Halo (Alexandra Ardonetto)

rororo (März 2012)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
560 Seiten, € 17,95 [D] | € 18,50 [A] | CHF 25,90
ISBN: 978-3-499-21600-8

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

In dem verschlafenen Ort Venus Cove scheint die Welt noch in Ordnung. Doch dunkle Mächte sammeln sich, immer öfter kommt es zu unerklärlichen Todesfällen. Bis eines Nachts drei Engel auf der Erde landen, vom Himmel gesandt, um dem Bösen Einhalt zu gebieten. Fasziniert vom Leben der Menschen, mischt sich Bethany, die jüngste und unerfahrenste der drei himmlischen Geschwister, unter die Schüler der Highschool– und verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Schulsprecher Xavier. Doch ihre Liebe bringt die Mission der Engel in Gefahr, denn niemand darf über ihre eigentliche Herkunft Bescheid wissen. Und schlimmer als der Zorn des Himmels ist die Bedrohung durch das Böse, das bereits ein Auge auf Bethany geworfen hat …


Rezension

Bethany und ihre Geschwister Gabriel und Ivy sind Engel. Sie wurden zur Erde gesandt, um eine göttliche Mission zu erfüllen und landen schließlich eines Nachts in Venus Cove - einem eigentlich idyllischen Städtchen am Meer. Doch seit einiger Zeit kommt es vermehrt zu seltsamen Todesfällen, denn das Böse drängt an die Oberfläche. Um zu helfen und den Schein zu wahren, wird Bethany zu einer High-School Schülerin, was ihr jedoch überhaupt nicht leicht fällt. Zu viele Eindrücke prasseln auf sie herab, hat sie bisher doch noch keinerlei Erfahrungen als Mensch sammeln können. Als sie dann auch noch den attraktiven Jungen Xavier kennenlernt, dauert es nicht lange, bis dieser ihr Herz erobert. Doch wie können sie zusammen sein? Wie soll Bethany sich noch auf ihre Mission konzentrieren? Und wen hat das Böse geschickt, um Venus Cove zu verderben?

Die Grundidee des Buches ist nicht außergewöhnlich, besitzt aber Potenzial, welches die Autorin leider nicht aus zu schöpfen wusste. Auch die Charaktere erscheinen nicht vollkommen ausgereift. Xavier benimmt sich nicht wie ein Freund, sondern wie ein überfürsorglicher Bruder - oder sogar Vater. Man hat das Gefühl, dass er die ganze Zeit denkt, Bethany bestünde aus Glas und wäre allein absolut hilflos. In Anbetracht der Tatsache, dass diese ein Engel ist, erscheint sein Verhalten zu fürsorglich. Zwar ist Bethany als Mensch noch relativ unerfahren und sicherlich etwas unbeholfen, jedoch sollte man meinen, dass ein Engel eine gewisse “Stärke" besitzt, egal in welcher Gestalt er sich befindet. Wirklich verwunderlich ist Xaviers Verhalten allerdings auch nicht. Bethany verhält sich nicht wie ein Engel in Menschengestalt, sondern wie ein vierjähriges Kind im Körper eines Teenagers. Sie reagiert oftmals naiv und pubertär, noch dazu etwas begriffsstutzig. Vermutlich sollte diese kindliche Naivität die Reinheit eines Engels darstellen - nichts Böses ahnend und immer an das Gute glaubend. Aber schließlich handelt die Geschichte nicht von Engeln, die ausversehen vom Himmel gepurzelt sind, sondern von Engeln auf einer göttlichen Mission. Dem Leser drängt sich die Frage auf, warum Bethany mit dieser Mission betraut wurde. Ihre pubertäre Seite kommt zu Tage, als sich die Liebe zwischen Bethany und Xavier anbahnt. Sie schleicht sich von Zuhause weg und verschweigt ihren Geschwistern Dinge, die sie ihnen eigentlich anvertrauen sollte.

Es fällt schwer, diese Liebesgeschichte ohne besondere Tiefe nach zu vollziehen. Sie wird über viele Seiten unnötig in die Länge gezogen, über die sich jedoch nichts entwickelt. Die Liebe zwischen den Beiden ist plötzlich da, wie es in vielen Jugendbüchern üblich ist. Dabei hätte die Autorin gerade die vielen Seiten wunderbar dazu nutzen können, die Beziehung von Bethany und Xavier nach und nach aufzubauen. Stattdessen erlebt man diese Seiten über Bethanys Zeit an ihrer ersten Schule auf Erden, die immer gleichen Treffen mit Xavier, die Heimlichtuerei gegenüber Bethanys Geschwister und weitere Dinge, die typisch im Leben eines jungen Mädchens sind. Das alles würde sich für einen Teenagerroman durchaus eignen, aber ging es nicht eigentlich um Engel? Dadurch erstreckt sich der Roman über 560 Seiten, was eigentlich eine angemessene Länge wäre - diese wurden jedoch nicht optimal genutzt. Man hat das Gefühl, nach der Hälfte inhaltlich höchstens 50 Seiten gelesen zu haben. Gäbe es nicht Bethanys Geschwister Gabriel und Ivy würde man wohl komplett vergessen, worum es in diesem Buch eigentlich ging. Doch Gabriel schafft es mit seiner Vernunft und Ivy mit ihrer übernatürlichen Anmut wieder daran zu erinnern.

Im letzten Drittel des Buches kam endlich etwas Spannung auf, die jedoch ebenfalls in Alltagsproblemen und übertriebener Schwärmerei abflaute. Erst ganz am Ende nimmt die Geschichte an Fahrt auf - und dann ist der Roman auch schon vorbei. Von einem Spannungsbogen bis dahin keine Spur. Man spürt zudem deutlich, dass sich der Roman an junge Leserinnen richtet, die an der kitschigen Liebesgeschichte sicherlich ihre Freude haben werden. Vor allem jene, die sich gern langsam in eine Geschichte hineinträumen wollen und eine Protagonistin schätzen, die ihre alltäglichen Probleme mit ihnen teilt.

Allgemein wirkt der Roman unfertig und nicht gut durchdacht. Dabei sollte erwähnt werden, dass die Autorin selbst gerade einmal 20 Jahre alt ist und bereits mit 13 Jahren ihr erstes Buch veröffentlich hat. Für eine besondere Qualität spricht das allerdings nicht - vielleicht hätte sich Alexandra Ardonetto lieber noch etwas Zeit lassen sollen, um an ihrem schriftstellerischen Handwerk zu arbeiten.

Das Ende wertet den Roman jedoch noch etwas auf. Hier zeigt die Autorin schließlich, dass sie auch etwas Ernsthaftes und Spannendes schreiben kann. Vielleicht kann sie an diese Entwicklung im zweiten Band anschließen und eine wesentlich bessere Vorstellung abliefern - Potential wäre durchaus vorhanden.


Fazit

Süß, kitschig, langatmig und mit wenig Spannung. So lässt sich „Halo“ von Alexandro Ardonetto am besten zusammenfassen. Besonders junge Leserinnern, die sich an einer langsam Handlung mit viel Kitsch nicht stören, könnte mit dem Buch jedoch glücklich werden.


Pro & Contra

+ flüssiger Schreibstil
+ Grundidee mit Potenzial..

- .. welches jedoch nicht ausgeschöpft wurde
- sehr viel Kitsch & Klischees
- farblose Charaktere
- es kommt kaum Spannung auf

Wertung:

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 1,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5