ein großes Abenteuer ist.

Einem Jugendbuch entsprechend ist „Timeless“ recht einfach und linear geschrieben, wobei ein wenig mehr Komplexität der Geschichte sicher nicht geschadet hätte. Im Gegenteil: Der Wechsel zwischen den einzelnen Szenen geschieht oft zu schnell und die Autorin nimmt sich insgesamt zu wenig Zeit, um die doch recht unübersichtlichen Familienverhältnisse aufzudröseln. Der Leser erhält nur flüchtige, aber durchaus stimmungsvolle Einblicke in andere Zeiten. Insbesondere das New York des Jahres 1910 wird atmosphärisch beschrieben. Für spätere Epochen fehlt wiederum der Raum innerhalb der Geschichte, denn „Timeless“ ist mit gerade einmal 352 Seiten und der großen Schrift ein vergleichsweise kurzer Roman. Viele Szenen haben genügend Ansatzpunkte, um weiter ausgebaut zu werden – der Leser würde gerne viel mehr Zeit in der Vergangenheit verbringen. Auch entstehen Michele zwar gewisse Probleme durch ihr plötzliches Verschwinden und wieder Auftauchen, aber diese lösen sich mit unglaubwürdiger Leichtigkeit. Überhaupt scheint sich alles sehr einfach zusammenzufügen, während Alexandra Monir ihre Geschichte einfach heruntererzählt. Die Nebencharaktere bleiben dabei relativ blass, wobei es durchaus ein paar interessante Figuren gibt, die man gerne begleitet.

Auch Michele schließt der Leser schnell ins Herz, wobei sie für einen Teenager manchmal fast zu reif erscheint. Die Liebesgeschichte nimmt einen tragischen Verlauf und Michele trifft Entscheidungen, die zu erwachsen wirken. Doch gerade aufgrund dieser Entscheidungen nimmt die Geschichte gegen Ende nochmals unerwartete Wendungen. Davor bleibt der Roman lange Zeit vorhersehbar, der Leser bekommt genau das geboten, was er erwartet. Die Liebe zu Philip entwickelt sich schwer romantisch und klischeebeladen, wobei es der Autorin gelingt, allen Kitsch sehr charmant zu verpacken. „Timeless“ ist eine leichte Lektüre für Freunde romantischer Zeitreiseromane, die nicht zu genau hinschauen und sich einfach durch die verschiedenen Zeiten tragen lassen wollen. Alexandra Monir lädt ihr Leser zum Träumen ein und bietet ein besonderes Flair, der „Timeless“ trotz kleiner Schwächen zu einem richtig schönen Buch macht. Man merkt dem Roman dabei deutlich an, dass es sich um ein Debüt handelt, wodurch man die vielen zu glücklichen Fügungen verzeihen kann. In weiteren Romanen sollte sich Alexandra Monir steigern und Fehler ausbügeln, doch für ein Debüt kann man „Timeless“ so stehen lassen – auch wenn viel Potential ungenutzt bleibt.

Das Hardcover von Heyne wartet mit einem traumhaften Cover auf, das wunderbar zum Moderne und Vergangenheit vereint. Der Story entsprechend versprüht es einen magischen Flair und dürfte in jeder Buchhandlung auffallen. Preislich kann man bei einem so schönen Hardcover nicht meckern und so eignet sich „Timeless“ wunderbar zum Verschenken oder sich selbst etwas gönnen!


Fazit

„Timeless“ lebt von glücklichen Fügungen und lässt viel Potential ungenutzt – trotzdem überzeugt Alexandra Monir mit ihrer schwer romantischen und magischen Zeitreisegeschichte, die Klischees unheimlich charmant verpackt. Eine leichte Lektüre für junge LeserInnen, zum Träumen und Schwärmen.


Pro & Contra

+ unkomplizierter Zeitreise-Flair
+ stimmungsvolle Szenen in der Vergangenheit
+ herzerwärmendes Liebespaar
+ gefühlvoll und schwer romantisch
+ leichte Lektüre für junge LeserInnen

- zu viele glückliche Fügungen
- Potential bleibt teilweise ungenutzt
- Nebencharaktere teilweise zu blass

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5